Ulrich Rausch
Alles Ende ist schwer…
Im ersten Teil hatte ich darüber nachgedacht, warum es auch mal sinnvoll sein kann, ein Programm vom Ende her zu denken und was Kinderzauberer gerne als Schlusssequenz nehmen.
Jetzt soll es um die Funktionsweise einer Schlusssequenz gehen und wie man sie möglicherweise anders gestalten könnte.
Sinn und Zweck
Bevor man mit der Planung der Schlusssequenz beginnt, sollte man einen Augenblick innehalten, um darüber nachzudenken, was deren eigentlicher Sinn und Zweck ist. Anders als bei Sketchen, wo man mit einem Black Out – Prinzip arbeiten kann und das erlöschenden Licht anzeigt, dass jetzt der Gag/das Theaterstück zu Ende ist, brauchen wir eine Vorbereitung auf das nahenden Ende.
Wenn man eine Geschichte erzählt und dabei zaubert, dann sind natürlich die Geschichte, ihre Dramaturgie und die Art, wie sie erzählt wird, das Mittel um das Ende anzuzeigen. Im einfachsten Fall wird das Ende dann mit dem Satz „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute …“ eingeleitet. Im Folgenden geht es aber mehr um ein Nummernprogramm, das nicht auf literarische Hilfsmittel zur Strukturierung zurück greifen kann. Vielleicht sind drei Funktionen des Endteils besonders bedeutsam:
Erinnerung an den Zauberer
Wie möchte ich, dass die Kinder mich in Erinnerung behalten? Was sollen die Kinder, wenn sie gefragt würden, über den Zauberer erzählen können? Auch wenn dies natürlich immer ein Gesamteindruck über die ganze Show ist, glaube ich, dass es richtig ist, das im Schlusspunkt noch einmal zu wiederholen, zusammen zu fassen. Wenn ich der Zauberer bin, der toll manipuliert, wäre am Ende ein Apparate-Kunststück kontraproduktiv, sondern es sollte auch mit einer – vielleicht nur kurzen – Manipulationsnummer enden. Wenn ich der Zauberer bin, dem manches scheinbar schief geht, am Ende aber dann doch nicht, dann wäre dies einen Perspektive für den Schluss.
Egal in welche Richtung es geht, eines wäre mir aber wichtig: Dass sie mich als Zauberer in Erinnerung behalten. Dass heißt, dass es am Ende noch einmal einen guten, starken, vielleicht schnellen visuellen WOW-Effekt gibt.
Dank an …
Am Ende ist immer ein Wort des Dankes angebracht. An den Veranstalter/Organisator, die Kinder, die mitgezaubert haben, einen evtl. Sponsor. Damit das alles nicht in der allgemeinen Aufbruchstimmung untergeht, sollte es vor dem offiziellen letzten Teil passieren.
Ankündigen des Endes
Ich bin damit gut gefahren das Ende anzukündigen. Damit können sich alle, inkl. der Eltern oder Erzieher*innen, drauf einstellen, dass die Kinder gleich wieder aus der Zauberwelt entlassen und in ihre Obhut zurück gegeben werden. Und die Kinder, die unbedingt noch Karussell fahren oder Zuckerwatte essen wollen, oder was auch immer auf ihrer Agenda für den Tag noch steht, sind entspannt, weil das Ende ja kurz bevorsteht und sie dann all das Geplante noch machen können.
Nur eine kleine Idee
Den Schluss könnte man ja schon von Anfang an als Art Running Gag ankündigen. Zu Beginn vor dem ersten Kunststück sagt man: „Ach so, bevor ich meine letzten Trick zeige, möchte ich noch Folgendes …“, und das wiederholt man dann mit dem immer gleichen Wortlaut vor jedem Trick. Bis man dann zum wirklichen Schluss kommt. Wenn der Gag gut läuft, immer mit der Hand an den Kopf fassen oder einer anderen Geste verbunden wird und er richtig getimet ist, dann hat er nicht nur großes komisches Potential, sondern die Kinder können ihn dann auch mitsprechen, wenn man sie beim dritten oder vierten Mal fragt: „Was wollte ich jetzt eigentlich sagen?“
Und sollte man nach dem offiziellen Schluss noch Zugaben geben? Sie werden es schon ahnen:
Fortsetzung folgt