Bausteine für ein Kinderprogramm (3)

Ulrich Rausch

Alles Ende ist schwer…

In dem ersten beiden Teilen hatte ich darüber nachgedacht, warum es auch mal sinnvoll sein kann, ein Programm vom Ende her zu denken, was Kinderzauberer gerne als Schlusssequenz nehmen und was die Funktion der Schlusssequenz ist, und wie man sie dementsprechend gestalten kann.

Jetzt soll es abschließend um Zugaben geben und Autogrammwünsche gehen.

Zugaben

Wenn Zuschauer eine Zugabe wünschen, dann ist dies meist Ausdruck der Wertschätzung, Ausdruck dass es ihnen gut gefallen hat. Anders als in der italienischen Oper, in der es da-Capo-Arien gibt, wird der Wunsch erst nach dem Ende des regulären Programm ausgedrückt. Soll man dann diesem Wunsch nachkommen?

Gegen eine Zugabe spricht, dass bei einem ins Detail durchkomponiertem Programm ein Endpunkt in der Komposition gesetzt wurde, der durch eine beliebige Zugabe verwässert würde. Ausnahme wäre natürlich, wenn man die Zugabe mit einplant. Aber dann steht man vor dem Problem, dass man nicht sicher sein kann, ob sie auch jedes Mal spielen werden kann, wenn z.B. die Zuschauer aus welchem Grund auch immer keine Zugabe wünschen. Und Zugabe-Rufe auf irgendeine Weise selber zu inszenieren, sei es dass man darauf hinweist, dass man eine geben würde, wenn es denn nur lautstark gefordert wird oder man Helfer im Publikum hat, die dies provozieren sollen, ist für mich vollkommen abwegig. Kinder sollen und dürfen während der Vorstellung ihre echten Gefühle zeigen, aber keine „künstlich“ erzeugten oder herbeigeredeten.

Für eine Zugabe spricht, dass es einerseits der Künstler-Seele schmeichelt, wenn es den Kindern gefallen hat und sie noch mehr wollen. Andererseits ist man ja gekommen, um die Kinder zu erfreuen, wenn man ihnen also einer (zusätzliche) Freude bereiten kann, warum dann nicht?

Ich habe für mich ein paar Grundregeln aufgestellt. Ich gebe eine kleine Zugabe unter folgenden Umständen.

  1. Nur in einem reinen Nummernprogramm. Wenn das Programm eine Geschichte ist („Der kleine Zauberer will Hofzauberer werden…“), gibt es keine. Die Geschichte hat eine Ende, dass ich nicht wieder öffnen oder erweiterten möchte.
  2. Der Wunsch nach einen Zugabe muss von den Kindern kommen.
  3. Die Zugabe ist kurz, visuelle und ohne großen Aufwand.
  4. Sie findet ohne Zuschauerbeteiligung statt.
  5. Es gibt genau eine Zugabe – nicht mehr.

Autogramme geben

Manchmal kommen Kinder nach der Vorstellung und wollen, weil es Ihnen gefallen hat, eine Autogramm. Und dann halten sie mir Servietten oder was auch immer hin, das ich bitte unterschreiben soll. Irgendwann habe ich mir dann mal 3 Autogrammkarten mit verschieden Motiven drucken lassen. Und das Procedere sieht heute bei mir so aus: Die Kinder, die auf der Bühne mithelfen, dürfen sich eine der drei Karten aussuchen, ich unterschreibe sie schnell und die Kinder nehmen sie auf den Platz.

Es ist meine kleine Erinnerung für das mitwirkende Kind. Und alle anderen Kinder haben mitbekommen, dass der Zauberer Autogrammkarten hat, so dass in der Regel Kinder kommen und fragen, ob sie auch eine haben können. Was mir sehr recht ist, denn so verteile ich meine Adresse, halte meinen Namen im Gedächtnis, ohne dass ich irgendjemand Visitenkarten aufdrängen muss. Und ich habe noch eine bisschen Zeit dabei mit den Kindern zu plaudern.

Eine Ausnahme gibt es: Bei dem Theaterstück „Der kleine Zauberer will Hofzauberer werden“ gibt es keine Autogrammkarten, sondern die mitwirkenden Kinde bekommen ein bereits unterschriebenes zusammengerolltes Plakat als Dank. Beim ersten Kind zeige ich es im ausgerollten Zustand und rolle es schnell zusammen, die übrigen sind fertig zusammengerollt. Wenn Kinder im Anschluss an die Vorstellung auch eines haben wollen, verschenke (sic!) ich diese gerne, und mache kein Geschäft daraus, indem ich sie verkaufe.

Fortsetzung folgt

2 thoughts on “Bausteine für ein Kinderprogramm (3)

  1. Hallo Ulrich Rausch ‚
    Vielen Dank für die vielen Impulse !
    Die Gedanken zu dem Thema Autogramme haben mich zum Nachdenken gebracht. Ich stelle mir die Frage: sollten die helfenden Kinder zusätzlich mit einem Geschenk
    … Belohnt werden?
    … Entschädigt werden?
    … Für den Mut ausgezeichnet werden?
    Ich habe oft das Gefühl, dass im Publikum fast schon Neid auf die Assistenten entsteht. Ein giveaway für die Helfer könnte das möglicherweise verstärken. Vielleicht ist dies aber auch eher ein Problem der Dynamik in bereits bestehenden Kindergruppen (Kitagruppe, Schulklasse). Mich würden die Einschätzungen und Erfahrunge unserer zaubernden Kolleg/innen dazu sehr interessieren.
    Nochmals danke für den wertvollen Beitrag, lieber Ulrich Rausch. Viele Grüße von Bernhard Raupach (Bernhard der Zauberer)

    1. Vielen Dank Bernhard für Deine Gedanken.
      Bei mir hat die Autogrammkarte für das helfende Kind folgende Funktion: Ich möchte dem Kind eine Erinnerung an unseren Auftritt mitgeben. Und deshalb schreibe ich auf die Karte auch immer (meist schon halb vorbereitet) einen Dankessatz, den ich dann mit dem Namen des Kindes individualisiere. Im Prinzip so wie das Aussteinten-Diplom; Aber ich finde das ein solches Diplom unangemessen ist. also bei mir keine Belohnung, keine Entschädigung und keine Auszeichnung für Mut, sondern ein Dankeswort, dass man mit nach Hause nehmen kann.

      Ulrich

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert