Bausteine für ein Kinderprogramm (4)

Ulrich Rausch

Es hat schon angefangen, bevor es beginnt…

In den ersten drei Teilen hatte ich darüber nachgedacht, warum es auch mal sinnvoll sein kann, ein Programm vom Ende her zu denken und wie ein solcher Endpunkt gestaltet werden kann. Heute geht es – folgerichtig – um den Beginn der Show.

Volkmar Karsten hat erst vor kurzem in seinem neuen Buch „Kinder zaubern mit“ ein komplettes Kinderprogramm vorgestellt und hat dabei auch ausführlich die einzelnen Elemente begründet. Auf den Seiten 33 – 45 hat er sich mit dem Anfang beschäftigt, und auch in seinen Buch „Zauber? Kinder?“ (2011) hat er sich auf den Seiten 39/40 mit dem Anfang einer Show beschäftigt.

Ist es da sinnvoll, sich auch noch zu dem Thema zu äußern, vor allem, wenn man mit ihm in den meisten Punkten übereinstimmt? Ja, auch wenn ich jetzt keine grundsätzlichen Überlegungen vorstellen werde, sondern nur 2 Aspekte, die mir zusätzlich noch wichtig erscheinen.

Der unsichtbare Vorhang

Wenn Kinder ins Theater gehen, gibt es für sie einen WHOW-Effekt. Im Zuschauerraum verlöscht langsam das Licht und dann öffnet sich der Vorhang. Und auf der Bühne ist ein echter Wald zu sehen, ein Haus, eine Lokomotive, mit der gleich Lukas über Lummerland fahren wird. Das Öffnen des Vorhangs, der erste Blick auf das Bühnenbild ist ein magischer Moment. Die Kinder, die vorher noch munter durcheinander geschnattert haben, verstummen langsam, betrachten die Bühne und sind gespannt, was da jetzt gleich passiert. Neben dem WHOW wird auch die Aufmerksamkeit auf die Spielfläche fokussiert. Einen solchen Einstieg fände ich auch Ideal – allerdings hat man in den wenigsten Fällen in der Praxis solche Bedingungen. Und so ist die Idee mit dem unsichtbaren Vorhang entstanden.

Das Konzept besteht aus drei Elementen: Einem Bühnenbild, der Beleuchtung und der Möglichkeit per Fernbedienung zu schalten. Das Bühnenbild sollte nicht eine überladene Ansammlung von Glitzerkisten und -kästen sein, sondern eine gefälliges Bild, das Interesse weckt. Da über Geschmack nicht gestritten werden kann, muss jeder und jede für sich selber entscheiden, wie dies aussieht.

Die Bühnenscheinwerfer leuchten die Auftrittsfläche gleichmäßig und hell aus. Das Licht ist mit einer Fernbedienung aus der Hosentasche ein- und auszuschalten.

Wenn die Kinder den Raum betreten, sind die Schweinwerfer ausgeschaltet, das normale Saallicht ist an. Der/die Künstler*in ist neben der Bühne, am Eingang um die Kinder zu begrüßen, wie auch immer er will. Der einzige Ort, an dem er nicht ist, ist die Bühne. Wenn die Show beginnen soll, schaltet ein Helfer das Saallicht aus, wenn möglich bleibt ein Restlich im Auditorium, und der Künstler schaltet die Bühnenbeleuchtung an. Er wartetet einen Augenblick, bis die Kinder sich die Bühne anschauen konnten und betritt dann die Spielfläche. Der „Unsichtbare Vorhang“ hat sich gehoben.

Es gibt nur einen ersten Eindruck

Der Volksmund sagt, dass es nur einen ersten Eindruck gibt. Bei der Gestaltung der Anfangssequenz würde ich mir genau überlegen, welchen ersten Eindruck die Zuschauer von mir als Zauberer bekommen sollen. Nicht alles davon kann ich beeinflussen, aber ich kann mir Gedanken drüber machen, wie ich „rüber“ kommen möchte und ob ich dies irgendwie gestalten kann.

Fortsetzung folgt

Lese-Tipp

Volkmar Karsten: „Kinder zaubern mit“ – Wie man Kinder aktiv am Programm beteiligt, 2020, Bremerhaven ISSN 21921-977

2 thoughts on “Bausteine für ein Kinderprogramm (4)

  1. Hallo an alle fleißigen Leser!
    Ich möchte euch kurz meinen Input zu diesem Thema „Unsichtbarer Vorhang“ geben.
    Meine meisten Auftritte finden in Kinderhotels statt wo fast überall ein Vorhang ist.
    Am Anfang ist der Vorhang noch geschlossen und ich befinde mich vor dem Vorhang un d so sehen mich die Kinder schon vorher und breche auch schon ein bischen das Eis
    zwischen Kindern und mir.
    Ich frage dann die Kinder wie wir den Vorhang aufmachen können. Die Kinder sagen meistens aufzaubern oder aufziehen. Meine Antwort darauf ist immer: wir haben noch keinen Zauberspruch. Ich sage eins, zwei, drei und die Kinder sagen dann: Vorhang auf.
    Es tut sich nichts, entweder sie waren zu laut oder zu leise. Der Animateur weiß genau wie er den Vorhang zu bedienen hat. Ich besprechr das immer vorher mit ihnen.
    Damit habe ich zu den Kinder schon einen guten Draht aufgebaut, denn die Kinder haben gleich am Anfang gezaubert.
    Das beginnt schon gleich am Anfang mega lustig.

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