Auftrittsorte Teil 1
Fast 40 Jahre zaubere ich für und mit Kindern. In dieser Zeit bin ich an den unterschiedlichsten Orten aufgetreten. Ab heute möchte ich in loser Reihenfolge darüber berichten, unter welchen Bedingungen Zauber-Auftritte für Kinder stattfinden. Am Ende dieser kleinen Serie veröffentliche ich meine Rangliste, was mir am besten gefällt.
Kindergeburtstag
Der Klassiker, mit dem wir wohl alle angefangen haben, ist sicherlich der private Kinder-Geburtstag. 5 – 10 Kinder, die im Wohnzimmer auf den Sofa-Elementen sitzen, die „Bühne“ befindet sich 2-3 Meter davon entfernt. Die Erwachsenen schwirren irgendwo herum.
Ich mag diese Situation gerne, insbesondere, wenn die Kinder 6 – 8 Jahre alt sind. Die kann ich mit meinen Geschichten „einfangen“ und mit dem Unsinn, den ich dabei rede, auch zu Widerspruch und lustigen Situationen bringen. Das, gepaart mit ausgewählten und bewährten Kunststücken, kommt immer wieder exzellent an. Gut, dass ich nicht immer neue Kunststücke spielen muss – es gibt ja alle 3 Jahre wieder neue Kinder in diesem Alter, die meine Show noch nicht kennen!
Ich spiele in diesem Rahmen immer mein Programm „Zauber?Kinder!“, das ich ja unter diesem Titel auch veröffentlicht habe. Ich habe es etwa 1990 entwickelt, seitdem spiele ich es mit nur kleinen Änderungen. Lediglich der Text wird immer mal aktualisiert. Der Vorteil eines lange gespielten Programms ist klar: Ich kann es auswendig spielen, ohne über irgendetwas nachdenken zu müssen. Und kann mich deshalb komplett auf die Kinder und die Interaktion mit ihnen konzentrieren. So entstehen immer wieder spontan neue witzige Situation, weil die Kinder ja on jeder Vorstellung anders sind.
Gestern zum Beispiel haben wir im Zusammenhang mit der Schirmillusion über Farben gesprochen. Dabei kam mir völlig ungeplant der Satz über die Lippen: „Schwarz – so wie meine Haare.“ Die allerdings schon immer dunkelblond waren… und ein Kind meinte sogar trocken: „Nein. Die sind grau!“ Touchez!
Jedenfalls ein kleiner Gag, den ich künftig öfter mal probieren werde. Mal sehen, welche Reaktionen darauf noch so kommen.
Zu beachten beim Kindergeburtstag
Beim Wohnzimmer-Programm für Kinder gibt es meiner Meinung nach ein paar Regeln, die ich zum Teil auch im Vorgespräch den Eltern mitteile. Denn sie müssen die umsetzen.
- Die Kinder müssen einen Sitzplatz haben. Kinder auf dem Fußboden mag ich nicht, weil ich dann fast zwei Meter über ihnen schwebe. Und sie werden schnell unruhig.
- Mein Auftrittsort darf nicht vor einem Fenster sein. Es lenkt die Kinder ab, wenn sie an mir vorbei in die „weite Welt“ gucken können.
- An meinem Auftrittsort muss ein kleiner Tisch (Höhe ca. 75 cm) stehen, auf dem ich meine Requisiten ablegen kann.
- Ansonsten brauch ich nur eine Spielfläche von ca. 1 x 2 Meter, auf die ich mit einem Kind hinpasse.
- Das Programm beginnt, sobald ich an der Wohnungstür klingle. Denn schon hier umlagern mich bei einem Kindergeburtstag die Kinder. Ich mache Smalltalk mit ihnen, wir gehen zusammen in das Auftrittszimmer, dort setzen sie sich hin und ich packe meine Sachen aus. Immer im Smalltalk mit den Kindern. Wenn ich fertig bin, also nach maximal 5 Minuten, beginnt das Programm.
- Als allererstes bitte ich das Geburtstagskind zu mir, gratuliere ihm förmlich und übergebe ihm ein kleines Geschenk. Zurzeit ist es mein Buch „Im Zauberpark“.
- Jedes Kind soll einmal bei mir auf der Vorführfläche mitspielen, aber nur die, die wirklich wollen. Manche mögen dort nicht stehen, das ist zu akzeptieren.
- Ich versuche, abwechselnd mit einem einzelnen Kind zu zaubern und dann wieder alle gemeinsam in das nächste Kunststück einzubinden.
- Erwachsene (Eltern, Großeltern, usw.) ignoriere ich weitgehend im Geburtstags-Programm. Ich spiele konsequent für die Kinder, denn für die bin ich engagiert. Trotzdem ist das Programm familiengeeignet, so waren auch gestern die Erwachsenen mindestens genau so begeistert wie die Kinder. Woher ich das weiß? Nach der Zaubershow unterhalte ich mich natürlich mit den Erwachsenen – das ist auch gut für Folgebuchungen. Die Kinder sind dann oft schon wieder weg und spielen irgendetwas anderes…
- Mein Programm auf Kindergeburtstagen dauert ziemlich genau 45 Minuten. Inklusive Auf- und Abbau bin ich also ca. 1 Stunde bei der Familie. Ebenso unauffällig, wie ich komme, verschwinde ich dann auch einfach wieder.
Kindergeburtstag im Garten
Weniger gerne zaubere ich auf Kindergeburtstagen im Garten. Aus meiner Sicht gibt es dabei für die Kinder zu viel Ablenkungs–Potential. Ringsherum gibt es viel zu sehen: Blumen, Vögel, Insekten, vorbeifahrende Autos, Flugzeuge, viel Natur…. Alles Dinge, die immer mal kurz den Fokus der Kinder von mir wegnehmen.
Gartenfeste gibt es zudem in der Regel im Sommer. Es ist also gut möglich, dass ich oder gar die Kinder in der prallen Sonne sitzen müssen. Alles schon passiert… Ich meine, die Kinder müssen unbedingt sonnengeschützt sitzen und die Vorführfläche muss so ausgerichtet sein, dass die Kinder die Sonne hinter sich haben. Was beides für mich nicht optimal ist, aber ich halte es aus.
Auch im Freien gilt: Hinter mir muss ein blickdichter Hintergrund sein, damit die Kinder nicht an mir vorbei in die Ferne sehen können. Dazu reicht ein dichtes Gebüsch oder eine Hauswand o.ä. Ich habe früher auch mal eine Spiderwand mit zu Freiluft-Vorstellungen mitgeschleppt. Das erhöht aber den Aufwand immens und schon bei wenig Wind (den wir hier an der Nordseeküste so gut wie immer haben) ist das Ding ziemlich instabil. Seitdem lasse ich das lieber.
Daher mein Fazit: Open air geht auch, mach ich aber nicht gerne. Wenn ich es irgendwie abbiegen kann, verzichte ich darauf.