Der Bauch hat entschieden: Ende!!!

Nicht nur bei Alexandra Popp entscheidet der Bauch über das Ende. Bei mir auch. Bei ihr ging es um ihre Nationalmannschafts-Karriere, bei mir um meinen Urlaub. Das Ergebnis war das gleiche: Ende!

Ich hatte ja bereits gestern über den Fehlstart des Urlaubs berichtet und war dennoch voller Optimismus, dass heute alles besser wird. Das war ein Satz mit X – war wohl nix. Die Katastrophen reihten sich nahtlos aneinander, so dass ich um 14.00 Uhr den geordneten Rückzug nach Bremerhaven angetreten habe. Lehnt euch zurück, entspannt euch und lest, was passiert ist. Und nehmt es ebenso locker wie ich.

Chaos #4

Da ich aus dem Verkehrschaos von gestern gelernt habe, kam mir die phantastische Idee, mir für heute ein Fahrrad zu mieten, damit in das Centrum vom Amsterdam zu radeln und das van-Gogh-Museum und anderes zu besuchen. Kostenpunkt 17,50 € für den ganzen Tag – preiswerter als die Parkgebühr für das Auto in der Innenstadt, zudem gesund und ich kann bis vor die Museumstür fahren.

Gesagt, getan, um 11.30 Uhr saß ich im Sattel und nahm die 7 km in Angriff. Leider stellte sich das Fahrrad als widerspenstig heraus. Der Lenker und das Vorderrad waren nicht aufeinander abgestimmt, alles hatte immer etwas Linksdrall. Und den Sattel konnte ich zwar auf meine Größe hoch stellen, innerhalb von 500 Metern sank er immer wieder herunter, so dass meine Knie beim fahren Besuch an der Nase machten. Über den richtigen Weg war ich auch nicht sicher und landete zwischendurch unter einer Brücke, wo eindeutig Obdachlose campierten. Zum Glück waren sie gerade nicht zu Hause.

Nach diesen Erfahrungen gab ich auf und fuhr zurück ins Hotel und gab das Fahrrad um 12.15 Uhr wieder ab. Immerhin bekam ich 4,50 € vom Mietpreis zurück, weil jetzt der günstigere 3-Stunden-Tarif gewertet wurde. Hurra. Hab mir von dem Geld einen Cappuccino aus dem Automaten gekauft.

Chaos #5

Nun beschloss ich, mit Otto in die Stadt zu fahren und einfach das nächstgelegene Parkhaus aufzusuchen. Google Maps sei Dank, ich landete direkt auf Anhieb vor dem van Gogh-Museum. Fehlte bloß noch das Parkhaus. Das war sinniger Weise auf der entgegengesetzten Straßenseite – und hatte eine Höhenmessung vor der Tür. Auf den ersten Blick sah ich, dass sie in meiner Kopfhöhe war, das Auto also definitiv nicht da rein passen würde.

Ich fuhr also weiter und suchte einen Parkplatz oder ein anderes Parkhaus. Innerhalb von 5 Minuten hatte ich dabei mal wieder die Orientierung verloren und bin 2 mal etwa 100 Meter weit mit dem VW Bus auf Fahrradwegen gefahren, um wieder eine Straße zu erreichen. Das ist zur Nachahmung ausdrücklich nicht empfohlen. Andrerseits war ich in Florenz auch schon einmal mit meiner Ente auf einem Platz mitten in der Fußgängerzone gelandet. Zwei Polizisten haben mich aber wieder weggeschickt. 🙂 Kostete mich später 120 € Strafe, ich wurde gefilmt.

Schließlich fand ich ein zweites Parkhaus. Genau gegenüber einer Schule, die scheinbar gerade Pause hatte, jedenfalls standen da ca. 100 Jugendliche und bestaunten mich. Auch hier gab es eine Höhenmessung am Eingang, an die ich heranfuhr. War haarscharf. Passt es oder nicht? Ich hab fragend 2 Teenies angeguckt – ein Mädchen schüttelte den Kopf, ein Junge zeigte an: Noch 2 cm Luft. Das war mir zu riskant und ich habe auf der engen Straße, bestaunt von vielen Zuschauenden, gewendet und habe aufgegeben. Zurück zum Hotel. 22 € Eintritt für das Museum in den Sand gesetzt. Gesamtschaden bis jetzt also 35 €.

Heldenhafter Entschluss

Auf der Rückfahrt zum Hotel wurde mir klar: Diese Stadt liebt mich nicht. Ich beschloss also, sie sofort zu verlassen. Nur wohin? Weiter nach Münster? Dann müsste ich für diese Nacht noch eine Unterkunft bezahlen, da ich in Amsterdam für 2 Nächte gebucht hatte. Und keinen Bock hatte ich inzwischen auch ganz viel. Also beschloss ich: Zurück nach Bremerhaven. Sofort. Leider wollte mir die nette Dame an der Rezeption den Hotelpreis für die Nacht nicht erstatten, als ich mal nachfragte. „Not refundable!“ Noch einmal 65 € zum Teufel. Zusammen also innerhalb kürzester Zeit 100 € in den Sand gesetzt. Das muss mir erst einmal jemand nachmachen.

War es das alles wert?

Diese Frage stellt sich jetzt, bzw. schon auf der Rückfahrt natürlich. 100 € für nix. Ist es das wert? Ich würde sagen: Ja. Ich habe alles richtig gemacht. Ich war optimistisch, hatte einen guten Plan, nur hat die Umsetzung leider nicht wie erwartet geklappt. Das mit dem Fahrrad war blöd, aber nicht zu ändern. Immerhin bin ich eine Stunde gefahren – oder zumindest war es etwas Ähnliches wie fahren und ich war an der frischen Luft. Das mein Auto nicht in die Parkhäuser passt – dafür kann Vincent van Gogh nichts. Er wäre wahrscheinlich einfach durch die Höhenschranke durch gebrettert, weil er ohnehin meistens mit Absynth zugedröhnt war. Ob er trotz seines eigenhändig abgeschnittenen Ohres die Teenies verstanden hätte, kann ich ich nicht beurteilen.

Und noch eine Nacht in dem Hotel hätte ich auch nicht ausgehalten. Es war sehr laut da drinnen und auch draußen, und das Bett war extrem unbequem. Für meinen Bauch und dessen Gefühl war es genau richtig, jetzt den geordneten Rückzug anzutreten.

Der Weg war das Ziel

Und last, not least will ich auch nicht vergessen, dass der eigentliche Sinn dieses Urlaubs war, mit Otto spazieren zu fahren. Das hat sehr gut geklappt. Es war für mich äußerst entspannend, die 800 km am Steuer zu sitzen. Die weiteren 30 im Stau und im engen Stadtverkehr vergesse ich einfach mal. Der Oldtimer Bus hat die Strecke ohne Mucken geschafft und es scheint, dass er Autobahn und Landstraße mehr liebt als Stau und enge Straßen. Da sind er und ich uns komplett einig. Absolut faszinierend finde ich übrigens, dass trotz der mehr als 800 gefahrenen Kilometer der Tank immer noch mindestens zu einem Viertel mit Diesel gefüllt ist. Das hatte ich noch bei keinem Auto.

Außerdem weiß ich jetzt, dass ich im Oktober keine Campingausrüstung mitnehmen muss, da geh ich lieber ins Hotel. Das mit dem Camping ist mehr etwas für den Sommer. Und ich hab wieder einmal festgestellt, dass ich nicht mehr in die großen Städte fahren sollte. Die öden mich an. Leider habe ich nicht auf den klugen Rat eines jungen Freundes gehört, der mir geschrieben hatte: „Ich würde eher Rotterdam, den Haag oder Eindhoven empfehlen. Alles mehr typisch Niederlande, nicht ganz so voll, schön und groß genug für ein Haufen Restaurants und Sehenswürdigkeiten. Wobei du Amsterdam und allgemein alle Städte in Holland glaube richtig genießen könntest und auch anders erfahren würdest, hättest du dein E-bike dabei.“ Woher weiß der das alles? Und wieso hab ich nicht auf ihn gehört? Mach ich sonst immer. Wir sollten viel mehr auf die jungen Leute hören.

Und letztlich finde ich, dass mit diesen vielen positiven Erkenntnissen ein Lehrgeld angemessen ist. Jetzt mache ich zwei Tage Urlaub zu Hause und werde dann am Donnerstag noch nach Lübeck zur Zauberer-Versammlung reisen.

Nachtrag

Das beste kam zum Schluss: Als ich die niederländisch-deutsche Grenze überquert hatte, wurde der Verkehr über einen Rastplatz geleitet, auf der Polizeikontrolle stand. Der junge Polizist winkte mich zwar durch, aber ich hielt trotzdem an und konnte mir nicht verkneifen zu sagen: „Geil. Das ist ja wie vor 50 Jahren. Da hatte ich eine Ente und Vollbart und wurde jedes Mal heraus gewunken und kontrolliert!“ Er grinste und sagte nur: „Da war ich noch gar nicht geboren.“ Und wünschte mir gute Fahrt.
Ja, da war er noch nicht geboren. Aber wenn er 70 ist, werde ich schon nicht mehr leben. So gleicht sich alles im Leben aus! 🙂

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