Braidon Morris DVD „Kinder, Kinder“
Im Dezember 2020 hat Braidon Morris eine DVD mit dem Titel „Kinder, Kinder – Da geht die Luzie ab“ herausgegeben, in der er sich mit Kinderzauberei in Theorie und Praxis beschäftigt. Erhältlich ist die bei Braidon Morris direkt für 30,00 €. Ich habe mir die DVD gekauft und angesehen. Hier ist meine Meinung dazu.
Inhalt
Inhalt: Die DVD hat eine Laufzeit von ca. 90 Minuten. Die ersten 20 Minuten referiert Braidon generell über die Zauberkunst für Kinder. Dabei befasst er sich ausgiebig mit dem Schwerpunkt Zaubern in Kitas, bis hin zur Sitzordnung der Kinder und dem Tipp für eine Absprache mit dem Personal, wer sich um weinende Kinder kümmern soll.
Im Folgenden geht er zunächst auf sein Programm „Alle meine Tiere“ ein, ehe er dann noch zu 12 Tricks Hinweise, Variationen und Anwendungsmöglichkeiten liefert.
So weit, so gut bis hierher.
Das Eingemachte
Kommen wir aber zum „Eingemachten“, so tauchen doch einige Fragezeichen am Horizont auf. So sagt Braidon in seinem Anfangsvortrag, dass es keine allgemeingültigen Wahrheiten für das Zaubern mit Kindern gibt oder er empfiehlt eine Länge von 25 – 30 Minuten für ein Kinderprogramm. Beide Aussagen teile ich so nicht, völlig hinter ihm stehe ich allerdings bei folgenden Aussagen:
- Persönliche Werbung mit roll-up etc. gehört nicht auf eine Kinderbühne
- Man sollte sich bemühen die Kinder als Verbündete zu gewinnen
- Alles zum Thema Feuer, Gewalt, Alkohol gehört nicht ins Kinderprogramm
- Um evtl. weinende Kinder müssen sich Erwachsenen sofort kümmern
- Zum Ende der Show soll man alle Requisiten in einem verschließbaren Koffer haben
- Nicht über Kinder lachen, aber gerne mit ihnen
- Kinder nicht veralbern, sondern zauberhaftes Mitmachtheater spielen
- Kindern gegenüber Respekt beweisen
Hier befindet er sich auf guten Wegen und spricht Themen an, die man nicht oft genug sagen kann.
Der Teufel im Detail
Wie immer steckt der Teufel aber auch hier im Detail. So passt es nicht in den theoretischen Rahmen, wenn er dann später empfiehlt, ein Kind, das durch Hereinrufen stört („Ich weiß, wie das geht!“), auf die Bühne zu holen und seine falsche Ansicht sagen zu lassen: „Einfach mal nach vorne holen und auflaufen lassen.“ Ich finde, man kann sich respektvoller gegen störende Kinder wehren.
Ebenfalls unverständlich ist dann seine Begeisterung über die Terry Herbart – Variante des Lichtetuis, die Braidon für Kinder ab 8 empfiehlt: Terry bezeichnet die Metallhülse als Dynamitstange (und hat sie auch so dekoriert), gibt sie einem Kind, zündet sie an und geht weg. Braidon meint: „Es ist ein lustiger Anblick, wenn so ein kleiner Knirps da steht mit so einer Dynamitstange und der Zauberer sucht das Weite.“ Das sei skurril und lustig – ich finde, das ist respektlos und passt zudem nicht zu der Aussage „kein Feuer, keine Gewalt“.
Und ob es wirklich gewaltlos ist, Rocky Racoon vor den Augen der Kinder in einer überdimensionierten Mausefalle zu fangen und darin sterben zu lassen, wage ich ebenfalls zu bezweifeln. Und selbst Braidon meint dazu: „Es war mucksmäuschenstill…“ Warum wohl?
Gute Ideen und Erfahrungen
Im zweiten und dritten Teil der DVD geht Braidon auf Ideen und Erfahrungen aus seinem Kinderprogramm „Alle meine Tiere“ und weitere Tricks ein. So stellt er seine Tiere Willi Wuff, Kater Karlo und Karl Karnickel vor und beschreibt, wie man um sie herum ein Programm gestalten kann. Das ist sehr interessant, wobei die eine oder andere konkret vorgespielte Szene durchaus hilfreich gewesen wäre. So sagt er zwar: „In der Show habe ich viele Gags drin.“, aber er verrät oder spielt leider keinen einzigen.
Im Weiteren führt er Tricks vor, die er modifiziert hat, oder gibt Tipps für den Einsatz z.B. von Handpuppen, wandernden Knoten und Blitzknoten, Münzenfang, Knots of silk, Schwammbällen oder der Wasserzeitung.
Hier werden einige durchaus gute Ideen mitgeteilt, mit denen die eigene Show erweitert und bereichert werden kann.
Fazit:
Braidon Morris stellt zunächst gute und richtige Grundsätze für die Zauberkunst mit Kindern vor, das Verhältnis von 20 Minuten theoretischem Vortrag und dann ca. 70 Minuten praxisbezogene Darstellung von fast 15 Kunststücken ist gut gewählt. Dabei geht er auch auf Einzelheiten zu seinem Kinderprogramm ein, die zum Weiterdenken inspirieren.
Zudem geht Braidon geht dabei von der richtigen Voraussetzung aus, das jeder Trick zu einem Kunststück im Kinderprogramm werden kann, wenn man ihn kindgerecht vorführt. Aber insbesondere im letzten Teil geht er nicht ausreichend darauf ein, wie das praktisch aussehen müsste. So gibt er zwar wertvolle Tipps zur kindgerechten Vorführung z.B. der Wasserzeitung in einem anderen Gewand (siehe Fotos unten), Schwammballproduktion oder des Münzfangs, aber bei anderen Tricks bleibt es doch zu Erwachsenen-lastig.
Ein „No go“ und Widerspruch zu den Ausführungen im ersten Teil sind die Dynamitstange, die Mausefalle, die zu Rocky Racoons Sterben auf der Bühne führt oder das Auflaufen lassen eines (störenden) Kindes.
Insofern hat die DVD für mich Licht und Schatten, aber durchaus auch inspirierendes Material zu bieten.
Meine Bewertung daher 3 von 5 Zauberzwergen.
Ich kann mir zwar kein eigens Urteil erlauben, da ich diese DVD nicht persönlich gesehen habe, aber aufgrund dieser Rezension – und da vertraue ich voll und ganz auf den Autor – fällt mir als erstes ein: „Schuster bleib bei Deinen Leisten!“
Was nützt die beste Kreativität, wenn der richtige Umgang mit Kindern (bzw. die Einstellung dazu) offensichtlich nicht gegeben ist…
Da drängt sich leider der Verdacht auf, dass hier lediglich ein neuer Geschäftszweig erschlossen wurde. Schade!