Ein Blick in die Glaskugel

Die Fotos stammen von MS word Cliparts, wenn nicht anders angegeben

Corona und kein Ende. Corona und kein Ende? Corona hat ein Ende! Aber wann? Darüber möchte ich heute ein wenig im Kaffeesatz lesen und Überlegungen anstellen, was wir Zauberkünstler*innen in der Zwischenzeit machen können.

(Am Ende des Artikels ist eine Umfrage: „Wie lange dauert Corona noch?“ – Teilnahme erwünscht 🙂 )

Zurzeit liegt die Zauberkunst brach, wie viele andere Bereiche auch. Das ist zumindest für diejenigen Kolleg*innen ein herber Schlag, die hauptberuflich zaubern, denn ihnen ist die Lebensgrundlage genommen. Selbst dort, wo es aufgrund von Lebensgemeinschaften mit Personen, die noch über regelmäßiges Einkommen verfügen, nicht zu wirklichen Notlagen kommt, fehlt doch ein großer Teil der eingeplanten Haushaltseinnahmen.

Was ist zu tun? Wie kann eine Perspektive aussehen?

Sehen wir zunächst den Tatsachen ins Auge: Es gilt deutschlandweit ein Kontaktverbot, das auch erst komplett aufgehoben werden kann, wenn es einen Impfstoff oder eine Arznei gegen Corona gibt. Das wird aber realistisch frühestens im Frühjahr 2021 erwartet. Zurzeit gilt zudem ein Verbot für Großveranstaltungen. Die Gastronomie, Freizeiteinrichtungen und Theater sind geschlossen, Schulen und Kitas laufen nur schleppend im Schmalspurbetrieb mit kleinen Gruppen wieder an.

Das bedeutet im Klartext: Die wichtigsten Auftrittsorte für Kinderzauberer fallen nahezu komplett weg. Private Geburtstagsfeiern, Sommerfeste, Auftritte in Schulen, Kindertagesstätten, in Freizeiteinrichtungen, in Urlaubsgebieten – alles zurzeit unmöglich. Aber für wie lange?

Auf welchen Zeitraum muss man sich einstellen?

Wie oben beschrieben, werden größere Ansammlungen, wie z.B. Zaubervorstellungen, erst wieder möglich sein, wenn es einen Impfstoff oder eine Arznei gibt. Bis dahin werden bestenfalls kleine Gruppierungen aufeinandertreffen dürfen, die die Abstandsregeln einhalten können. Vielleicht Privatfeiern mit begrenzter Teilnehmerzahl. Vielleicht Besuche in der Gastronomie mit ausreichendem Tischabstand. Vielleicht Theaterbesuche mit entsprechendem Sitzabstand. Das wäre m.E. denkbar etwa ab Herbst 2020, sofern nicht die – bereits prognostizierte – „zweite Welle“ der Pandemie eintritt.

Gehen wir einmal von der optimistischen Variante aus, würde das bedeuten, dass Zaubervorstellungen mit eingeschränkter Zuschauerzahl im Herbst wieder denkbar wären. Für Kinderzauberer also vielleicht private Geburtstagsfeiern oder Weihnachtsfeiern, wenn die Organisatoren entsprechende Abstände sicherstellen können. Zaubervorstellungen für Kinder in Theatern sind selten, aber denkbar. Ich könnte in meinem Zaubertheater die Bedingungen schaffen, hätte aber natürlich dadurch weniger Zuschauerplätze.

In Schulen und Kitas wären die Bedingungen auch einzuhalten, allerdings wird es nach Aussagen von  Bundes-Bildungsministerin Karliczek und dem Virologen Prof. Drosten eher 2021, bis wieder komplette Schulklassen oder Kitagruppen in den Einrichtungen zusammenkommen. Bevor das nicht der Fall ist, würde ich als ehemaliger Leiter einer Grundschule keine gemeinsame Sonderveranstaltung, z.B. mit einem Zauberkünstler, initiieren. Erst muss der Alltag laufen, dann kann man sich um besondere Events Gedanken machen. Wobei – Keine Regel ohne Ausnahme… Wenn es ein Angebot gibt, dass man einfach nicht ablehnen kann? (Mehr dazu siehe unten)

Was wäre möglich, um jetzt Geld zu verdienen?

Es wird also schwierig in absehbarer Zeit mit der Zauberkunst für Kinder in der bisher bekannten Form Geld zu verdienen. Kreativität und neue Wege sind daher gefragt. Darum soll es jetzt gehen, denn in Pessimismus und Passivität zu ersticken hilft auch nicht weiter. Und neue Kredite, die man jetzt vielleicht bekommt, müssen auch irgendwann zurückgezahlt werden.

Was also tun? Vielleicht hilft die folgende Sammlung von Gedanken weiter oder gibt zumindest Anstöße. Manche davon sprechen direkt die Zauberkunst für Kinder an, manche generell die Zauberkunst, aber die meisten Kinder-Zauberkünstler zaubern ja ohnehin auch für Erwachsene.

Zwischenfrage: Gibt es überhaupt jetzt einen Markt, der Honorare zahlen könnte?

Ja, den gibt es nach wie vor, auch wenn er natürlich rein von der Menge her zurzeit deutlich kleiner ist: Es gibt viele Menschen, die „systemrelevant“ sind und normal arbeiten und verdienen. Es gibt sehr viele Angestellte und Beamte im öffentlichen Dienst und sehr viele Rentner und Pensionäre, die zurzeit alle keine Verdienstausfälle haben. Sicherlich gibt es noch weitere finanziell abgesicherte Personen – und dieser gesamte Markt inklusive deren Kinder hat zurzeit wenig Abwechslung im Alltag und ist vielleicht über ein Angebot sogar dankbar…

Werden wir also konkreter, welche Aktivitäten in der näheren Zukunft denkbar sind um Einnahme-Auftritte zu generieren.

Zauberauftritte anders:

  • Straßenzauberei mit Abstandssicherheit „auf Hut“ wäre wieder denkbar bei Öffnung von Parks, Spielplätzen oder Innenstädten. Wobei weniger das Ziel wäre eine „Crowd“ zu bilden als vielmehr schnell, aber unterhaltsam und wirkungsvoll „zum Hut“ zu kommen.
  • Eine Vorstellung online spielen, entweder gegen Eintritt oder gegen Spende. Beides ist technisch relativ einfach umsetzbar, wie wir ja schon gesehen haben. Ich persönlich würde eine reine (Kinder)Show vorziehen, die Smalltalk-Varianten von #savetheart und #magicathome sind nicht mein Geschmack
  • „Privat“-Buchung über z.B. skype als Geburtstagsüberraschung bietet u.a. Minze in Moers-Vennikel an. Baut man diese Idee zum längeren Programm aus, kann man dafür m. E. durchaus ein Honorar verlangen. Ein Kind bekommt eine persönliche Geburtstagsvorstellung geschenkt, sogar interaktiv.
  • Sollte Außen- oder gar Innengastronomie mit Einschränkungen bald wieder möglich sein, wäre dort close-up Zauberei oder stand-up Varianten gegen Honorar oder auf Hut in Absprache mit den Gastronomen möglich. Letztere würden aber mit ziemlicher Sicherheit wegen ihrer zurzeit ebenfalls desolaten wirtschaftlichen Lage eher keine festen Honorare zahlen.

Wichtig: Bei all diesen Angeboten muss man sich mittelfristig auf „kontaktlose Zauberkunst“ konzentrieren, also Kunststücke auswählen, die ohne direkte Assistenz von Zuschauern vorgeführt werden können.

Andere Einnahmequellen

  • Manche Künstler*innen haben neben ihren reinen Zauberauftritten eine Art Merchandising entwickelt, das natürlich jetzt sehr gezielt den potentiellen oder Stamm-Kunden angeboten werden kann, also z.B. Videos, CDs, T-Shirts, schriftliche Veröffentlichungen jeder Art. Ein gelungenes Beispiel dafür ist die Homepage von ZaPPaloTT, dessen „Tomaten-Mark“ – T-Shirt ich auch gerade trage.
  • Wenn Kinder sich zur Unterhaltung Filme ansehen, würden sie sich evtl. auch Aufnahmen von Zaubershows ansehen. Vorhandene oder neu einzuspielende Videos könnten direkt den Stammkunden oder öffentlich angeboten werden.
  • Wer sich schon länger über die vielen Fehlkäufe ärgert, die im Laufe der Jahre das Übungszimmer „vollgerümpelt“ haben, hätte jetzt endlich einmal Zeit auszusortieren und über die gängigen Medien ausgediente Requisiten zu verkaufen. Nebenberufliche Zauberkünstler wie ich sind auch in Corona-Zeiten zum Teil potente Käufer.
  • Wer bisher schon Zauberkurse für Kinder gegeben hat, könnte diese jetzt online anbieten. Die Musikschulen machen dieses System zurzeit für Musikunterricht vor.
  • Wer generell Seminare für Zauberkünstler gibt, kann auch diese jetzt (online) anbieten: Als 1:1 Seminar für Kolleg*Innen zur Fortbildung, als Präsentation im Netz oder eben in Schriftform. Es gibt auch jetzt noch viele Zauberkünstler*innen, die finanziell abgesichert sind und die Zeit nutzen um sich weiterzubilden.
  • Wie wäre es, jetzt schon Auftritte für 2021 zu verkaufen? Bei Sofortzahlung gibt es einen Rabatt. Vorauskasse ist im Zeitalter des online-Einkaufs nicht mehr außergewöhnlich. Und wenn man als Kunde dabei auch noch sparen kann…
  • „Crowd-funding“ initiieren,  mit dem ein neues Zauberprojekt (-programm) über öffentliche Spendensammlung finanziert wird.

Ganz andere Ideen

  • Ist es möglich, eine vielleicht sowieso angedachte zauberische Auszeit oder eine Fortbildungsphase, ein Buchprojekt o.ä. vorzuziehen und jetzt umzusetzen? Um dann 2021 wieder voller Elan einzusteigen? Das bringt zwar aktuell keine Einnahme, aber dafür vielleicht eine doppelte nach der Pause.
  • Gibt es vielleicht eine berufliche Alternative auf Zeit? Das ist zugegeben aktuell schwierig, aber nicht ausgeschlossen. Schüler und Studenten, die sonst in der Gastronomie jobben, weichen zurzeit auch in die Erntehilfe aus. Ehemalige Ärzte und Pflegerinnen melden sich freiwillig in Krankenhäusern.
  • Gibt es passende finanzielle Förderprogramme? Ich denke es lohnt sich, alle Förderprogramme von Bund, Ländern und Kommunen zweimal zu lesen und ggf. kreativ auszulegen.

Ausblick: Wichtig ist jetzt den Plan B in der Schublade zu haben

Die gute Nachricht in der Krise ist: Irgendwann ist Corona vorbei. Es wird dann einen Impfstoff oder eine hilfreiche Arznei geben und der normale Alltag wird wieder einkehren. Ich tippe, das wird Frühjahr / Mitte 2021 der Fall sein. Dann wird es Aufbau-Programme für die Wirtschaft geben und auch einen Nachholbedarf an kulturellen Veranstaltungen, wie z.B. Zaubervorstellungen auch und gerade für Kinder.

Darauf sollten wir uns bereits jetzt vorbereiten und gezielt vorarbeiten. Das bedeutet, den Plan zum Neustart fertig in der Schublade zu haben und dann pünktlich parat zu sein!

  • Es ist jetzt wichtig, Kontakte zu den Stammkunden zu pflegen. Vielleicht nur per kurzem Durchhalte-Gruß, vielleicht auch etwas intensiver mit Hinweis auf Merchandising-Angebote oder eben mit der Option, bereits jetzt für 2021 zu buchen (evtl. sogar mit Rabatt). Lasse nicht zu, dass deine Kunden dich in den Wirren der Krise vergessen.
  • Jetzt ist die beste Gelegenheit Programme zu verbessern oder neue Programme zu erstellen. Du kannst dann beim Neustart damit punkten.
  • Jetzt wäre auch die Gelegenheit zu überlegen, ob mit Merchandising-Material beim Neustart zusätzliche Einnahmen zu generieren wären. Das Material könnte jetzt hergestellt werden.
  • Jetzt ist die beste Gelegenheit, die Requisiten auf Stand zu bringen und den Fundus zu entrümpeln. Überflüssiges kann dabei sogar zu Geld gemacht werden

Also: Auch in der Krise hilft es überhaupt nicht, tatenlos zu Hause zu sitzen, so schwer es auch fallen mag, sich produktiv aufzuraffen.

Aber wer den Kopf in den Sand steckt, wird in den Arsch getreten! Oder knirscht zumindest morgen mit den Zähnen.

Umfrage: Wie lange dauert Corona noch?

Zum Abschluss noch eine kleine Umfrage. Ich bin gespannt, was du meinst, wie lange sich die Corona-Einschränkungen noch hinziehen. Über eine große Beteiligung würde ich ich freuen.

Ab wann kann man wieder normale Zaubervorstellungen spielen?

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