Ulrich Rausch
Während der Lockdown weiter geht, sind für Künstler trotz der ersten leichten Lockerungen, die in den nächsten Tagen greifen sollen, existentiell in ihrer Not bedroht: Alle gebuchten Auftritte sind über Nacht gecancelt worden, wann und wie es weiter geht, ist nicht vorhersehbar und die meisten Unterstützungsmaßnahmen, die die Regierungen installieren, sind für Zauberkünstler ohne Bedeutung, weil sie in den wenigsten Fällen die vorgegeben Kriterien erfüllen können.
Und während ich so für den Zauberzwerg-Blog am schreiben bin, ist mir heute eine Idee gekommen, die ich hier gerne zur Diskussion stellen möchte. Und Diskussion ist hier wörtlich gemeint: Unten kann man in der Kommentarfunktion etwas dazu schreiben. Darum bitte ich ausdrücklich!
Ich weiß, dass meine Idee nur einen kleinen Teil der Künstler treffen wird, aber ich meine, wenn sie auch nur einem einzigen ein bisschen helfen könnte, ist es wert über sie nachzudenken.
In den letzten Wochen sind international viele Zauberkongresse verschoben worden. Wegen der staatlichen Restriktionen und aus Gründen der gesundheitlichen Unversehrtheit von Künstlern und Besuchern finden sie nicht zu dem ursprünglichen Termin statt.
Die Veranstalter haben sich entschieden, die Kongresse nicht abzusagen, sondern sie zu verschieben, teilweise um eine halbes Jahr (Turin) oder auch ein ganzes Jahr (Fürstenfeldbruck / Bad Aussee usw.). Die Buchungen der Gäste behalten ihre Gültigkeit und man verspricht das identische Programm mit den gleichen Künstlern zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden zu lassen. Wer zu diesem Termin nicht kann, der hat jetzt für einen kurzen Zeitraum die Möglichkeit zurückzutreten. Nach diesem Termin gelten wieder die normalen Buchungsbedingungen.
Üblicherweise wurden die Buchungen erst nach Eingang des Kongressbeitrages gültig. Dass heißt, die Veranstalter habe jetzt schon das Geld für die (teilweise ausgebuchten) Kongresse auf ihren Konten. Geld, das dann später auch dafür verwendet wird, die Auftretenden zu bezahlen.
Warum bieten die Veranstalter den Künstlern nicht an, dass sie schon jetzt einen Abschlagszahlung von 1/4 oder 1/3 auf ihr Honorar bekommen, für ihren Auftritt, den sie später auf dem Kongress haben werden?
Im produzierenden Gewerbe ist es üblich, dass man vorab eine Abschlagzahlung leistet. Bei Künstler bisher nicht. Aber was spricht dagegen?
Was spricht für dieses Verfahren?
- Es muss kein zusätzliches Geld eingesammelt werden
- Die Künstler müssen nicht in die Rolle eines Bettlers gedrängt werden, der irgendwelche Almosen erbittet, sondern sie bekommen ihre Leistung bezahlt, die sie später erbringen werden.
- Es ist auch formal steuerlich einfacher zu handhaben als ein Nothilfefond, der Spenden einsammelt, diese dann verbuchen und transparent vergeben muss. Von den ganzen steuerlichen und haftungsrechtlichen Fragen ganz abgesehen.
- Es kann sehr schnell umgesetzt werden, denn das Geld ist da!
Und wenn die schon anbezahlten Künstler nächstes Jahr nicht kommen, weil sie dann evtl. einen besser bezahlten Auftritt haben?
Ich gehe davon aus, das die Künstler, mit denen ich zu tun habe, Ehrenmenschen sind und kommen. Wenn nicht, dann möchte ich Menschen, denen man in der Not hilft, nicht mehr auf einem Kongress sehen. Und man kann diese Abschlagszahlung auch vertraglich rechtssicher machen, indem man ggf. eine Konventionalstrafe vereinbart.
Interessante Idee, die aber in dieser Form an der Realität vorbei geht, zumindest was Bad Aussee angeht.
Der Rücktritt für den Kongress beträgt nicht kurze Zeit, sondern bis Ende Jahr.
Es wird nicht das diesjährige Programm angeboten, da der Kongress abgesagt ist und neu engagiert wird. Welcher Künstler dann auch Zeit hat bzw. engagiert wird, ist derzeit vollkommen offen, bis die Verträge gemacht werden. Daher können natürlich keine Abschlagszahlungen gemacht werden. Der Veranstalter hat übrigens von der Stundung der Kongressgebühren keinen finanziellen Vorteil, da die Verzinsung derzeit bei 0% liegt. Der Vorteil des Veranstalters ist vielmehr, dass er bereits fixangemeldete Teilnehmer hat, und nicht mehr bei 0 anfangt.
Der MRA hat aber aus diesem Grund für die Hilfe von Künstlern einen Hilfefond gegründet in dem derzeit 15.000 Euro Mittel zur Verfügung stehen.
Damit möchte ich nicht sagen, dass die Idee von Ulrich Rausch von der Hand zu weisen ist, wenn es tatsächlich so wäre, dass einfach etwas 1:1 verschoben wird. Wenn aber ein Kongress ein Jahr verschoben wird, müssen die Karten in vielen Fällen neu gemischt werden.
Das ist eine sehr gute Idee, die im Falle des Magica-Kongresses, der auf 2021 verschoben wurde und im Großen und Ganzen wie geplant stattfinden wird, umgesetzt wird: Den Künstlern wurde angeboten, einen Teil der Gage jetzt schon zu erhalten und den Rest, wenn der Magica-Kongress stattfindet. Einige haben das Angebot dankbar angenommen. Eine tolle Entscheidung von den Magica-Organisatoren mit Markus Laymann an der Spitze.
Ich möchte nur darauf hinweisen, dass ich ausdrücklich nur von den Kongressen gesprochen habe, die unter Einbehaltung der Kongressgebühr verschoben werden.
Dass der MRA-Kongress abgesagt ist, war Aufgrund der Öffentlichkeitsarbeit des MRA den meisten Besucher/innen wahrscheinlich gar nicht klar, denn in den MRA Verlautbarungen heißt es immer: „Fröhlich Zauberkongress 2020 auf 2021 verschoben“ (sic!) (Zum Beispiel hier: https://zauberfestival.life/ )
Gut das es hier im Zauberzwerg dazu jetzt eine Klarstellung gegeben hat.
Hallo Volkmar Karsten !
Bei uns in Maria Schmolln (1400 Einwohner Gemeinde Österreich) hat der Kulturausschuss mit den Künstlern so ausgemacht: An die, die abgesagt werden mussten, einfach die halbe Gage zu geben. Was ich wei,ß sind alle voll zufrieden. Es ist auch eine Zauber-Veranstaltung dabei, möchte keinen Namen nennen. Das finde ich schon sehr korrekt.
Liebe Grüße Hermann