Ich werde 150 Jahre alt

Letzte Woche habe ich einen sehr interessanten Artikel in einem Blog gelesen. Er vertritt die These, die Menschheit sollte die Forschung auf die Verlängerung des Lebens konzentrieren. Ein Lebensalter von 300 – 400 Jahren sollte möglich sein. Die wesentlichen Punkte, die dafür sprächen, wären: „Geniale Köpfe würden über Jahrhunderte Innovationen vorantreiben, Machtmenschen und Politiker würden langfristig auf Frieden und stabile Beziehungen setzen, und wir alle hätten einen stärkeren Anreiz, nachhaltig zu leben.“

Ich halte mich zwar weder für genial noch für einen Machtmenschen, aber ich teile durchaus die geschilderte Sicht der Dinge. Ein längeres Leben kann ein großer Vorteil für die Menschheit sein.

Seit letzter Woche lässt mich nun dieser Gedanke nicht mehr los. Befinde ich mich mit meinen 71 Jahren jetzt auf der Zielgeraden meines Lebens? Die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland liegt bei ca. 80 Jahren für Männer.

Oder bin ich im letzten Drittel? Ich habe fest vor 102 Jahre alt zu werden.

Oder habe ich gar erst Halbzeit, weil ich nach dem Lesen des Blog-Beitrags spontan beschlossen habe, mal die 150 als Ziel anzupeilen? Selbstverständlich immer bei bestem körperlichen und geistigen Zustand.

150 Jahr Leben

Wenn ich nun vorhabe, 150 Jahre alt zu werden, habe ich noch mehr Lebenszeit vor mir, als bereits hinter mir liegt. Ich könnte also theoretisch mein komplettes Leben noch einmal leben. Und hätte sogar noch 8 Jahre zusätzlich. Aber will ich mein gesamtes Leben wiederholen? Nein, das wäre totaler Unsinn. Der Wert eines sehr langen Lebens muss  darin liegen, die gesammelte Lebenserfahrung sinnvoll für die Menschheit einzusetzen. Positive Sichtweisen verstärken, Einfluss nehmen zugunsten einer besseren, nachhaltigen Welt.

Ich müsste also mein Wissen und meine Erfahrungen für neue Aufgaben nutzen. Und da das Leben nicht aus arbeiten rund um die Uhr besteht, dürfte ich mir wohl auch weiteren Freizeitaktivitäten und Hobbys leisten.

Was soll ich konkret für unsere Welt tun?

Aus meiner Lebenserfahrung würde ich öffentlich machen, dass die Welt sich schnell und ständig ändert und weiterentwickelt. Technisch zum Beispiel habe ich ein Leben erlebt, das mit einem Radio in der Wohnung begann. Einen Fernseher kauften meine Eltern, als ich etwa 11 oder 12 Jahre alt war. Zur Anschaffung eines Telefons konnten meine Brüder und ich unsere Eltern überreden, als ich 15 war. Festnetz. Hörer mit Kabel am Gerät verbunden. Wir mussten also öffentlich im Flur telefonieren, wo das Gerät stand. Den ersten PC – einen Commodore 64 – kaufte ich gebraucht 1990 mit 37 Jahren und hab von meinem Schüler Jan-Eide (damals 11 Jahre alt) gelernt, wie man damit umgeht.

Später kamen dann Mobiltelefon, private Fernsehsender, Streaming, Internet nach und nach dazu. Es gab immer etwas Neues zu lernen. Ich habe für mich erkannt, dass es im Leben nicht darauf ankommt, z.B. in Schule oder Studium viel Wissen zu lernen, sondern dass es überlebenswichtig ist, das Lernen zu lernen. Jeder Mensch muss Zeit seines Lebens lernen, sich die neuen Entwicklungen und Dinge anzueignen und mit ihnen umzugehen.

Ich könnte mir als eine Lebensaufgabe für die nächsten Jahre vorstellen, diesen Trend weit in die Öffentlichkeit zu tragen. Als Buch veröffentlichen. Müsste dann aber ein E-Book sein. Oder ein Podcast oder Stream oder oder oder

Ich könnte auch mein gesammeltes Wissen über die Natur und deren Phänomene dafür nutzen, das wissenschaftlich zu ergänzen und Konsequenzen für das Weiterbestehen der Menschheit zu erarbeiten. Konkret also vielleicht eine Doktorarbeit in dieser Richtung anzustreben. Dr. Volkmar Karsten – hört sich doch gut an. Hatte ich in den 80ern schon mal angedacht, damals aber verworfen.

Ich könnte auch einfach meine Memoiren, Teil 1, schreiben. Mein persönliches Fazit daraus wäre: Man muss das Leben nehmen, wie es kommt und das Beste daraus machen. Neugierig sein und energisch zupacken, wenn man meint, man kann etwas beeinflussen.

Sehr sinnvoll und lohnend wäre auch, für Kinder und die Einhaltung ihrer Rechte einzutreten. Recht auf Bildung, Recht auf körperliche Unversehrtheit, Recht auf Liebe und Entwicklung. Gleiche Chancen für alle, egal aus welchen Verhältnissen sie stammen und vieles mehr.

Altersweise

Und ich glaube tatsächlich, dass ich all diese Themen mit meinem heutigen Weisheits-Stand viel besser und effizienter angehen könnte, als ich es vor 40 Jahren konnte. Damals, mit 30, wollte ich gemeinsam mit Gleichaltrigen die Welt verändern und verbessern. Wie wohl jede Generation in diesem Alter. Zugleich war das aber auch immer mit einem gewissen Ego verbunden. Der Gedanke, ein erfolgreiches Leben zu gestalten, das auch andere sehen, hatte auch einen hohen Stellenwert.

Heute sehe ich das alles entspannt. Diese Phase meines Lebens, mich beruflich und finanziell gut aufzustellen, habe ich hinter mir. Darüber muss ich mir heute keine Gedanken mehr machen.

Aber soll ich denn die nächsten 79 Jahre nur Monat für Monat auf meine Pension am Monatsanfang warten und dem Staat und der Gesellschaft nichts dafür zurückgeben? Das kann es doch nicht sein.

Ich muss auch künftig ein nützliches Mitglied der Gesellschaft sein, sonst kann ich mir nicht morgens beim Zähneputzen mit gutem Gewissen in die Augen sehen. Ich will da keinen Schmarotzer sehen, sondern einen Menschen, der aktiv für ein besseres Leben arbeitet.

Was auch immer das ist und wie auch immer sich das gestaltet: Spätestens im Jahr 2103 werden wir mehr wissen. Freut euch schon mal drauf.

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