Jahreszeitlich thematisierte Zaubershows – Teil 2

Ulrich Rausch

Teil 1 kannst du hier noch einmal lesen

Während es bei den ersten drei Thesen vor allem um die inhaltliche Gestaltung einer jahreszeitlich thematisierten Zaubershow ging, soll es in den folgenden 4 Thesen mehr um den kommerziellen Aspekt gehen.

These 4: Thematisierte Zaubershows ermöglichen regelmäßige Recalls

Wer nur ein Standard- Kinderprogramm hat, muss bei einer Grundschule warten, bis wieder neue Zuschauer herangewachsen sind, die dieses Programm noch nicht kennen. Also alle 3 bis 4 Jahre kann er oder sie dort wieder engagiert werden. Kein Problem, wenn man nicht davon leben muss, kein Problem, wenn man bereit ist, deutschlandweit zu reisen, denn dann hat man genug Auftrittsmöglichkeiten.

Wenn man aber mehrere Programme zur Auswahl hat, die sich auch deutlich voneinander unterscheiden, dann vergrößert man seine Chance, dass man in viel kürzeren Abständen immer wieder an den gleichen Ort kommen darf. Dies könnte man theoretisch dadurch erreichen, dass man die Programme einfach durchnummeriert „Zaubershow für Kinder I bis IV“, aber viel raffinierter ist es doch, wenn man im Titel den Grund, warum und den Zeitpunkt, wann man engagiert werden könnte, mit angibt. „Willkommen in der Schule“ könnte ein Programm zur Einschulung heißen. Mit den vier Wörtern ist schon alles Wichtige ausgesagt: Zielgruppe, Thema und Zeitpunkt und Ort, wann und wo das Programm passt. Oder: „Im herbstliche Zauberwald“ ein Programm für kurz vor den Herbstferien.

These 5: Thematisierte Zaubershows sind Etikettenschwindel

Ein Gedicht von Eugen Roth über einen Buch-Rezensenten endet damit, dass er nach einiger Zeit das Buch dann auch tatsächlich liest und sich freut, dass es ein bisschen so ist, wie er es beschrieben hat. Für eine jahreszeitlich thematisierte Zaubershow reicht es meiner Meinung nach nicht aus, dass sie „ein bisschen so“ sind. Für mich würde es sich als Etikettenschwindel anfühlen, wenn man an der Oberfläche bleibt und das rote Seidentuch als Taschentuch des Weihnachtsmanns deklariert, um dann damit ein Verschwinden vorzuführen. Oder wenn man nur ein oder zwei thematisch passende Kunststücke – weil es im Handel gerade nichts anderes gab – in das Standard-Programm einbaut. Für mich müsste das ganze Programm zum Thema passen, es sollte eine gewisse inhaltliche Tiefe haben und auch genau das einlösen, was im Titel versprochen wird.

These 6: Thematisierte Zaubershows können religiöse/weltanschauliche Empfindungen verletzen

Ich möchte an dieser Stelle nicht das Thema „Gospel-Magic“ ansprechen, bei dem ja ausdrücklich religiöse Inhalte „verzaubert“ werden, sondern allgemein nur darauf hinweisen, dass nicht alle (Eltern) die gleiche Sicht haben wie ich und bei bestimmten Themen sensibel reagieren. Entweder weil sie sich in ihren religiösen/weltanschaulichen Gefühlen verletzt fühlen oder weil sie der Meinung sind, dass solche Themen/Aussagen in einer weltanschaulich neutralen Schule etc. nichts zu suchen haben. Die Bandbreite reicht hier von Fundamentalisten, die Zauberkunst als Teufelszeug prinzipiell ablehnen bis zu Menschen, die einen etwas anderen als meinen Humor haben und lustig gemeinte Tricks und Bemerkungen gar nicht so lustig finden.

Bei der Auswahl von religiösen Festen als Themenschwerpunkt sollte man also immer eine besondere Sensibilität mitbringen und darauf achten, wie mein Spektakel über die Rampe kommt und ob sich jemand verletzt fühlen könnte.

These 7: Thematisierte Zaubershows sind ein Marketing-Instrument

Schließlich sind diese Shows auch ein wunderbares Marketing-Instrument. Zum einen, wenn ein Programm ganz neu entstanden ist, kann man die Bestandskunden natürlich darüber informieren. Und es klingt ja viel besser, wenn man sich in Erinnerung damit ruft, dass es etwas ganz Neues und Einzigartiges gibt, als in einer Werbesendung darauf hinweist, dass man auch in diesem Jahr das seit 20 Jahren ewig Gleiche anbietet. Für die Kunden zeigt man damit auch, dass man innovativ ist, sich ständig weiterentwickelt und etwas Besonderes anbietet, was nicht jeder Zauberer im Programm hat. Und man bietet nicht nur sich an, aber das hatte ich ja oben schon geschrieben, sondern gibt die Idee, warum und wann man engagiert werden könnte, gleich mit an. Und manchmal warten Grundschulen und Kindergarten auch auf eine Idee, mal etwas Außergewöhnliches zu machen, die sie gerne aufgreifen.

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