Jeden Tag ein neuer Trick

Ulrich Rausch

Die Zeit sinnvoll verbringen

Ich befinde mich nun seit mehr als 3 Wochen in einer Art Quarantäne: Das öffentliche Leben ist quasi lahmgelegt, kein Theater, kein Kino, keine Museen, keine Reisen und kein Sport (na gut, das ist für mich nicht ganz so schlimm).

Ich habe einen Plan für diese Zeit, denn ich kann ja auch nicht jeden Tag 12 Stunden in der Küche stehen und einkochen, dörren, Sirup herstellen und essen (na gut, das Letzte könnte ich im Notfall vielleicht doch).

Und deshalb habe ich einen Plan gemacht: Jeden Tag beschäftige ich mich mit einen Trick. Das kann ein Trick sein, den ich schon länger einüben wollte, einer, den ich schon länger im Programm habe oder auch nur mal das Literaturstudium zu einem Trick. Der Trick des Tages von gestern war:
Jörg Alexanders: „Symphathetische 10“

Die sympathetischen 10

Den Effekt setze ich hier mal als bekannt voraus, da er seit Jahren auf unterschiedlichen Kanälen (Buch, Seminar, Händlerset etc.) beschrieben wurde. Für die, die ihn gar nicht kennen, hier in einem Satz: 10 fabrikneue Spielkarten sortieren sich auf magische Weise in eine von einem Zuschauer zufällig bestimmte Reihenfolge.

Wichtig bei dem Effekt ist, dass die Zuschauer verstehen, dass 10 Pik-Karten in der Original-Reihenfolge vom Ass bis zur 10 genauso in ein Glas gestellt werden und dann nicht mehr angerührt werden. In der Routine sieht es dann wie im Bild links aus.

Meine Frage war: Kann man es optisch noch deutlicher machen, dass ich die Karten nicht mehr anfasse, gar nicht mehr anfassen kann? Und so bin ich auf meine Version gekommen. (Bild rechts) Kleiner Nebeneffekt: Ich brauche kein Tuch mehr um die „Verwandlung“ vorzunehmen, sondern es reicht das Aufstellen des Glases und die Karten sind in der richtige Reihenfolge. Diese Idee habe ich – auch weil ich Zweifel hatte – Zauberkollegen, alles Profis, vorgestellt – und sie ist einhellig durchgefallen: Die Originalversion ist ästhetischer und von der Klarheit besser. Nicht jede meiner Ideen ist eine gute Idee. Eigentlich Schade – muss mal mit meinem Therapeuten ausführlicher darüber reden.

Ein weiterer Gedanke

Ein weiterer Gedanke ist mehr psychologische Art. Nachdem ich die Pik – Karten in das Glas gestellt habe und betone, dass ich sie ab jetzt nicht mehr anfassen werde, schiebe ich das Glas ein paar Zentimeter in Richtung Zuschauer, mit dem nicht gesprochenen Subtext „Weit weg von mir, dass ich sie gar nicht mehr anfassen kann.“ Für die Zuschauer soll nonverbal deutlich werden, er schiebt sie sogar von sich weg, damit er nicht mehr dran kommen kann, die Karten sind näher bei uns und unter unserer Kontrolle. Diese Idee habe ich (vorsichtshalber) bisher noch keinem Zauberkollegen vorgestellt. Auf anraten meines Therapeuten.

Was hat das auf einer Kinderzauberer-Seite zu suchen?

Erst einmal nichts! Aber ich bin dann auf eine Idee gekommen, die das Kunststück für den Kinderzauber wertvoll werden lässt.

Zuerst will ich aber mit ein paar Worten sagen, warum ich den Effekt so liebe: Er ist klar, leicht verständlich und auch Stand Up gut zu zeigen und für den Vorführenden recht einfach. Kurz: Er hat also alle Eigenschaften, die ich von einem guten Kindertrick erwarte. Außer dass er halt mit Spielkarten ist und nicht immer alle Kinder alle Spielkarten kennen oder leicht identifizieren können.

Meine Idee: Zahlen-oder Buchstabenkarten

Und hier meine Idee für den Kinderzauberer: Anstelle der Spielkarten verwende ich entweder Zahlen-Karten oder Karten aus einem ABC-Deck. Beides gibt es von der Firma Piatnik. Das spezielle Spiel muss man sich selber zusammen- und herstellen, aber in der Handhabung ist es dann genau so wie die Sympathischen 10.

Quelle aller 3 Bilder: Ulrich Rausch

Und wenn man sich etwas Mühe macht und Lust zum „Basteln“ hat, kann man auch für jede Vorstellung eine individuelle Variante nutzen. Bei den Zahlenkarten „erscheint“ mit 8 Karten das Datum des Geburtstag-Kindes, oder mit den ABC-Karten ein Name oder Wort, das eine besondere Bedeutung hat. Und wenn man die Karten beim Standard-Schluss sehr schnell auf den Tisch wirft, um zu zeigen das beide Sets identisch sind, fällt hier der Hammer–Abschluss erst einmal gar nicht auf. Erst wenn danach die Karten noch einmal langsam und deutlich gezeigt werden (nebeneinander gehalten werden?) wird der Klimax klar.

Morgen beschäftige mich mit dem „Verschwindenden Elefanten“! Mal sehen wo ich hier einen Elefanten her bekomme. Sonst muss ich mir einen anderen Trick aussuchen. „Der erscheinende Tiger“ – oder etwas in der Richtung.

Bleibt Gesund!
Und seid vorsichtig!

Quelle:

Jörg Alexander. Zauebrkunststücke (Band 1), 2000, München, Seite 53 bis 63

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