In meinem zweiten Beitrag zum Seminar-Wochenende am Hölzernen See greife ich zwei Aspekte auf, die mich bewegen. Zum einen die Diskussion über die Auswertung der Vorführung und zum anderen das Schlusswort von Peter Ulbrich am Sonntagmittag.
Die Auswertung der Vorführungen
Immer mal wieder entflammt am Hölzernen See die Diskussion über die Auswertung der gezeigten Darbietungen. Meistens natürlich, wenn sich jemand falsch oder negativ beurteilt fühlt. So war es auch in diesem Jahr mal wieder. Sozusagen im Osten nichts Neues.
Dennoch möchte ich dazu Stellung nehmen. Sowohl aus meiner privaten Sicht, aber auch, weil ich mit Peter Ulbrich zusammen diese Auswertungshinweise gebe.
Zunächst einmal bin ich generell der Meinung, wer öffentlich auftritt, muss auch damit leben, dass über die gezeigte Darbietung gesprochen oder geschrieben wird. Selbstverständlich freuen sich alle mehr, wenn die Kritik positiv ist. Ist sie aber eben nicht immer. Menschen sehen Dinge nun mal unterschiedlich. Was Anna gut findet, muss Stefan noch lange nicht gefallen. Das dann zu sagen, nennt man Meinungsfreiheit, und es ist gut, dass wir sie in Deutschland haben.
Am Hölzernen See ist das Thema noch verschärfter. Alle, die dort auftreten, wissen, dass später über den Auftritt gesprochen und geurteilt wird. Übrigens positiv wie negativ. Das ist Bestandteil und Sinn des Programms, weil nur durch kritische Bewertung insgesamt für alle, auch die Zuschauenden, neue Impulse und Gedanken entstehen können. Insofern sollte jede*r Auftretende und Zuschauende dankbar sein, dass es diese Form der Rückmeldung gibt.
Kein Dogma, sondern Anregung
Als Teil des Auswertungsteams weiß ich, dass wir unsere Anmerkungen nicht als allein richtige Sichtweise verstehen. Wir sind auch nur Menschen und Zauberkünstler, aber beide mit jahrzehntelanger Erfahrung in diesem Bereich. Wir verstehen unsere Kritik, positiv wie negativ, als Anregung, darüber nachzudenken. Es ist unsere Meinung zu dem Gesehenen, die wir widergeben. Und natürlich sind wir bei jedem Wort der Meinung, dass es sachlich richtig und passend ist – sonst würden wir es nicht sagen.
Ob jemand unsere Meinungen annimmt oder nicht, können und wollen wir aber nicht beeinflussen. Wir hoffen, dass die angesprochenen Punkte zum Nachdenken anregen und die Zauberkunst für Kinder voran bringen. Und uns ist auch klar, dass manche die Kritik annehmen und andere nicht. C’est la vie. Manche freuen sich über Rückmeldung, andere sind beratungsresistent.
Insofern mein Fazit: Auch künftig muss es diese Form der öffentlichen Rückmeldung im Seminar geben (natürlich nicht aus diesem Raum hinaus) und mal immer nicht so aufgeregt sein. 🙂
Das Schlusswort
Nach der Auswertung des Wochenendseminars und der Verabschiedung hat Peter Ulbrich noch einige bemerkenswerte Sätze gesagt. Er hat mir – und wohl auch anderen – damit aus der Seele gesprochen. Deswegen habe ich mir seine Worte besorgt, um sie hier noch einmal für die Weltöffentlichkeit zu präsentieren.
In einer Zeit,
- wo Armeen und Waffen wichtiger sind als Schulen zu sanieren,
- wo Denunzianten zu fördern wichtiger ist als Lehrer auszubilden,
- wo durch Verbote Macht demenstriert wird,
- wo trotz Inflation der Alkohol kaum teurer wird, der Quark aber das Doppelte kostet,
- wo Hasch legal wird und Schulen Jogginghosen verbieten,
- wo die Menschheit langsam verblödet,
- wo ez.B. eine Schockemöhle einen Baerbock heiratet und sich dann Schockbaer nennen darf,
- wo die KI gerade zur rechten Zeit kommt,
- wo Unterhaltungen fast nur noch über die sozialen Medien geführt werden,
- wo solche Seminare wie dieses hier zukünftig nur noch über zoom u.ä. laufen,
- wo Spielplätze, Schulen und Kitas geschlossen werden
ist es unsere Berufung oder Aufgabe, wenigstens den Kindern die Phantasie zu erhalten.
Das ist der Grund, warum wir uns hier seit 25 Jahren treffen, um von und mit Berufskollegen zu lernen und nicht in Routine zu erstarren.
Danke, Peter, für dieses Worte und die Organisation des Treffens. Ich freue mich jetzt schon auf 2024.
Lieber Volkmar,
grundsätzlich wirklich gute Gedanken, die ich durchaus teile. Ich bin auch der Meinung, dass konstruktive Kritik einem immer weiterhelfen kann.
Ich bin ja nun einer von denen, die ziemlich gut wegkamen bei der Bewertung, insofern spreche ich natürlich aus einer sehr bequemen Position.
Aber ich möchte mal in einem „Bild für Fußball“ schreiben, um zu verdeutlichen, was ich meine:
Meiner Überzeugung nach muss ein Trainer nicht besser Fußballspielen können als der Profi. Kompetenz heißt nicht, dass ich es als Trainer besser kann. Als jemand, der als Fachmann von außen auf die Situation auf dem Spielfeld blickt, muss ich das Spiel besser lesen können als der Spieler und ihm Tipps geben, wie er sein Spiel optimieren kann.
Allerdings sieht es anders aus, wenn ich als Trainer plötzlich die Bank verlasse und aufs Spielfeld gehe, um selbst zu spielen. In dem Fall werde ich auch an meinen Leistungen als Spieler gemessen, obwohl ich vorher als Trainer agiert habe….!
Die kritischen Anmerkungen bezüglich der Vorführungen unserer Kollegen hatten zum Teil möglicherweise ihre Berechtigung. Ihr habt ja zurecht betont, dass es EURE Einschätzungen sind.
Schwierig fand ich es dann aber zu sehen, wie dann der vorher als Kritisierender selbst auf der Bühne agiert hat:
„Oh, das habe ich vergessen vorzubereiten!“
„Ja, da müsste jetzt ein Tuch sein, das liegt noch im Auto, hab ich vergessen rein zu tun, das müsst ihr euch jetzt einfach vorstellen…!“
„Das mach ich normalerweise anders, dann sag ich das eigentlich, hab ich jetzt vergessen…!“
Das ist verständlicherweise dann irritierend, wenn derjenige, der vorher anderen sagt, wie man es angeblich besser machen kann, es dann selbst nicht wirklich überzeugend hinbekommt. Dadurch verlieren natürlich die gegeben Hinweise an Aussagekraft und Glaubwürdigkeit.
Ich hoffe, du verstehst, was ich damit meine…!
Um im Bild zu sprechen:
Wenn ich vorher als Trainer erkläre, wie man nen Elfer richtig gut verwandelt, ist das eine Sache!
Wenn ich selbst an den Elfmeterpunkt laufe und schieße, muss ich zumindest auf das Tor zielen und nicht beim Anlauf über meine eigenen Beine stolpern…