Lieber gute als schlechte Nachrichten

Only bad news are good news – sagt ein gepflügeltes Medien-Wort. Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten. Mag aus deren Sicht stimmen, denn perverser Weise ziehen schlechte Nachrichten, also Katastrophen oder Skandale, oft mehr Aufmerksamkeit auf sich als die positiven Ereignisse. Raub, Mord, Explosionen, Kriege, politische Intrigen und Skandale bestimmen die Nachrichten.

Und auch im privaten Umfeld wird eher über das berichtet und geredet, was laut Murphys Gesetz wieder alles daneben gegangen ist, weil es daneben gehen konnte. Auch mir ging es in letzter Zeit so: Portemonnaie mit allen wichtigen Ausweisen und Karten verloren, ärztliche Untersuchung wegen Krebsverdacht, langweiliger Urlaub in Deutschland und schließlich noch der Zusammenbruch meiner Waschmaschine, der mich gezwungen hat, 20 Liter Wasser aus meiner Küche mit dem Feudel aufzuwischen und eine neue Waschmaschine zu kaufen.

Und heute lese ich in in einer Nachricht: „Unter quasi jedem als inaktiv geltenden Supervulkan der Erde steigen die vulkanischen Aktivitäten seit einer längeren Weile stetig. Gestern wieder Haufen Beben in Neapel. Und im Rheintal droht ein Ausbruch des Vulkanes, der zwar keine Riesenfolgen hätte, aber tendenziell den Rhein verschließen könnte. Was dann doch wohl Riesenfolgen hätte.“

Schluss mit schlechten Nachrichten

Die Masse dieser schlechten Nachrichten könnte uns meiner Meinung nach erdrücken und depressiv stimmen. Deswegen muss Schluss damit sein, wir müssen uns darauf besinnen, dass das Leben lebenswert ist und viele schöne Dinge für uns bereit hält.

Zwar können wir die schlechten Nachrichten und die damit zusammenhängenden Tatsachen nicht einfach ignorieren. Aber wir können die Wertigkeit anders beurteilen. Wir können die kleinen und großen positiven Dinge des Alltags höher einschätzen als die negativen. Und wahrscheinlich hat der Autor recht, wenn er sagt: „Aber wenn alles gute Nachrichten wären, könnte man sie ja gar nicht mehr wertschätzen.“

Aber ich will mich nicht länger von negativen Dingen, die ich ohnehin nicht beeinflussen kann erdrücken lassen. Ich will sie nicht ignorieren, aber die positiven Aspekte meines Universums höher bewerten. Womit ich auch wieder bei meiner Liebe zum Stoizismus ankomme und mich darauf besinne, dass der genau das als eine seiner tragenden Säulen definiert.

Epiktet sagt: „Die wesentliche Aufgabe im Leben besteht darin, die Dinge zu erkennen und voneinander zu entscheiden, um mir klar machen zu können, über welche äußeren Umstände ich keine Macht habe, und welche von meinen Entscheidungen abhängen, die in meiner Macht stehen. Wo finde ich dann das Gute oder Böse? Nicht in den Dingen, die nicht in meiner Macht stehen, sondern in mir selbst, in den Entscheidungen, die ich treffe…“

Ich kann also entscheiden, was ich wie bewerte und versuchen, das positiv zu beeinflussen, was in meiner Macht steht. Das ändert nichts am Ablauf der Weltgeschichte und der Vesuv wird vielleicht trotzdem explodieren. Aber es ändert mein persönliches Wohlbefinden, die Wertschätzung auch kleinerer positiver Erlebnisse in meinem Mikrokosmos und somit den Umgang mit den „bad news“.

Gute Nachrichten

Und so konzentriere ich mich also darauf, was mir aktuell gut tut. Und das sind auch viele kleine und größere Dinge – auch dabei welche, die ich zwar nicht beeinflussen kann/konnte, die ich aber positiv bewerte. Der Einfachheit halber liste ich sie hier auf. Die Rangfolge ist keine Bewertung der Wichtigkeit, ich freue mich über alles gleichermaßen:

  • Nach meinem Portemonnaie Verlust habe ich innerhalb kurzer Zeit einen neuen Ausweis, neuen Führerschein, neue Bank- und Kreditkarte und neuen KFZ-Schein bekommen. Deutschland eine Service-Wüste? Nein, im Gegenteil, ging sehr flott und hilfsbereit!
  • Mein 34 Jahre Oldtimer Otto ist die fast 3000 Urlaubskilometer ohne die geringste Störung gefahren und hat mir auf Campingplätzen als Wohn- und Schlafraum gedient. Und nur 5,9 Liter Diesel pro 100 km verbraucht.
  • Die vom Arzt entnommenen Gewebeproben waren alle ohne krankhaften Befund. Also alles okay.
  • In Deutschland lebe ich seit inzwischen fast 72 Jahren ohne einen Krieg im eigenen Land – was in Deutschland vorher nie der Fall war.
  • Mein Sohn und Familie sind gesund und fein zuwege und ich besuche sie am Dienstag zur Geburtstagsfeier.
  • Unsere Fußballjugend-Abteilung im BSC Grünhöfe hat für die neue Saison 20 Mannschaften für den Spielbetrieb gemeldet. So viele wie nie in der Vereinsgeschichte.
  • Im Juli steigt meine Rente um 3,74 %, also mehr als die aktuelle Inflationsrate.
  • Wir haben mit einem Team von mehr als 10 freiwilligen Helfern unser Vereinshaus und die Umkleidekabinen frisch gestrichen und damit für unseren Verein mehr als 10000 € eingespart, die die Beauftragung einer Firma mehr gekostet hätte.
  • Wir haben den Förderverein „JugendSportPLUS“ gegründet, ich bin darin 2. Vorsitzender. Das wird eine große Sache.
  • Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft hat das Halbfinale der Fußball-EM erreicht und Florian Wellbrock beim Freiwasserschwimmen 3 WM Titel gewonnen.

Wie zu erkennen ist, gibt es im Alltag viele Dinge, die es wert sind, sie zu reflektieren und sich darüber zu freuen. Und um es noch einmal deutlich zu machen und zu sagen: Sie sind für mich in der Wertigkeit deutlich höher als die neuesten Strafzölle oder anderes Geschwafel der Politiker dieser Welt, das ich ohnehin nur sehr begrenzt durch eine Wahl oder gar nicht beeinflussen kann. Ich nehme das zwar wahr, aber es beeindruckt mich nicht mehr. Ich nehme es hin wie das tägliche Wetter oder eine andere Naturerscheinung.

Ich versuche lieber in meinem direkten Umfeld positiv zu agieren, Gutes zu tun und damit den Alltag für mich und meine Umgebung positiv zu gestalten.

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