Lieblingskunststücke (4): Volltreffer!

Dieses Kunststück liebe ich, weil es perfekt die Bedingungen für „Packs small, pays big“ erfüllt. Mit nur 4 Geräten und viel Showmanship ergibt sich eine Routine, an der das Publikum – alt und jung – und ich großen Spaß haben. Zudem ergibt sich ein erstaunliches Ende.

Requisiten

Benötigt werden:

  • 1 Daumenspitze
  • 1 kleines Tuch (ich benutze ein rotes)
  • 1 Korkpfropfen – Pistole (siehe Foto…)
  • 1 ausgehöhlter Apfel (ich benutze natürlich einen künstlichen)

Die ersten 3 Dinge gibt es als Händlerkunststück „Treffer“ bei www.stolina für 24,50 € zu kaufen. Einen Apfel kann wohl jeder auftreiben, den künstlichen hab ich bei Tedi in der Deko-Abteilung gekauft.

Effekt

Ein Zuschauerkind fängt auf der Bühne ein unsichtbares rotes Tuch, das dann in der Hand des Zauberers schließlich sichtbar wird. Da die Zuschauer klatschen, mache ich „gleich die Zugabe, dann sind wir damit auch durch.“ Ich zeige die kleine Holzpistole (aus pädagogischen Gründen nenne ich sie konsequent „Tuchschleuder-Maschine“), lade das Tuch hinein und das Kind schleudert das Tuch in den von mir gehaltenen Apfel. Es darf das Tuch selbst daraus hervorziehen.

Erläuterungen und Vortrag

Vor der Show habe ich die mit dem Tuch geladene DS in der rechten Jackentasche. Ich frage nach dem „mutigsten Kind“ und wähle eins aus. Wenn es da ist, stecke ich meine Hände in die Jackentaschen und teile ihm mit, dass ich jetzt Pause habe. Dabei nehme ich die DS auf. „Du musst jetzt also alleine zaubern. Fang schon mal an.“ Überraschte bis besorgte Blick vom Kind. Ich beruhige es sofort: „Ja, das war unfair, oder? Dann mach ich meine Pause eben später und helfe dir jetzt. Guck mal nach oben. Da siehst du in der Luft ja viele bunte unsichtbare Tücher fliegen.“ Sehr manipulativ: „Du siehst die doch?“ Das frage ich so lange und eindringlich, bis es schließlich mit „Ja!“ antwortet. Zum Publikum sage ich dann: „Ihr könnt die nicht sehen, und genau deswegen ist jetzt Johann hier auf der Bühne! Er sieht die.“

„Johann, fang mal bitte ein rotes Tuch aus der Luft.“ Das macht er, legt es mir in die linke Hand. Ich schließe die und mache erst einmal den bekannten Aufsitzer: Rechten Daumen und Zeigefinger reinstecken, DS mit Tuch drin lassen, rechte Hand mit dem angeblich sichtbaren Tuch rausnehmen, es zeigen. Und sofort die Proteste abblocken. „Ja, ich weiß, das ist Babykram. Das kann jeder! Aber was wir jetzt machen, das habt ihr noch nicht gesehen! Ich stecke das Tuch wieder in die linke Hand,“ (dabei nehme ich die DS wieder mit) „Johann pustet gegen die Hand und – das rote Tuch ist wieder weg!“ Dabei stehe ich mit weit ausgebreiteten Armen auf der Bühne um Applaus zu provozieren. Von Erwachsenen kommt der, die Kinder protestieren, weil sie kein Tuch gesehen haben. „Da war kein Tuch!“

Die zweite Runde

Weil die Kinder das Tuch sehen wollen, machen wir die gleich Routine noch einmal, diesmal mit Einsatz von Zaubersalz und/oder Zauberstab und siehe da – das rote Tuch wird tatsächlich sichtbar aus der Hand gezogen! Riesenfreude bei Groß und Klein. Im Jubel stecke ich die DS in die linke und das Tuch in die rechte Jackentasche, wobei es oben heraushängen soll.

Meistens will das Kind dann die Bühne verlassen. Ich halte es aber auf und kündige an: „Ah, wenn die alle klatschen, machen wir gleich die Zugabe. Dann bin ich damit auch durch!“ Immer ein Lacher, warum auch immer…

Die Tuchschleuder-Maschine

Ich zeige dem Publikum jetzt die Holzpistole und Frage: „Wisst ihr, was das ist?“ Dabei mache ich Golf-ähnliche Bewegungen damit. Prompt kommt die Antwort: „Golfschläger!“ Egal, was kommt, ich antworte immer „Nein, aber du bist ganz dicht dran!“

Schließlich kläre ich auf: „Ich sage es euch. Das ist eine Tuchschleuder-Maschine. Hier vorne ist ein Pfropfen, den kann man abdrücken. Dann ist da ein Loch, in das ich das rote Tuch stecken kann. Maschine spannen und hinten gegenschlagen – und das Tuch fliegt aus der Maschine ins Ziel!“ Das mache ich vor (noch ohne Tuch) und lasse es auch Johann machen, bis er die einfache Technik sicher beherrscht.

Nun soll das Tuch in die Maschine geladen werden. Ich greife in die linke Tasche (dabei nehme ich die DS mit) und stelle fest: „Das Tuch ist weg!“ Die Kinder rufen: „Andere Seite!“ worauf ich mich so lange suchend im Kreis drehe, bis Johann mir das Tuch endlich aus der Tasche nimmt und es mir gibt. Was ich mit dem Satz kommentiere: „Ach du hattest das Tuch. Da kann ich ja lange suchen…“.

Jetzt stecke ich die Pistole so in die linke Hand, dass der Lauf neben der Daumenspitze steckt (siehe Foto). Mit der rechten nehme ich das Tuch und stecke es in angeblich in den Lauf, in Wirklichkeit natürlich in die DS. Die nehme ich mit dem Daumen mit. Ich spanne die Maschine und gebe sie Johann, wobei ich großspurig ankündige: „Der weltberühmte Johann wird jetzt das weltberühmte rote Tuch in den weltberühmten grünen Apfel schießen!“ Den weltberühmten grünen Apfel nehme ich auf und zeige ihn dem Publikum mit den Worten: „Das ist natürlich kein echter Apfel, weil man mit echtem Obst nicht spielen darf. Aber da ist ein echtes Loch drin. und in das echte Loch wird der echte Johann jetzt das echte rote Tuch schießen. Habt ihr das schon einmal gesehen?“ Haben sie nicht, freuen sich aber darauf. Und freuen sich über die großspurigen Ansagen. Die Idee, solche Übertreibungen zu benutzen, stammt übrigens von Samuel Patrick Smith.

Das Finale

Es ist jetzt alles fast fertig. Ich stecke nur noch die DS in das „echte Loch“ des Apfels und nun ist alles bereit. Johann hat die Tuchschleuder-Maschine, ich stehe drei Meter von ihm entfernt und wir zählen bis 5, dann soll er abdrücken. Natürlich wird das Zählen 2 Mal bei 3 unterbrochen, weil Johann nicht auf mich zielen soll und weil ich Angst habe, er trifft meine Brille, „dann kann ich nur noch rot sehen!“. Der Phantasie für kleine Scherze sind hier keine Grenzen gesetzt!

Beim dritten Versuch zählen wir tatsächlich bis 5 und Johann drückt ab. Ich tue so, als ob mir durch den plötzlichen Treffer fast der Arm abgerissen wird. Sofort frage ich Johann: „Ist das Tuch noch drin?“ Er guckt und sagt „Nein!“. Ich nehme ihm die Pistole ab, schau auch hinein und lege sie weg. Sofort danach schaue ich im Apfel nach und stoße Freudenschreie aus. „Ich sehe was, was ihr nicht seht, und das ist … rot!“ Dabei ziehe ich das Tuch ein kleines Stück hoch und lasse es dann von Johann ganz aus dem Apfel ziehen. „Volltreffer! Riesenapplaus für Johann!“

Schlussbemerkung

Ooops, die Beschreibung ist etwas lang geraten. Macht aber nix, das Kunststück ist es wert (und ich erhöhe mein Zeilengeld 🙂 ). Es bietet 5 – 10 Minuten beste Zauberunterhaltung. Ich spiele es regelmäßig in meinem Programm „Zauber?Kinder!“ und es ist immer ein zauberisches Highlight und großer Spaß-Faktor. Zudem ist es prädestiniert dafür, ein Kind auf der Bühne zum Star zu machen und zugleich sind alle anderen Kinder während der gesamten Vorführung in das Geschehen eingebunden. Dabei sind die technischen Anforderung an mich und das mitspielende Kind gering – ich kann mich also komplette auf den „Verkauf“ und die Interaktion konzentrieren.

Und das ist genau, was ich bei Zauberkunststücken für Kinder liebe!

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