Mein 12-Stunden-Senioren-Aktiv-Tag

Oder: Begib dich im Alter unter junges Leben

Ich habe bereits mehrfach deutlich gemacht, dass ich als Senior nicht im stillen Kämmerlein versauern oder gar im Altersheim vor Langeweile sterben möchte. Und ich kann nur jedem alten Menschen raten, sich auch unter das (junge) Volk zu begeben. Es gibt da viel zu erleben und keine Langeweile.

Beispielhaft möchte ich meinen vor-gestrigen Tag schildern, der mich um 8.45 Uhr aus meiner Wohnung getrieben hatte, die ich dann ziemlich genau nach 12 Stunden um 20.45 Uhr wieder betrat. Dazwischen lagen viel Erlebnis, Spaß und auch ein paar weniger spannende Momente. Aber hey – that’s life.

Kinderfußball

Um 9.30 Uhr musste ich auf einem Sportplatz im Stadtnorden sein. Kinderfußball-Turnier mit der G-Jugend U7. Macht Spaß und ist wenig Stress, denn die Kinder spielen einfach und es sind viele Eltern da, die auf ihre Kinder achten.

Diesmal gab es aber Anreise-Stress, denn am Abend vorher um 21 Uhr hatte mich ein Trainer-Kollege gebeten, ihn und Spieler seiner Truppe nach Wulsdorf im Stadtsüden zu fahren. Abfahrt 9.10 Uhr, dann nach Wulsdorf und erst dann nach Norden – zeitlich war das gar nicht zu schaffen. Da ich ihm aber keinen Wunsch abschlagen kann, hab ich zugesagt und mich direkt danach über meine geänderte Planung geärgert. Ich habe den Umweg aber gemacht und per WhatsApp meiner Mannschaft mitgeteilt, dass ich etwas später komme.

Nach einer schnellen Tour durch die ganze Stadt mit einem Fast-Auffahrunfall, weil ein Postwagen mitten auf der Hauptstraße stand…, erreichte ich mein Team und wir haben 90 Minuten spannenden und erfolgreichen Kinderfußball gespielt. Ein Genuss und Spaß, die kleinen Kicker mit ihrem großem Eifer spielen zu sehen. Das sollte sich jeder Fußball- und Kinderfreund unbedingt regelmäßig ansehen: Ehrlicher Fußball ohne jede Allüren und das Ergebnis ist zweitrangig. Hauptsache Spaß!

Paket verfolgen

Nach dem Fußball-Turnier bin ich wieder nach Wulsdorf gefahren um die Kinder und den Trainer da abzuholen. Klappte diesmal sehr entspannt, weil die etwas länger gespielt haben. Ich hatte dann 3 9-jährige Kinder im Auto, die sich in allerbester Laune die ganze Fahrt über unterhalten und gelacht haben. Was mich sehr freute, insbesondere weil ich einen von ihnen vor 3 Jahren als stilles, eher verängstigtes, sehr zurückhaltendes Kind kennengelernt und in unseren Verein aufgenommen hatte und er jetzt voller Lebensfreude strahlte. Phantastisch, so eine Entwicklung, zu der wir als Sportverein auch einen Anteil geleistet haben.

Eigentlich war danach für mich die Mittagspause vorgesehen, bevor ich dann zum Sportheim fahren wollte. Doch es kam anders.

Mein Trainerkollege hatte ein Problem mit einer Paketsendung, die an eine alte Adresse geliefert worden war – in die inzwischen leerstehende ehemalige Wohnung. Natürlich nicht das Paket, aber eben die Benachrichtigungskarte, die zur Abholung aus der Paketstation benötigt wird. Was tun? Nach einigen Telefonaten und einer Beratung gelang es, den Wohnungsschlüssel zu besorgen und die Karte aus dem Briefkasten zu holen. Großer Erfolg!

Nun kam der Gedanke auf, das zuständige Paketfahrzeug zu suchen, um das Paket direkt vom Wagen zu holen und nicht erst am Abend aus dem Paketfach. Gesagt, getan, wir nahmen die Verfolgung auf. Insgesamt haben wir drei gelbe Paketautos gefunden und die Fahrer angesprochen – aber keiner hatte das Paket an Bord, irgendwo musste noch ein weiteres Auto unterwegs sein. Wir gaben die Verfolgung auf und fuhren zur Abholstation – aber da war das Paket noch nicht angekommen.

Ältere Kinder spielen guten Fußball

Inzwischen (14.00 Uhr) war es Zeit zum Sportplatz zu fahren, dort hatte ich ehrenamtlichen Thekendienst während des Punktspiels der D-Jugend U13. Wenig spektakulär, alles war sehr entspannt, nachmittags wird eher Kaffee und Eis verkauft und meistens haben alle Leute und die Kinder, die kommen, gute Laune. Zwischendurch hab ich mir Teile des Spiels angesehen und hatte auch schon wieder einen neuen Auftrag: Mal eben ein paar Kinder und den Trainer zum benachbarten Verein in Surheide zu fahren, die dort ihr Punktspiel hatten. Was ich auch gerne tat, weil ich das Spiel da sowieso ansehen wollte.

Das Ganze hatte nur einen Haken: Ich musste die Kinder hinbringen, dann aber erst wieder zurück fahren, um zum Ende des Spiels in Grünhöfe anwesend zu sein. Da musste ich den Schiedsrichter bezahlen und gucken, ob ansonsten auch alles in Ordnung ist, Das war der Fall und ich konnte dann erneut nach Surheide fahren.

Dort nahm ich entspannt (und illegal) auf der Trainerbank Platz, bestaunte den 11:1 Sieg unserer Mannschaft und freute mich über das gute Spiel unseres Teams. Und ich freute mich, dass dieser Tag jetzt gegen 18.30 Uhr entspannt zu Ende gehen würde.

Leider wusste ich noch nicht, dass der größte Hammer des Tages jetzt erst kommen sollte…

Paket-Abholkarte weg

Als wir nämlich zurück waren erhielt ich einen Notfall-Anruf: „Die Paket-Abholkarte ist weg. Liegt die in deinem Auto?“ Also hab ich Otto von oben bis unten durchsucht – keine Karte zu finden. Was also tun? Die Lösung war einfach: Alle Stationen abfahren/-laufen, die wir seit dem letzten Sehen der Karte um 14.00 Uhr aufgesucht hatten.

Im Auto war nichts, auf unserem Sportplatz war nichts, im Sportheim selbst ebenfalls nicht. Blieb also nur noch der Sportplatz in Surheide, wo wir also wieder hinfuhren. Zum Glück war dort eine Hochzeitsfeier, also noch geöffnet. Eine sehr nette Mitarbeiterin gab uns alle gewünschten Schlüssel, als wir ihr die Notlage erklärt hatten.

In der Kabine war auch nichts zu finden. blieb nur noch die Trainerbank auf dem Platz. Leider ebenfalls keine Spur der Karte. Wir trotteten enttäuscht langsam über den Sportplatz zurück, als mein Kollege plötzlich rief: „DA!!!“ – Tatsächlich: Mitten auf dem Platz lag die ziemlich zerknitterte Abholkarte. Wahrscheinlich war sie einfach irgendwann am Nachmittag unbemerkt aus der Hosentasche gefallen. Glück gehabt und große Freude!

Ende gut, alles gut!

Erleichtert und zufrieden fuhren wir zur Abholstation und befreiten das Paket aus seinem Gefängnis und der Tag ging glücklich seinem Ende zu. Wir mussten nur noch einen kleinen Abstecher zum Einkaufen im Penny-Laden machen. Das ist aber ein alltäglicher Weg.

Und nach 12 Stunden war ich schließlich um fast 21.00 Uhr wieder in meiner Wohnung angekommen und konnte die Füße hochlegen. Ich hatte jedenfalls den ganzen Tag über keinen Moment Langeweile und hatte viel erlebt.

Was will man als Senior mehr? So muss es sein – und nicht gelangweilt zu Hause herumsitzen und keinen Kontakt mehr zur Umwelt und zum echten Leben mehr haben!

Nachtrag:

Das Corpus delicti – frisch gewaschen.

Hier sollte eigentlich ein Foto der Abholkarte sein, die ich dafür extra heimlich eingesteckt hatte. Aber leider ist sie schon wieder weg… 🙂

Und sie hat sich wieder angefunden – die Karte spielt scheinbar gerne Verstecken. Sie wurde in der Jackentasche mit gewaschen. 🙂

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