Heute stelle ich wie angekündigt vor, wie ich „Exit“ vorführe. Ich spiele es in JEDEM Programm als erstes Kunststück. Sowohl in der Kita als auch in allen Altersklassen bis zum Seniorenheim. Es ist für mich der „Aufwärmer“: Ich kann es blind im Schlaf spielen, werde also sicher, habe Blickkonkakt mit sehr vielen Zuschauenden und unterhaltsam ist es auch. Danach kann mir in der Regel nichts mehr passieren.
Die Worte „links“ und „rechts“ kommen bei mir nur beiläufig als „hier links“ oder „hier rechts“ vor und ich zeige mit dem Arm in die Richtung – die Kinder müssen also nicht wissen, wo rechts oder links ist. Der Notausgang und Feuer kommen bei mir auch nicht vor, insofern ist die von Hokus genannte Gefahr der Verängstigung nicht vorhanden. Ich benutze eine Exit Version, die mal von Jürgen von der Lippes Zaubershop vertrieben wurde. Sie hat innen das Bild eines Feuerwehrautos und das Wort „Applaus“.
Kunststück Exit
Exit ist schon seit längerer Zeit mein Eröffnungskunststück bei Erwachsenenvorstellungen gewesen. Als ich 2016 eine mehrjährige „kreative Zauberpause“ eingelegt hatte, verkaufte ich fast alle meine Requisiten, weil ich sonst den Abstand zur Zauberkunst nicht geschafft hätte.
2019 habe ich dann vieles neu beschafft, für mein Kinderprogramm wollte ich aber das Eröffnungskunststück ändern. Vom „Explodierenden Mikrofon“ war ich nicht mehr so wirklich überzeugt. Ich habe damals beschlossen es durch „Exit“ zu ersetzen. Seitdem beginne ich jedes meiner Programme mit diesem Kunststück
Effekt:
Auf einer Tafel ist ein Pfeil, der ständig – passend zum Vortrag – in verschiedene Richtungen zeigt. Schließlich wird die Tafel umgeklappt und es erscheinen nacheinander das Bild eines Feuerwehrautos und das Wort „Applaus“.
Requisiten:
Die aufklappbare Exit-Tafel
Vorbereitung:
Keine, nur die Tafel nicht vergessen
Vorführung, Vortrag und Kommentar:
Ich betrete die Bühne, stelle mich vor und begrüße zunächst die Zuschauer*innen, bei Kindergeburtstagen gratuliere ich dem Geburtstagskind. Dann geht es mit den Worten weiter: „Ja, jetzt wisst ihr, wie ich heiße und ich würde natürlich auch gerne eure Namen kennen.“ Einzelne Kinder rufen mir sofort ihren Namen zu. Bevor das alle tun können, unterbreche ich sie: „Moment! Das dauert ja jetzt viel zu lange, wenn jeder einzeln seinen Namen sagt! Wir machen das anders: Ich zähle bis drei, und dann ruft ihr alle gleichzeitig euren Namen und wie ihr heißt. Okay? Also: Eins – zwei – drei!“ Ein großer undeutlicher Aufschrei ist das Ergebnis, der sich manchmal etwas länger hinzieht, warum auch immer. Ich glaube nicht, dass mehrere Kinder „Emmanuel Martin Thorben Stefan Sabine Egon“ mit Vornamen heißen. Warum sie ansonsten so lange für ihren Namen brauchen, habe ich aber noch nicht erforscht. Strahlend antworte ich trotzdem: „Na also, es ist doch viel schöner, wenn man sich mit Namen kennt!“ Das gibt immer einen Lacher bei den Eltern und älteren Kindern.
„Bevor wir wirklich beginnen, muss ich erst auf die Sicherheitsbestimmungen hinweisen. Es gibt ein neues Gesetz hier in Bremerhaven, dass man immer, wenn mehr als 7 Personen“ – ich halte dabei 3 Finger hoch und finde, das ist ein guter Gag. Es hat aber noch nie jemand darauf reagiert… – „zusammen sind, die Sicherheitsbestimmungen erklären muss. Also: Alle, die hier so links sitzen, bleiben bitte immer hier links.“ Ich zeige mit meiner Hand in die Richtung und der Pfeil zeigt aus Zuschauersicht nach links, während des Vortrags drehe ich die Tafel mehrmals, Pfeil immer nach links.
„Egal, ob du ganz vorne sitzt, oder ob du ganz hinten sitzt – immer links bleiben. Wenn du in der Mitte sitzt – auch links bleiben. Und wenn du gar nicht sitzt – auch links bleiben.“ Dabei schaue ich die Kinder vorne und hinten direkt an, die dazwischen im Vorbeigucken natürlich auch. Dann drehe ich die Pfeilspitze zur anderen Seite.
„Alle, die ganz rechts sitzen, ….“ Es folgen wörtlich der gleiche Vortrag und die gleiche Handlung, nur das Wort „links“ wird durch „rechts“ ersetzt.
„Nicht hochhopsen!“
Jetzt drehe ich das Schild so, dass der Pfeil nach unten zeigt und der Vortrag lautet: „Alle die mehr in der Mitte sitzen, bleiben bitte in der Mitte sitzen. Und für alle gilt: Während der Vorstellung nur aufspringen wenn es unbedingt sein muss“ – dabei zeigt die Pfeilspitze nach oben – „ansonsten immer schön sitzenbleiben.“ Pfeilspitze wieder nach unten. „Also: Wenn es sein muss: Mal kurz hochhopsen“ (Pfeil oben und ich hopse in die Luft – sehr zur Freude der Kinder!!!)), „dann aber sofort wieder hinsetzen.“ (Pfeil unten.) Ohne Worte Kopf schütteln (Pfeil oben), ohne Worte mit dem Kopf nicken (Pfeil unten).
„Das ist ganz wichtig, dass hier nicht alle herumhopsen. Denn wenn hier alle hochspringen und durcheinander hopsen, kann es passieren, dass die, die von rechts kommen“ (Pfeil nach rechts) „mit denen zusammenstoßen, die von links kommen. (Pfeil nach links). „Dann habt ihr alle eine Beule am Kopf und das sieht doof aus!“
Feuerwehr und Applaus
Ich klappe das Schild um und zeige das Feuerwehrauto. Der Vortrag geht weiter:
„Sollte während der Vorstellung irgendetwas Schlimmes passieren, dann rufen alle Erwachsenen mit ihren Handys sofort hier an.“ Ich zeige auf die Feuerwehr und die Kinder rufenn das Wort „Feuerwehr“ oder sagen sogar die Nummer 112. „Dann kommen 35 Feuerwehrautos mit Blaulicht und helfen uns. Aber die darf man nur im Notfall anrufen! Sonst müssen wir Strafe bezahlen!
Aber eigentlich passiert immer nur, dass wir viel zaubern und Spaß haben. Und wenn euch dann etwas ganz besonders gut gefällt, macht ihr bitte immer das Lieblingsgeräusch aller Künstler: Genau, APPLAUS!“ Die letzte Seite des Schildes APPLAUS wird gezeigt und das erste „Brot des Künstlers“ kann verzehrt werden.
Kommentare
Mir gefällt diese Form der Eröffnung deutlich besser als die vorherige mit dem Mikrofon. Und das aus mehreren Gründen.
- Zunächst einmal ist die Tricktechnik, wenn man sie einmal beherrscht, sehr einfach. Das ist für mich wichtig, denn ich habe auch nach 40 Jahren Auftrittserfahrung noch jedesmal etwas Lampenfieber, wenn ich auf die Bühne gehe. Zwei Kunststücke zu Beginn, die ich im Schlaf beherrsche (Exit und No tear), weil ich sie immer vorführe, geben mir Sicherheit und Ruhe für den weiteren Ablauf.
- Ich habe Gelegenheit, allen Kindern im Laufe der Vorführung ins Gesicht zu sehen. Ich baue also Kontakt mit ihnen auf. Und das ist mir sehr wichtig.
- Ganz nebenbei wird eine Regel für den Verlauf der Vorstellung gesetzt: Während der Vorstellung bleiben alle sitzen, außer in Notfällen. Und die Regel wird begründet, was ihre Akzeptanz erhöht.
- Für die Kinder ist unerklärlich, wieso die Pfeile ständig woanders hinzeigen. Sie quittieren das mit Lachen. Es ist für sie schon ein erster kleiner Zaubertrick.
- Die Kinder werden darauf hingewiesen, dass es es üblich ist zu applaudieren, wenn einem etwas gefallen hat (generell applaudieren Kinder nicht automatisch – sie freuen sich und wertschätzen die Leistung anders). Das wenden sie dann auch später an.
‚Der Notausgang und Feuer kommen bei mir auch nicht vor, insofern ist die von Hokus genannte Gefahr der Verängstigung nicht vorhanden.‘
Das ist ein bisschen geschummelt, Volkmar:
Wenn jemand sagt,
‚.bevor ich anfange muss ich erst auf die Sicherheitsbestimmungen hinweisen‘
dann kann man schon denken ==> Wieso Sicherheitsbestimmungen – ist es denn nicht sicher hier ? Hier ist doch eine lustige Show . . .
Die weitere Moderation ist nicht beruhigender:
‚Sollte während der Vorstellung irgendetwas Schlimmes passieren, dann rufen alle Erwachsenen mit ihren Handys sofort hier an.‘
==> Was, es kann was Schlimmes passieren ???
‚Ich zeige auf die Feuerwehr‘ ==> damit bist Du beim Thema Feuer !
. . . ‚Dann kommen 35 Feuerwehrautos mit Blaulicht und helfen uns.‘
==> 35 Feuerwehrautos kommen ? Mit Blaulicht !? Um uns zu helfen ?!
Dann muss es aber schlimm sein !
Sagst Du dann auch:
‚Aber die darf man nur im Notfall anrufen! Sonst müssen wir Strafe bezahlen!‘
Das Thema Gefahr/Gefahrensituation greifst Du in Deinem Kommentar noch einmal auf:
‚Ganz nebenbei wird eine Regel für den Verlauf der Vorstellung gesetzt: Während der Vorstellung bleiben alle sitzen, außer in Notfällen.‘
Tut mir leid Volkmar, mich hat das nicht richtig überzeugt, im Gegenteil, ich bleibe bei meiner Auffassung, EXIT ist suboptimal bei Kleinkindern.
Kleine Anmerkung: Aufschrift Applaus – KiTa-Kinder können nicht lesen. Wenn Erwachsene vorort sind, klatschen die vielleicht (es lassen sich allerdings nicht alle gerne bitten), bei 2 Eltern bei einem Kindergeburtstag dürfte es schwer werden.
Ergänzungen
– die Abfrage der Kinder-Namen mit dem gemeinsamen Rufen ist großartig, als ich das
irgendwann, irgendwo, bei irgendjemandem gesehen hatte, fand ich das sofort sehr lustig, hab ich sofort übernommen – ich mache das allerdings nur bei den 4 bis max. 9 Jährigen. (Ältere fühlen sich veralbert)
– Volkmar betont es häufig – es gibt auch schüchterne Kinder. Die brauchen gerade zu
Beginn einen netten ‚Anschub‘. Damit sich wirklich alle Kinder trauen, laut ihren Namen
zu rufen, verwende ich vorher einen kleinen psychologischen Trick:
Ich stelle mich zu Beginn den Kindern vor, bei Kleinkindern bin ich Hokus (Zaubergeselle
– habe vor 20 Jahren die Zaubergesellenprüfung bestanden und bereite mich nun auf die
Zaubermeisterprüfung vor ;-)), “Hokus – könnt ihr euch das merken ?“ “Jaaa“ “Schön ! Das probier ich sofort aus !: ich komme gleich noch einmal zu euch und dann sage ich ‚Guten Tag Kinder‘ – und alle die noch wissen, dass ich Hokus heiße, rufen ‚Guten Tag Hokus‘. So machen wir es dann, klappt immer. Locker, leicht, logisch und schwupp, ist gleich zu Beginn ein Wir-Gefühl da. Und anschließend ist es ganz normal, gleich seinen eigenen Namen zu rufen.
Kleiner Gag-Zusatz, wenn Erwachsene dabei sind, leite ich das mit folgendem Text ein:
‚Kinder, mich würde auch interessieren, wie ihr alle heißt – ich habe eine Idee, ich zähle bis 3, und alle die noch wissen, wie sie heißen, rufen mir ihren Namen zu – sonst nehmt einfach den Namen eurer Mutter‘.
Grinsen immer alle, so ein Quatsch – wie kann man denn seinen Namen vergessen :-).
Aber: der erste Einschub ist bei mir auch eine Klammer, bis zum Ende der Show.
Mein Schlussatz:
“Kinder, ich bin so froh, dass ich heute eingeladen wurde, ihr habt mir soviel beigebracht, jetzt bin ich sicher, dass ich die Zaubermeisterprüfung schaffe. Jetzt muss ich los, ich ruf gleich ‚Tschüß Kinder‘ und alle die noch wissen, wie ich heiße, rufen ‚Tschüß Hokus‘ “
Passiert dann auch, laut, kräftig, herzlich. (NamenBranding)
3 Nachträge zu EXIT:
Vergessen
– Volkmar schrieb: ‚Vorbereitung: Keine, nur die Tafel nicht vergessen‘
Ich habe mal die Tafel vergessen, hat mich sehr geärgert, hätte dort so gut gepasst.
Was tun ? 2 Pappen vom Getränkekarton, mit Tesa zusammengeklebt, mit Edding Pfeile
und F drauf, fertig. Reaktion ? Die Gleiche, fast noch komischer, weil ich anmoderiert
habe: “Es gibt ein neues Sicherheitsschild, dass intelligent auf die Notausgänge hinweist,
wurde vom Bund der Waldorfschulen in Zusammenarbeit mit Stiftung Warentest
entwickelt, ganz neu, ich habe mal einen Prototyp mitgebracht …“
Seniorenheim
In Seniorenheimen finde ich das Thema Notfall und Gefahr nur semigut, ausserdem sind ein Teil der Bewohner in der Wahrnehmung eingeschränkt. Hier benutze ich die EXIT-Tafel gelegentlich als Fitnessprogramm ! “Wir wollen uns etwas aufwärmen, Zauberer machen das vor Auftritten, ich habe Ihnen mal mein Fitnessprogramm mitgebracht – Tafel zeigen – und lade Sie ein, mitzumachen: Folgen Sie bitte immer dem Pfeil: Pfeil re – Arm und Kopf nach rechts, Pfeil li, Arm und Kopf nach li.“ Ich beginne. “Immer in Richtung des Pfeiles, probieren Sie mal, aber schön aufpassen, der Pfeil wechselt die Richtung“. Mehrmals re/li wechseln. Unerwartet zeigt der Pfeil dann plötzlich nach oben. Huch. Gelächter. Aber weiter geht es mit der Übung, nach Belieben wechseln, unten oben re li. Interessante Beobachtung: Bewohner mit Einschränkungen orientieren sich an den anderen und machen mit.
Gehört nicht hierher in den Kinderbereich, wollte ich aber ergänzen, diese Anwendung losgelöst vom Notfall ist vielleicht auch eine Warmup-Idee für Kleinkinder, die Bewegung und Nachahmung lieben.
Schlussladung
Es gibt kontroverse Meinungen, ob das finale Erscheinenlassen eines Feuerlöscher ein Klimax ist oder die Wirkung der vorhergehenden Effektfolge schwächt. Ich habe einen kleinen Feuerlöscher und mache das situativ – Kinder lieben das.
Mit besten Grüßen
Carsten Hokus Hoffmann
Moin,
Danke für den Kommentar.
Nur eine Anmerkung:
Du schreibst: „Tut mir leid Volkmar, mich hat das nicht richtig überzeugt,…“
Ich hab gar nicht vor, jemanden zu überzeugen. 🙂 Ich gebe hier meine Meinung wieder, die ICH für richtig halte. Was andere damit machen und ob sie die übernehmen oder nicht, ist völlig jedem Leser und jeder Leserin überlassen.
Schöne Grüße
Volkmar
War blöd formuliert von mir, ich weiß dass du so denkst, ich denke genauso.
Du hast hier einen Ort geschaffen, an dem man Erfahrungen und Ansichten vorstellen und austauschen kann, es geht nicht um richtig oder falsch, es geht um Vielfalt.
Das ist sehr gut so, jede/r kann für sich sortieren und sich seine eigene Meinung bilden.
Gruß
Carsten Hokus