Mr. Flo zaubert über Zoom

„Gemeinsam mit der Stadt Schweinfurt / Fachbereich Jugend und Familie, laden wir alle zu einer kostenfreien Kinder- und Familien – Weihnachts – Zaubershow mit mir, Mr.Flo….. ein!“ So stand es bei facebook.com und ich habe die Gelegenheit genutzt die Show anzusehen. Wo sieht man schon aktuell einen Zauber-Live-Auftritt für Kinder?

Pünktlich um 14.00 Uhr erscheint Mr. Flo auf dem Bildschirm und begrüßt die insgesamt 33 eingeschalteten Besucher – da es sich dabei auch um ganze Familien handelte, kann man wohl von fast 100 Personen ausgehen, die dabei waren. Ganz kurz gibt er auch technische Hinweise, die mir geholfen haben zoom so einzustellen, dass ich immer ihn gesehen habe und nicht die Zuschauer, die gerade reden. Danke dafür.

Die eigentliche Zaubershow beginnt damit, dass Mr. Flo eine Geschenkpackung zeigt, die er aber erst am Ende der Vorstellung öffnen will. Er stellt sie an die Seite und holt stattdessen den „Pop-up Zauberstab“ hervor, den er nach der Anleitung vorführt. Die gewünschten Kinder-Reaktionen sind allerdings über zoom kaum wahrnehmbar, ebenso wenig wie bei der folgenden Verwandlung eines grauen Schals in einen bunten.

Kinder zaubern mit

Im nächsten Kunststück, dem Flower dream bag beteiligt er sehr schön die Kinder, die durch ihr Hände-wackeln immer neue Pakete und Tücher aus der Tüte hervorzaubern. Auch die nachfolgende Chinesische Reisewaschmaschine führt er schön mit den Kindern zusammen vor – sie sind aktiv und er lobt sie dafür, auch wenn sein Gesichtsausdruck dabei unverändert neutral bleibt. (Was sich übrigens durch die ganze Show zieht und mich an Buster Keaton erinnerte, den „Mann, der niemals lachte“ aus den Stummfilmtagen des 20. Jahhunderts). Warum aus den zunächst zwei verschiedenfarbigen Socken am Ende nicht zwei gleichfarbige werden – was ich für sinnvoll halten würde – ist mir unklar. Das wäre für mich ein schöneres Ende des Kunststücks.

Es folgt nun ein Bildkarten-Kunststück ähnlich dem Where is Santa von Tesmar, nur dass hier die Geschenke verschwinden und wiedergefunden werden müssen. Ein schöner Trick, der viel Interaktion mit Kindern ermöglicht, was Mr. Flo auch gut nutzt. Leider stößt er zum Ende der Vorführung die Karten samt Ständer um, so dass sie zu Boden – also aus dem Bild – fallen. Es ist so nicht sehr verwunderlich, dass die Geschenkkarte plötzlich wieder auftaucht. Ein ähnlicher Faux pas unterläuft ihm bei Santa im Kamin, als er im entscheidenden Moment, wenn das Gimmick „entsorgt“ wird, quasi aus dem Bildschirm geht. Beides wirkt wie Kameratricks – obwohl sie das hier natürlich nicht sind.

Leichte Schwächen

Im vorletzten Kunststück erzählt Mr. Flo bei einem Blendo-Trick von seiner Oma, die eine „Kopftuchoma“ ist, weil sie immer ein Kopftuch trägt. Es gäbe auch „Schalomas“. Jedenfalls hat er 4 bunte Tücher für seine Oma gekauft und zwängt sie jetzt mit viel (für die Kinder gespielter) Mühe in eine Plexiglasröhre, aus der sie später als „bunter Schal“ wieder herauskommen – über den sich die Oma aber sehr freut, weil sie schon immer einen haben wollte. So weit so gut, den Kindern hat es gefallen. Für mich ist aber das Klischee „Kopftuchoma“ fragwürdig, zudem ist ein großes quadratisches Tuch immer noch kein Schal und der Austausch der Röhren in einem hohlen, dicken Buch hinter dem hochgeklappten Umschlag war schon ziemlich plump. Zudem die Tücher nach dem Herausnehmen anders lagen als vorher.

Zum Ende des Programms kam wieder das Geschenk vom Anfang ins Bild, wurde aber noch nicht geöffnet. Denn dort hinein sollen jetzt Bonbons gezaubert werden. Ich fände es richtig, dann zunächst zu zeigen, dass keine Bonbons darin sind – sonst erscheint mir der Trick sehr einfach…

Zuvor fällt Mr. Flo aber auch noch ein: „Wir brauchen noch Schnee!“. So zeigt er zunächst eine Schneekugel, lässt dann aber doch aus der Hand per Fächer einen echten Schneesturm erscheinen.

Erst danach wird das Geschenk geöffnet und darin sind tatsächlich jede Menge Bonbons und ein Schoko-Weihnachtsmann. Die er leider nicht an die Kinder weitergeben kann, weil ja alles online ist, aber immerhin bietet er an, dass man ihn ja live buchen kann. Etwas Werbung am Ende ist erlaubt und ob man die produzierten Bonbons tatsächlich den Kindern geben soll, ist ja ohnehin umstritten.

Fazit

Mr. Flo hat den zugeschalteten Kindern und Erwachsenen eine fast 50 Minuten lange schöne, unterhaltsame Weihnachtsshow geboten, die für mich aber wie geschildert die eine oder andere kleine Schwäche hatte. Zum Teil sind diese auch der räumlichen Enge geschuldet, da sich ja alles in dem kleinen Kameraausschnitt bewegen muss. Aber ein absolutes No go ist es in meinen Augen, dass er vor laufender Kamera aus einer großen Plastikflasche trinkt – auch wenn er behauptet, das wäre Zaubersaft. Wenn schon, dann bitte aus einem Glas oder einer Tasse.

Zoom – Vorstellungen? Nein, danke…

Völlig unabhängig von Mr. Flo sind aber diese Zoom-Auftritte oder -Seminare nichts für mich. Mir fehlt bei beidem der direkte Kontakt mit den Zuschauern und deren direkte Rückmeldung, die sehr viel aus deren Mimik und Gestik abzulesen sind. Und es scheint mir, dass man sich als Künstler viel besser vorbereiten muss. Alles muss griffbereit in einem kleinem Kamerasegment liegen, den man nicht mal eben schnell verlassen darf. Die Kommunikation mit den Zuschauern ist wohl meistens eindimensional und ein echtes Mitspielen der Kinder ist praktisch unmöglich.

Auch die von Markus Sperber und Kolleg*innen durchgeführte Zaubershow hat mich aus gleichen Gründen nicht wirklich überzeugt. Zauberisch war das alles völlig in Ordnung und unterhaltsam – aber es fehlen eben dieses Theater-Flair und die direkte Rückmeldung durch Applaus, Gelächter oder spontane Zwischenrufe. Stattdessen hat man immer wieder kleinere technische Probleme, die den Ablauf stören.

Als Notlösung in der Corona-Zeit und als Möglichkeit für die Profis unter uns, damit auch jetzt Geld zu verdienen, sind diese Zoom-Angebote sicherlich eine Lösung – aber die richtige zauberhafte Stimmung kommt dabei nicht auf.

Wie seht ihr das?

5 thoughts on “Mr. Flo zaubert über Zoom

  1. Hallo Volkmar,
    es gibt wohl grundsätzlich Unterschiede im Erleben und in den Reaktionen von Kindern und Eltern (Laien) versus Zauberern, die ihre KollegInnen auf Zoom- Zaubershows erleben.
    Das „wahre Staunen“, also nicht der kleine Bruder „Überraschung“, ist wohl nur in der Präsenz erreichbar. Comedy wirkt auch auf Zoom.
    Grüße Roman

  2. Vielen Dank für diesen Artikel.
    Ein Live-Ereignis lässt sich leider ( oder glücklicherweise?) nicht so übertragen, dass der typische Mitmachcharakter und der Erlebnisfaktor zum Tragen kommen.

    Trotzdem schön, dass die Zauberkunst von einigen Kolleg*innen auf diesem Wege gezeigt wird. Die Kinder hätten sonst wenig Alternativen gehabt.

    Bemerkenswert ist auch,dass die Stadt Schweinfurt diese Aktion und den Künstler aktiv unterstützte statt schlicht alles abzublasen.

    Vielen Dank Volkmar für die Darstellung des Programmes. Es ist stets spannend und informativ und liefert Inspirationen für den eigenen Programmaufbau.

    Grüße von der verschneiten schwäbischen Alb,
    Bernhard ( Bernhard der Zauberer)

  3. Hallo Volkmar,

    vielen Dank für deinen Beitrag zu meiner Online – Weihnachts – Show.

    Du hast bereits ein paar Punkte angesprochen, auf die man bei dieser Form der Unterhaltung achten muss. Nicht nur die räumlichen Gegebenheiten, sondern auch Licht, Ton, welche Effekte usw. muss bedacht werden. Und Kunststücke können nicht nur bei Live – Auftritten schief gehen bzw. runterfallen 😀

    Diese Form der Unterhaltung ist natürlich anders als ein Live – Auftritt. Dennoch finde ich, sind sie die beste (und aktuell einzige) Möglichkeit überhaupt vor Kindern und Erwachsenen aufzutreten.

    Ich biete ja bereits seit Ende April 2020 jede Woche meine ZOOM – Shows an und konnte so ca. 30 Veranstaltungen extra generieren. Außerdem haben sich noch weitere Kindergeburtstage, Firmenfeiern und Events dadurch für mich ergeben.

    Ich persönlich fühle mich vor der Kamera sehr wohl. Allerdings ist der Gesamtaufwand dafür insgesamt – mit Technik, Aufbau, Vorbereitung – viel größer und es gibt Dinge, die ich nicht tun kann (Jemanden z.B. etwas in die Hand geben, etc.) und Handlungen / Aktionen, die anders gelöst werden müssen.

    Online – Shows sind nicht für jedermann. Sowohl von der Künstler Seite aus, wie auch für Zuschauer.

    Wichtig für mich in erster Linie ist der Dialog und Interaktion mit meinen Zuschauern und natürlich magische und unterhaltsame Momente zu schaffen!

    Vielen Dank – Euer Mr.Flo…. – http://www.flomagic.de

  4. Ich möchte zu diesem Thema auch eine kurze Rückmeldung geben:
    Da wir ja in Österreich wieder länger ohne Auftritte leben müssen, frage ich mich natürlich jetzt öfters ob ich auch eine Zaubershow online anbieten soll. Ich hätte dazu natürlich mehrer Anfragen. Ich habe mich aber letztendlich dagegen entschieden, da meine Show sehr viel mit der Reaktion der Zuseher abläuft. Ich brauche einfach die Kinder live in meiner Show und nicht in einem digitalen Kästlein.
    Ich wünsche allen die diesen digitalen Weg einschlagen alles gute und viel Erfolg.
    Thomas

  5. Hallo Volkmar,
    nun habe ich auch gerade deinen Beitrag hier gefunden und muss auch ein paar Gedanken los werden … Denn ich bin von manchen Einschätzungen und auch Kommentaren etwas irritiert, da ich hier einiges anders sehe, aber der Reihe nach.
    Ich biete nun auch seit Ende November 2020 Online-Shows für Kinder & Teenies an, nachdem mich einer meiner Kunden überredet hat: „Wenn das ein Zauberer nicht schafft, wer denn dann?“ Denn vorher fand dieses „Online-Ding“ auch total doof – vor allem aus Unkenntnis der technischen Möglichkeiten!
    Nach mehr als 2 Monaten und sehr vielen Online-Shows habe ich meine Meinung nun komplett revidiert, auch wenn ich mich riesig auf die ersten Live-Auftritte freue – wann auch immer das sein mag…
    Dabei sehe ich die Online-Shows als komplett eigenständigen Showtyp, der zwar mit meinen Live-Kindershows etwas zu tun hat, aber ganz anderen Regeln folgt! Daher ist auch die Auswahl der Kunststücke eine andere und ich habe mich für visuellere Kunststücke, oder auch „virtuelle Kunststücke zum Mitmachen“ entschieden.
    Und ja – auch die Interaktion mit den Kindern folgt anderen Regeln – wobei ich auch meine damaligen Argumente wie „ich brauche die Kinder Live“ mittlerweile nicht mehr so sehe. Denn bspw. Zoom ist ja eben NICHT der Ein-Wege-Kanal in den ich nur sende und nichts empfange. So hole ich in meinen Zoom-Shows auch Kinder (virtuell) durch die Spotlight-Funktion nach vorne, lasse diese mitzaubern, sich verneigen, Applaus entgegennehmen usw. Klar, dabei kann die Zauberei nur bedingt direkt in den Händen der Kinder stattfinden – aber das ist eben eine Einschränkung dieses Showtyps und lässt sich bspw. virtuell lösen …
    Und ich selbst sehe alle Kinder bei mir auf dem Bildschirm und bekomme deren Feedback Live mit … wenn man das „Delay“ vergisst fast wie live. Und auch die Einschränkung bezüglich des Bildausschnitts empfinde ich nicht mehr als Hindernis, sondern sogar als Vorteil. Denn warum soll ich diesen „Off-Bereich“ als Zauberer denn nicht nutzen, mit Overlays arbeiten … Das hat dann zwar mit der Live-Zauberei nicht mehr viel zu tun … aber warum soll ich die Vorzüge dieses Showtyps denn nicht für meinen Vorteil nutzen?
    Und noch ein Wort zum Schluss:
    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Kinder aktuell sogar dankbarer sind für diese Art der Unterhaltung als ich dies je Live erlebt habe! Denn der Alltag dieser Kinder ist momentan so auf den Kopf gestellt, dass sich diese ganz extrem darüber freuen gemeinsam eine solche Show zu sehen.

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