Gestern am späteren Abend fiel dann die Entscheidung: Die Reise geht Richtung Niederlande. Konkreter gesagt, zunächst nach Groningen, dann weiter nach Amsterdam, von da aus nach Süden mit grobem Ziel Münster, was aber bekanntlich gar nicht weit südlich liegt. Warum genau diese Orte?
Keine Ahnung. In Groningen war ich vor Jahrzehnten schon einmal mit unserem Sportverein, wir hatten eine sportliche Freundschaft mit VVK Groningen. Seitdem zieht es mich in unregelmäßigen Abständen dorthin. In Amsterdam interessiert mich das Vincent-van-Gogh-Museum. Dieser irre Typ fasziniert mich, ich hab deswegen schon länger vor das Museum zu besuchen. Und Münster schließlich, weil ich Fan der Kult-Krimireihen „Wilsberg“ und „Tatort Münster“ bin, die beide dort spielen. Und alles liegt relativ günstig zueinander, so dass es eine schöne Rundreise wird, die mit etwas über 800 Km insgesamt auch nicht zu lang ist.
Start heute 10.00 Uhr
Tatsächlich hatte ich gestern zügig alles verpackt, was mit sollte. Campingausrüstung und 3 Unterhosen. Was braucht man mehr für 5 Tage? Haben wir schon beim Fußball-Sommercamp im Verein gelernt, dass das ausreicht. Manche leihen sich auch Unterhosen von anderen aus. Aber das liegt mir nicht.
Pünktlich um 10.00 Uhr war ich bereit. 5 Minuten später ertönte auf der Autobahn aus meinem Handy „On the road again“ und ich war unterwegs. Bestes Wetter, freie Straßen und ich kam störungsfrei an die holländische Grenze. Ich kann mir das Wort nicht abgewöhnen, auch wenn es korrekt „niederländische“ heißt. Und wundere mich nach zig Jahren Schengener Abkommen immer noch, dass ich nicht vom Zoll angehalten werde, Früher, als ich noch Ente fuhr und einen Vollbart hatte, wurde ich immer heraus gewunken und kontrolliert… RAF Verdacht hin, Rauschgiftschmuggel Verdacht zurück. Obwohl ich beidem tatsächlich auch damals schon ablehnend gegenüber stand.
Chaos 1 in Groningen
Und Groningen hab ich auch auf Anhieb gefunden. Aber dann begann das Chaos. 1 Milliarde Hinweisschilder in einer Sprache, die ich nur dürftig verstehe. Und auf keinem stand „Groningen Centrum“, was mir geholfen hätte. Wann also abbiegen? Jetzt? Später? Google Maps hatte ich nicht genau eingestellt und konnte es jetzt während der Fahrt auch nicht tun. Also einfach mal auf Verdacht runterfahren von der Autobahn.
Was keine gute Idee war. Ich landete in einen hübschen Wohngebiet mit kleinen Häuschen und engen Straßen. Und hatte keine Ahnung, in welche Richtung ich fahren sollte, um zum Zentrum zu kommen. Also beschloss ich heldenhaft, die Groninger Innenstadt auszulassen und gleich nach Amsterdam durchzufahren. Ich saß auch gerade so schön im Auto.
Gesagt, getan, gewendet, wieder auf die Piste. Jetzt hab ich mich aber etwas nördlich gehalten, weil ich unbedingt über den Afsluitdijk fahren wollte. Also den 32 km langen Deich, der künstlich das Ijsselmeer von der Nordsee trennt. Links und rechts nur Wasser – sehr imposant. Und auch typisch Volkmar: An der einzigen Aussichtsstelle, wo man anhalten kann um ein imposantes Foto zu machen, bin ich vorbeigefahren. Daher gibt es nur das „Ersatzfoto 2. Wahl“ zu bestaunen, das das Ijsselmeer zeigt.
Chaos 2 und 3 in Amsterdam
Dann ging es zügig nach Amsterdam weiter. Jedenfalls bis kurz vor Amsterdam. Denn kurz vor dem Ziel gab es auf der Zufahrt zum Ring A10, der um Amsterdam läuft, die Mutter aller Staus. Wenn nicht sogar die Großmutter. Da fuhr gar nichts mehr, nur noch meterweise. Nach etwa einer Stunde Langeweile gelang es mir, von der rechten Spur durch 2 weitere Spuren nach links durchzudrängeln und einfach in irgendeine falsche Richtung zu fahren. Ich wollte nur raus aus dem Stau, egal wohin.
Was auch gelang. So egal wohin, dass ich im Verlaufe der nächsten Stunde wirklich nicht wusste, wo ich gerade war. Das Navi wollte mich freundlicherweise immer zurück in den Stau dirigieren, was ich aber ignoriert habe. Ich glaube nicht an Maschinen,
Irgendwann hatte ich dann die Nase voll vom planlos herumfahren und hab die Adresse des Campingplatzes wieder eingegeben. Und wurde – diesmal von der anderen Seite – wieder an den schönen Stau geleitet. Der hatte sich aber zum Glück gelichtet und ich kam relativ zügig daran vorbei und zu dem geplanten Campingplatz.
Dort standen 3 verrottete Wohnwagen und einige verfallene Hütten. Auch typisch Volkmar: Das Beweisfoto hab ich vor Schreck vergessen zu machen – ich muss noch viel lernen! Immer erst ein Foto machen, dann denken. Jedenfalls war mir klar: „Hier bleibst du auf gar keinen Fall!“. Ich hab mich ins Auto gesetzt und bei Google Maps nach nahegelegenen Hotels gesucht. Und bin fündig geworden.
Entnervt ins Hotel
15 Minuten später stand ich vor dem New West Inn und checkte dort ein. Gleich für 2 Tage, denn morgen ist der Besuch im Museum für 14.30 Uhr gebucht. Was Jeremy für mich netter Weise gemacht hat, weil er im Gegensatz zu mir eine Kreditkarte hat. Das Museum MUSS vorher online gebucht werden und das geht nur mit Kreditkarte. Kein Paypal, keine EC Karte, nix bar. Ich werde mir also wohl tatsächlich doch wieder eine Kreditkarte besorgen müssen – ich dachte immer, die brauche ich in Europa nicht mehr…
Jedenfalls werde ich zwei Nächte fein im Hotel schlafen und dann weiterreisen. Das Belegfoto vom Hotel mach ich gleich morgen früh. Versprochen, Und dann knipse ich alles, was mir vor das Handy kommt.
Ich freue mich schon auf alles, was morgen schief geht… 🙂