Profi-Requisiten für Kinder-Zauber-Kurse?

Ulrich Rausch

Bei der Gestaltung eines Zauberkurses ist immer ein Problem, mit welchen Requisiten die Schülerinnen und Schüler lernen und übern sollen. Gleich, ob es sich nur um ein paar Stunden, einen Tages-Workshop oder eine Jahres-Projekt handelt: Ohne Requisiten geht es nicht. Und damit steht man als Kursleiter*in vor zwei Problemen: Was ist pädagogisch sinnvoll und was kann man bezahlen?

Foto: Archiv Karsten

Zu der letzen Frage: Es mag sein, dass es Kinder-Kurse gibt, wo man pro Kind 80,- € oder mehr verlangen kann und es auch bekommt. https://zauberkurse-online.de/event/zauberkurse_muenchen_2021/ Dann ist die Finanzierung der Arbeitsmaterialien eher kein Problem. Aber wenn schon 10,- € pro Tag und Nase ein Problem sind, ist die Requisiten-Beschaffung erst recht eines. Anhand von einigen Thesen möchte ich deutlich machen, wie ich auswähle.

Respekt vor dem Material

Auch wenn es teilweise nur sehr einfache Dinge sind, mit denen gezaubert wird, Dinge, die nicht viel Geld kosten, möchte ich, dass die Kinder einen sorgsamen und wertschätzenden Umgang mit ihren Requisiten pflegen. Da der Wert heutzutage (leider) oft mit Geld verbunden ist, lasse ich mir die Requisiten von den Kindern (meist nur symbolisch) bezahlen, d.h. sie müssen 2,3,4 oder 5 € in bar geben, damit sie die Materialien erhalten.

Viel wesentlicher ist es aber der gesamte Umgang mit den Materialien, den ich vorlebe und den ich auch von den Zauberschüler*innen einfordere. So gibt es immer ein Aufbewahrungsbehältnis, in dem jedes Kind die Requisiten des ganzen Kurses sammeln kann (Zauberumschlag oder –kästchen). Und während des ganzen Kurses wird der Umgang immer wieder eingefordert: Nichts rumfliegen lassen, aufräumen usw.

Auch bei der Auswahl und Herstellung der Materialien achte ich immer auf eine Wertigkeit. So drucke ich die Trickanleitungen auf etwas festerem Papier (120 bis 170 g/m²), was zwar ein paar Cent mehr pro Blatt kostet, aber sich halt positiv von all dem unterscheidet, was die Schüler*innen sonst in die Hände bekommen.

Leihgabe oder Mitnehm-Requisiten?

Bei längerfristig angelegten Zauberkursen wie einem Schulprojekt oder im Rahmen eines Halbjahreskurses, gibt es zwei Arten von Requisiten: Solche, die in den Besitz der Kursteilnehmer*innen übergehen und solche, die ausgeliehen werden. Die meisten Requisiten sind Mitnehm-Requisiten, aber in einem fortgeschritten Stadium des Kurses, wenn bereits einige Grundlagen vermittelt wurden und ich die Fähigkeiten der einzelnen Teilnehmer*innen einschätzen kann, stelle ich auch Profi-Requisiten leihweise zur Verfügung.

Die Kinder bekommen das Material in den Unterrichtsstunden und können es dann auch  zum vertiefenden Üben mit nach Hause nehmen. Allerdings nur solche Sachen, die transportierbar sind, was Größe und Empfindlichkeit betrifft. Zur Auswahl stehen u.a.: Metallring für „Ring-Seil-Routine“, Flip-Over-Box, Zombie, 4er Ringspiel mit einem Durchmesser von ca 10 cm, Multi-Pip-Card (magnetische Version), Schnurstäbe usw. Zweck des Requisiten-Verleihs ist, dass die Kinder, wenn sie ernsthaftes Interesse gezeigt habe, auch mit Profi-Requisiten arbeiten können und so vielleicht den einen oder anderen sinnvollen Trick für den Weihnachtswunschzettel haben.

Die große Show

Ich war mehrere Jahre Dozent an der „1. Hessischen Jugend-Kunst-Schule“ in Offenbach/Main, einem Modellprojekt des Landes Hessen. Am Ende jedes Halbjahres gab es ein großes Fest, an dem die bildnerischen Kurse ihre Objekte ausstellten und die anderen Kurse eine 1,5-stündige Show für alle gestalteten. Und da immer300 und mehr Zuschauer*innen anwesende waren, es kamen ja nicht nur die Teilnehmer*innen, sondern auch die Eltern, Geschwister usw., musste es eine richtig große Show werden.

Dafür gab es einen Schrank, in dem sich im Laufe der Jahre große Requisiten angesammelt hatten: Fantasta, Wandernde Flasche, Schnurstäbe, Abbruch-Kiste, Hindu Water Cups, Multum in Parvum, What the next, usw. Damit konnte dann der ca. 15-minütigen Auftritt der Kursteilnehmer*innen angereichert werden. Neben den im Semester einstudierten Kunststücken wie Servietten-Zerreißen, Seil-Tricks etc. konnte ich dann immer auch auf ein oder zwei Kunststücke aus dem Schrank zurück greifen. Und da für mich ein wichtiger Gedanke bei der Schluss-Show war, dass alle Kinder auf der Bühne aktiv in Erscheinung treten, war der Schrank manchmal eine Rettung. Wenn man z.B. zuviel Kinder  für ein 15 Minuten Programm hatte, konnte man mit der Fantasta eine Gruppen-Nummer machen, an der 3 oder 4 Kinder gleichzeitig beteiligt sind. Und ja, man kann eine Fantasta auch wirklich sinnvoll einsetzten, wenn die Inszenierung stimmt.

Damit ist meine Antwort auf die im Titel gestellte Frage klar: Profi-Requisiten haben in einem Kinder-Kurs ihren Platz, wenn man weiß, wann und warum man sie einsetzt.

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