
Diese Nachricht heute auf Facebook hat mich in zwei Dimensionen zum Nachdenken gebracht.
Jane Goodall
Zum einen natürlich das Gedenken an Jane Goodall, die gestern im Alter von 91 Jahren gestorben ist. Ich habe ihr Leben und Wirken nie intensiv verfolgt, weil ihr Themengebiet die Forschung über Affen war und Tiere mich deutlich weniger interessieren als Menschen. Dennoch blieb es natürlich nicht aus, dass ich als interessierter Nachrichten-Leser ihr Wirken und ihre Forschung wahrgenommen habe.
Da ziehe ich dann meinen Hut vor Jane Goodalls Engagement in ihrem Fachgebiet und ihren Erkenntnissen in der Primaten-Forschung. Ich bewundere und achte Menschen, die für ihr Anliegen engagiert arbeiten und darin aufgehen. Nur durch solche Personen und ihre Handlungen werden Dinge vorangetrieben und die Gesellschaft verbessert.
Respekt vor allem Leben
Der zweite Bereich, über den ich nachdenke, ist ihre Aussage. „Ich bin zutiefst überzeugt, dass es unendlich wichtig ist, vor allem Kindern beizubringen, allem Leben gegenüber respektvoll zu sein.“
Selbstverständlich ist die inhaltliche Aussage von ihr positiv gemeint und richtig. Aber aus meiner Sicht hat sie einen zentralen Denkfehler. Ich meine, wir müssen nicht Kindern beibringen, allem Leben gegenüber respektvoll zu sein, sondern noch viel mehr den Erwachsenen.
In meiner langjährigen beruflichen und ehrenamtlichen Tätigkeit mit Kindern habe ich festgestellt: Kinder respektieren so gut wie jeden und alles. Kinder haben keinerlei Berührungsängste mit Menschen anderer Hautfarbe oder irgendwelchen Behinderungen. Kinder bestaunen Tiere jeder Art und freuen sich darüber, dass die interessante Dinge tun. Vielleicht haben sie auch manchmal einfach Angst vor dem unbekannten Wesen.
Kinder kommen aber nicht auf die Idee, den Tieren etwas anzutun. Sie lernen es von ihren Eltern, die z.B. die dicke Spinne an der Wand mit dem Staubsauger wegsaugen oder sie direkt mit dem Hausschuh zerklatschen.
Kinder haben auch keine Ressentiments gegen andere Menschen, die evtl nur ein Bein oder verkürzte Arme oder eine andere Hautfarbe haben. Sie akzeptieren das einfach und fragen höchstens, wieso das so ist. Eine simple und ehrliche Antwort genügt, um diese Toleranz nicht zu beschädigen.
Gib ein gutes Beispiel für respektvolles Verhalten
Nur wenn Erwachsene sich unsachlich oder gar verächtlich über dieses „anders sein“ äußern, entwickeln sich auch bei Kindern diese negativen Verhaltensweisen. Es gibt viele Berichte z.B. aus der Nazi-Zeit in Deutschland, in denen geschildert wird, dass Kinder selbstverständlich mit jüdischen Kindern befreundet waren und sie es überhaupt nicht verstanden haben, wieso sie das nach der Reichs-Progromnacht nicht mehr durften oder später ihre Freunde einfach weg waren.
Schuld daran trugen nicht die Kinder, sondern die Erwachsenen!
Daher finde ich die Aussage von Jane Goodall einfach falsch adressiert. Sie müsste sich an die Erwachsenen richten und ihnen empfehlen:
„Es ist unendlich wichtig, dass insbesondere Erwachsene von Kindern übernehmen, allem Leben gegenüber respektvoll zu sein.“
Seid den Kindern ein positives Vorbild. Respektiert alles Leben. Das von Tieren und das von Menschen – egal, welcher Religion, welche Hautfarbe, welcher Herkunft, welcher körperlichen Konstitution sie auch sind.
Nur wenn wir diesen Respekt allem anderen gegenüber wieder in unsere Gesellschaft übernehmen, werden wir den politischen Unruhestiftern der heutigen Welt Einhalt gebieten und alle zusammen in Frieden leben können.
PS:
Ich bin sicher, dass Jane Goodall ihre Aussage auch in diesem Sinne meinte. Ich halte nur den Grundansatz für zu wenig reflektiert. Nicht die Kinder sind von sich aus intolerant, sondern sie werden von Erwachsenen dazu erzogen.

Jane Goodall, hatte in ihrem Kontext dennoch Recht.
Ihre Aussage legt das angelsächsische Konzept der Education zu Grunde, das Erwachsene fertig ausgebildet sind und sich in ihrer Grundhaltung eher nicht mehr ändern. Erfahrungen und Erweckungserlebnisse sind die Ausnahme von der Regel. Die meisten Erwachsenen ändern ihre Grundhaltung nicht mehr. Kinder und auch z.t. noch Jugendliche sind offener ihre Haltung zu überdenken und durch lehren und Vorbilder dazuzulernen.
Von daher ist.es richtig und eine grundlegende Lektion aus der Umweltbildung: Man muss die Kinder sensibilisieren. Die bringen es ihren Eltern und Großeltern dann schon bei. Würde man diese direkt ansprechen verpufft das gesagt fast wirkungslos
Hallo, Sven,
dass kann ich so unterschreiben.
Danke für die Ergänzung.