Rezension: Kinder-Zauberprogramme von Ulrich Rausch

Die technischen Daten:

  • Rausch, Ulrich: Kinderzauberprogramme entwickeln und gestalten – Tipps, Tricks und Routinen
  • Erschienen im Mai 2023 (auch wenn im Impressum steht „Copyright 5/2022“)
  • ISSN 2747-3929, 154 Seiten, Paperback, 25,00 € im Fachhandel
  • Selbstverlag in der Reihe „Rausch Die kleinen Schriften“ als Band 6

Generell

Ulrich Rausch veröffentlicht mit diesem Buch 3 von ihm erstellte Programme, die unterschiedliche Ansätze haben: Einmal sein „Brot und Butter“ – Programm, ein gemischtes Nummernprogramm, das für den Alltag gedacht ist. Dann ein geschichtenerzählendes Programm „Der kleine Zauberer will Hofzauberer werden“ und schließlich ein Themenprogramm „Pirat:innen“.

Jedes der Kapitel umfasst ca. 50 Seiten. Die ersten beiden sind in der Praxis erprobt, das Piratenprogramm (die Gender-Version befremdet mich in diesem Falle) ist am Schreibtisch erdacht, aber nicht gespielt worden. Ulrich betont dies ausdrücklich und fordert die Leser auf, die Vorführung nach ihrem Gusto zu gestalten. Das halte ich für richtig und legitim.

Das Brot und Butter-Programm

Das beschriebene „Brot und Butter Programm“ enthält bekannte, ältere Tricks: Malbuch, Kurz-Mittel-lang, Würfelkasten, Tuchwanderung, Schnurstäbe, Verdrehte Flaschen, No tear Zeitungsrestaurieren, Ringwanderung, Wandernde Elefanten (Variante der Hasenwanderung) und Werrys Cola Sensation.

Die Tricks kann man so spielen, sie sind aber aus meiner Sicht nicht sonderlich kreativ, ebenso wenig, wie die dazugehörigen Überlegungen, warum sie im im Programm an welchen Stellen stehen. Das ist in ähnlichen Zusammenhängen und teilweise ausführlicher z.B. bei Schenk/Sondermeyer, Dibowski oder Karsten beschrieben worden.

Die Vorführungen selbst werden teilweise kurz, teilweise episch lang und alle ohne Illustrationen beschrieben. Das eine oder andere konnte ich daher leider nicht wirklich nachverfolgen, die Bleiwüsten haben mich schnell ermüdet. Die Trickgeheimnisse werden natürlich nicht erklärt, da es sich um Händlertricks handelt. Ihre Kenntnis vorausgesetzt.

Insofern gilt für dieses Kapitel: Im Westen nichts Neues. Und die Idee, bei den verdrehten Flaschen eine Autoritätsperson (Erzieher o.ä.) zunächst scheitern zu lassen, weil die Kinder das „lustig finden“, halte ich schlicht für ein no go.

Geschichtenerzählende Programme

Auf diesen 50 Seiten wiederholt Ulrich im wesentlichen den Inhalt der Veröffentlichung „Der kleine Zauberer will Hofzauberer werden“ (veröffentlicht in: Rausch Kleine Schriften, Band 5 und Schriftenreihe zur Zauberkunst für Kinder, Band 12) in etwas geänderten Worten und anderer Reihenfolge. Ergänzt hat er es durch 10 Seiten zum Thema „Wie man eine gute Geschichte erfindet“. Darin bezieht er sich im Wesentlichen auf ein Werk von Christoph Vogler aus dem Jahr 1997, dass er für meinen Geschmack zu episch darstellt. Einen direkten Zusammenhang zum Thema Zaubern sehe ich da nicht und halte auch die Darstellung für wenig hilfreich

Daher gilt auch hier für mich: „Im Westen nichts Neues.“

Themenprogramm „Pirat:innen“

Ulrich Rausch schreibt, dass er zu dem Thema Piratenprogramm mehr zufällig gekommen ist, weil jemand bei Facebook dazu Ideen suchte. Er hat sich also hingesetzt und daraufhin 13 Tricks erdacht. Was sicherlich eine seine stärken ist, wie er in „Wunder mit Methode“ ja schon beschrieben hat.

Ob dazu „Historische Recherchen“ notwendig sind, wage ich zu bezweifeln, zumal dann die eigentliche Erfindungsphase sich an den gängigen Klischees zum Thema Piraten orientiert. Das schreibt er auch so: „Ausgangspunkt waren für mich die Gegenstände, die man typischerweise mit einem Piraten oder einer Piratin in Verbindung bringt.“ Es folgend dann 13 Trickideen, die Ulrich relativ ausführlich beschreibt.

Sie sind allerdings nicht wirklich neue Kreationen, sondern die meisten beruhen auf bekannten Tricks, die in den thematischen Rahmen Piraten transformiert werden. In der Regel einfach durch den passenden Vortrag. So gibt es die Klappkarte oder No tear als Schatzkarte, ein Pendelkaschee, einen Tüchersprudel, aus dem statt der Flasche ein Papagei erscheint, eine magische Bar, einen Kartendegen, Klappgeldscheine, eine Produktionsbox oder eine Kartenkassette. Alles mit einer Geschichte, die zum Thema Piraten passt. Mehr oder weniger.

Und als kleines Handicap kommt hinzu, dass einige dieser Requisiten relativ exklusiv sind, also nicht in jedem Zauberschrank stehen und auch nicht einfach so besorgt werden können. Sinnvoll ist natürlich dennoch der Gedanke, aus den vorhandenen Requisiten Geschichten um das Piratenleben zu spinnen. Aber dieses Verfahren ist auch nicht wirklich eine neue Idee.

Im Anhang finden sich dann noch 3 Autogrammkarten von Rausch. Der Zusammenhang zum Thema erschließt sich mir allerdings nicht.

Fazit

Insgesamt halte ich die Idee von Ulrich Rausch für gut und sinnvoll, drei verschiedene Formen einer Kinder-Zaubershow zu beschreiben. Allein dieser Gesichtspunkt erweitert die Möglichkeiten aufzutreten. Die beschrieben Grundsätze, wie man dann mit Kindern zaubert, sind richtig beschrieben, auch wenn ich das eine oder andere nicht teile und für etwas antiquiert halte.

Inhaltlich sind viele Dinge in anderen Publikationen bereits ausführlich beschrieben oder von Ulrich selbst veröffentlicht worden. Wer also die Zauberkunst für Kinder in den letzten Jahren oder Jahrzehnten verfolgt hat, wird keine allzu großen neuen Erkenntnisse gewinnen. Für Neueinsteiger gibt es einige gute Idee, aber nicht wirklich eine umfassende handfeste Hilfe für den Start, wie sie etwa bei den Standardwerken von Sondermeyer, Dibowski oder Karsten gegeben werden.

Zudem ist die graphische Gestaltung für meine Augen bedenklich. Es gibt auf 154 Seiten 19 Bilder, überwiegend im letzten Teil. Ansonsten zeichnen sich die Seiten durch lange „Bleiwüsten“, also viel Text ohne Absätze aus. Es ist schon manchmal hart, sich da durchzuarbeiten.

Aus diesen Gründen komme ich zur Gesamtbewertung „Im Westen nichts Neues“ und vergebe

3 von 5 Zauberzwerge.

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