Spiele mit dem Namen – ein No go

Zauberer Hokus hat gestern zu meinem letzten Beitrag einen Kommentar gepostet, der mich spontan zu einem weiteren Beitrag reizt. Da ich meine Reize nicht unterdrücken will, tue ich das hier. Hokus schreibt (verkürzt), dass er mit den Namen der Kinder spielt und schließlich alle an dem Tag Petra heißen.

Für mich sind Spiele mit dem Namen der Kinder schlicht und ergreifend ein absolutes No go. Ein Kind heißt so, wie es heißt. Und genau so muss es auch angeredet werden. Ich stelle mir gerade vor, dass ich in meine Bank gehe und gefragt werde: „Wie heißen Sie, bitte?“ „Volkmar Karsten.“ Und die Mitarbeiterin sagt zu mir. „Ja, Herr Meyer, dann nehmen Sie bitte kurz Platz.“ oder „Darf ich Herr Meyer zu Ihnen sagen?“ Völlig hanebüchen und respektlos.

Und genau so geht es Kindern auf der Bühne auch. Kinder wollen und müssen genau so ernst genommen werden, wie wir es für uns auch wünschen. Ihre Persönlichkeit muss ernst genommen werden. Und zur Persönlichkeit gehört in allererster Linie der Name.

Kleiner Exkurs als Beispiel

Wie verzweifelt ein Kind und ich in diesem Zusammenhang waren, macht ein kleines Beispiel von gestern Abend in der Sporthalle deutlich. Beim Fußballtraining der E-Junioren war ein Kind, das ich noch nicht kannte. Ich frage den Jungen also: „Wie heißt du denn?“ – „I..sio.“ habe ich verstanden, frage nach: „Ilasio?“ – „Nein. I..sio!“ Hatte ich immer noch nicht verstanden, auch nach dem 3. Nachfragen noch nicht. Bis dahin hatte ich mich aber schon 2 Mal entschuldigt, weil ich das nicht richtig höre.

Ich habe den Jungen dann gebeten, seinen Namen aufzuschreiben. „Inacio“ – ich hatte schlicht den zweiten Buchstaben jedes Mal falsch gehört. Jetzt waren wir endlich auf dem gleich Stand und waren beide glücklich – und ich hab mich noch einmal bei Inacio entschuldigt.

Es ist für Kinder sehr, sehr wichtig, dass sie mit ihrem Namen angesprochen werden. Es ist für sie eine Sache der Wertschätzung.

Noch ein Beispiel

Gestern in einer Schulvorstellung hatte ich den Namen des Kindes, das ich auf die Bühne holen wollte, schon gehört. Nele. Ich bitte sie also auf die Bühne, und setze an zu meinem Standardgag: „Hallo, Lene, …“ und werde prompt unterbrochen: „Ich heiße Nele!“

Recht hatte sie. Natürlich, sie kennt ihren Namen ja besser als ich. Also antworte ich nach kurzer Bedenkzeit: „Äääh, ja, Nele. Entschuldigung.“ Damit war der Fall klar und erledigt, jedenfalls fast. Nele war zum Glück ein aufgewecktes Mädchen. Nachdem wir mit unserer Nummer fertig waren und sie von der Bühne geht, fragt sie mich keck: „Und wie heiße ich?“ Fand ich richtig gut und antwortete: „Nele!“

Scherze rings um den Namen

Die beiden Beispiele sollen zeigen, wie wichtig es ist, jedes Kind mit seinem richtigen Namen anzureden. Das ist für mich eine Frage des Respekts. Und der Anerkennung des Kindes als eigene Persönlichkeit.

Das schließt nicht aus, dass ich rings um den Namen Scherze mache. So frage ich ja gerne: „Nele, wie heißt du heute?“ oder ich habe auch schon Kinder gefragt, ob sie mir ihren Namen verkaufen würden und meinen dazu kriegen. Oder gestern musste ich bei Ornell zwei Mal nachfragen, bis ich ihn richtig verstanden hatte und hab dann kommentiert: „Das ist ein schöner Name. Und einer, den ich auch nach 30 Jahren vorher noch nie gehört habe. Man lernt immer dazu.“

Das halte ich alles für erlaubt und es dient zum Teil der Komik. Aber das Kind wird so akzeptiert, wie es heißt und die Schrulle geht auf meine Kappe – ich verhalte mich unsinnig. Das ist mein Problem, wenn alle über mich lachen. Dafür krieg ich meine Gage. Aber ich habe nicht das Recht, einem Kind seinen Namen abzusprechen. Nochmal: Das ist respektlos.

Nachsatz:

So, das musste mal eben raus. Ich mag es nicht, wenn Kinder respektlos behandelt werden. Jedenfalls aus meiner Sicht respektlos. Es ist durchaus möglich, dass ich da aus meiner persönlichen Erfahrung sehr empfindlich bin. Mein Vorname Volkmar ist ja relativ selten, mein Nachname Karsten als Vorname sehr verbreitet.

Das führt im Alltag oft dazu, dass ich mit Herr Volkmar angeredet werde oder mit Volker oder mit Herr Carstens (die bekanntere Nachnamen-Option). Das nervt mich tierisch und ich denke dann immer: „Wieso kann der Spacken sich meinen Namen nicht vernünftig merken?“

Ich bitte also um Nachsicht bei diesem Artikel – hinter dem ich aber dennoch inhaltlich Wort für Wort stehe.

3 thoughts on “Spiele mit dem Namen – ein No go

  1. Die Begründungen zum No go beim Spiel mit Namen, kann ich bestätigen. Zumindest gilt immer genau zu überlegen, wann man was macht.
    Kinder nehmen es einem nicht übel, wenn man sie nicht beim Namen nennt. Sie nehmen es aber übel, wenn man ihren Namen falsch ausspricht.
    In meinen Kindervorstellungen sitzen u.a. immer mehr Kinder mit Migrationshintergrund, deren Namen man teilweise noch nie gehört hat, geschweige denn richtig aussprechen kann.
    Da ich auch leider nicht so gut höre, habe ich schon lange vermieden, Kinder bei ihrem Namen (falsch?) vorzustellen oder anzusprechen.
    Kinder sind bei mir oft auf der Bühne und dann nicht nur Helfer sondern die eigentlichen Zauberer. Deshalb spreche ich sie in dieser Eigenschaft an /stelle sie vor/ erbitte Applaus. Also etwa „Das war die Zauberfee/der Weihnachtsbäcker/der kleine Zauberer/die Drachenbewacherin usw.“
    Nach meiner Erfahrung verlassen diese Kinder sehr stolz und 5 cm größer die Bühne.
    Und es ist überhaupt kein Problem, für das nächste Kunststück weitere „Zauberer“ und „Zauberinnen“ zu bekommen.

  2. Hallo allerseits,

    das Thema Respekt und respektvoller Umgang ist auch mir außerordentlich wichtig.

    Wenn man sich in der Szene umschaut, ist es offensichtlich so, dass es da punktuell sehr unterschiedliche Auffassungen gibt. 2 Beispiele:
    der namhafte Kinderzauberer M.D. schreibt in seinem Buch, er fragt ein Mädchen mit Zöpfen, ob das Propeller seien und sie fliegen könne . . .
    Bei einem namenhaften Zauberer sehe ich in einem Demovideo auf Youtube, wie die Bonbons aus der Kasserole wahllos in die Menge/auf den Fußboden geworfen werden.
    Beides Profizauberer.

    Zum auslösenden Namen-Running-Gag:
    Ich habe über die Kritik nachgedacht und bin zu folgendem Schluß gekommen.
    Volkmar toleriert Gags auf Kosten des Künstlers.
    Natürlich bin ich bei diesem Gag der ‚Dumme‘ – nicht das Kind. Das Kind nennt ganz normal seinen Namen, den mich mir übrigens sehr gut merken kann. Ich bin der ‚Dumme‘, der sich die Namen nicht merken möchte.
    Ich denke, der Respekt ist gegeben, weil ich das Kind frage, ob ich es heute Petra nennen dürfe. Wenn sie nein sagt, sage ich selbstverständlich Florentine, ich walze nicht um des Gags willen darüber hinweg. Und versuche es beim nächsten Kind noch einmal. Es ist ein running-Gag ! Den die Kinder absolut verstehen. Nicht erwähnt hatte ich, das ich das nicht bei Kindergartenkindern anwende, sondern bei Schulkindern (bei Kindergartenkindern würde ich generell mit Ironie und Gags sehr vorsichtig sein).
    Bei diesem running-Gag bin ich über die Dynamik erstaunt, denn die Kinder spielen den Gag aus, zB sagen sie nach dem richtigen Namen mit diebischer Freude Fantasienamen, oder sprechen sich während und nach der Vorführung alle mit Petra und Klaus an. Ich sehe hier keine Repektlosigkeit und habe noch nie (!) ein peinlich berührtes Kind erlebt oder im Nachgespräch eine kritische Anmerkung eines Lehrers oder Eltern erhalten.

    (Einen Running-Gag, dessen Komik und Absurdität sich, wie der Name schon sagt, aus der Wiederholung ergibt, aus einem Entertaining-Programm für Kinder, kann man schwer mit dem Verhalten einer Bankmitarbeiterin gegenüber einem erwachsenen Bankkunden
    gleichsetzen. Falls das allerdings ein Verkäufer oder Bankangestellter je machen sollte, würde ich herzhaft lachen )

    In diesem Sinne, weihnachtliche Fröhlichkeit,
    es lebe die Vielfalt
    Carsten

    1. Hallo Zauberer Hokus,
      Deine ergänzenden Ausführungen kann ich ebenso gut nachvollziehen.
      Genau das meinte ich mit meinem Satz : Zumindest gilt immer genau zu überlegen, wann man was macht.
      Man sollte sein zauberisches Tun jederzeit reflektieren und nicht nur routiniert abspielen.
      Ich glaube dann entsteht der Situation angemessene gute Zauberkunst.
      Dann gibt es auch Situationen, wie von Dir beschrieben, wo ein Spiel mit dem Namen möglich ist.
      Ja, es lebe die Vielfalt.

      Zauberer Piccolo

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