Störungen in der Vorstellung

Einleitung:

Generell kann jede Zaubervorstellung gestört werden. Das ist nicht schön und stört den Genuss der Veranstaltung für Publikum und Künstler.

In loser Folge sollen daher in nächster Zeit mögliche Störungen beleuchtet werden. Ergänzungen zu den Artikeln sind gern gesehen.

Teil 1: Störende Kinder

Auch wenn ich mich optimal auf die Vorstellung vorbereitet habe und die Kinder voller Vorfreude darauf sind, so sind doch leider Störungen der Vorstellung nie auszuschließen. Erfreulicherweise kommen sie bei den allermeisten Auftritten nicht vor, aber es gibt sie und man muss damit umgehen. Gerade in Kindervorstellungen, wo ja die Beteiligung der Kinder gewünscht ist.

Zunächst mein General-Ratschlag für solche Fälle: Ruhig bleiben. Ich halte es für absolut wichtig, sich durch die Störungen von Kindern niemals persönlich angegriffen zu fühlen. Das ist überhaupt nicht deren Absicht.

Ihre Motivation für das störende Verhalten liegt in einer überzogenen inneren Spannung, in ihrer Begeisterung für das, was sie dort sehen oder darin, dass sie bisher nicht gelernt haben, ihren Redeschwall oder Bewegungsdrang zu kontrollieren – warum auch immer. Natürlich darf das Kind deswegen nicht die Zaubervorstellung für den Künstler und die anderen Zuschauer sprengen, aber zumindest ist ein angemessener Umgangston erforderlich.

„Das kenn ich!“

Gerne rufen Kinder bei Ankündigung eines neuen Kunststücks oder beim Vorzeigen der Requisiten dazwischen: „Das kenn ich!“ Das ist zunächst einmal durchaus denkbar, da das Kontingent der Kinderzaubertricks relativ überschaubar ist und einige Klassiker von vielen Kollegen gezeigt werden. Oder da wir nebenberuflichen Zauberer auch regional recht begrenzt arbeiten, ist auch nicht auszuschließen, dass ein Kind die Vorstellung schon einmal gesehen hat.

Allerdings besteht bei diesem Zwischenruf zunächst einmal auch kein Grund zur Panik. Kinder lieben auch Wiederholungen, so dass man diese Aussage zunächst einmal auch sehr wertfrei zur Kenntnis nehmen kann. „Das kenn ich!“ heißt noch lange nicht: „Das will ich nicht sehen!“ und schon gar nicht: „Ich weiß, wie das geht!“. Das wird besonders deutlich bei meiner Seilroutine oder einer Kartenroutine, die ich manchmal im Programm habe. Ich brauche nur das Seil oder das Kartenspiel zu zeigen und garantiert kommt der Ruf: „Den kenn ich!“ Was natürlich besonders bei Kartentricks sehr wahrscheinlich ist …

Dennoch ist es bei manchen Kunststücken nicht förderlich, wenn der Überraschungsclou vorher verraten wird, falls ein Kind oder mehrere es tatsächlich schon einmal gesehen haben. Bei der Schirmillusion empfinde ich es als sehr störend, wenn ein Kind vorher verrät, dass die Tücher gleich am Schirmgerüst hängen, denn genau das ist ja der unerwartete Clou bei diesem Kunststück.

Ich reagiere daher auf die Äußerung: „Das kenn ich!“ normalerweise mit den Worten. „Ja, das ist gut möglich, das Kunststück können viele Zauberer. Guck doch mal, ob ich das auch so mache wie die anderen.“ So erreiche ich oft ein unausgesprochenes Gentleman-Agreement, dass sich das Kind während des Kunststücks neutral verhält. Wenn das nicht der Fall ist und weiterhin die Ereignisse vorweggenommen werden, werde ich auch direkter und bitte das Kind, den anderen nicht die Freude am Zuschauen zu nehmen, indem es alles verrät.

In die Vorstellung hinein rufen

Als sehr störend empfinde ich auch Kinder, die pausenlos in die Vorführung hinein reden, wenn sie meinen zu wissen, wie das Kunststück gemacht wurde oder gar etwas blitzen sehen. In solchen Situationen ärgere ich mich über mich selbst, denn offensichtlich bin ich doch in einen Konkurrenzkampf geraten, den ich ja vermeiden wollte. Oder ich habe technisch nicht sauber gearbeitet. Das ist mein Fehler, der dann umgehend abgestellt werden muss.

Aber manchmal hab ich auch gar keine Schuld daran, weil es einfach Kinder gibt, die auch das verraten, was sie gar nicht gesehen haben und was auch gar nicht stimmt. Manche Kinder (wie auch Erwachsene) haben eben ein ungebremstes Kommunikationsbedürfnis.

In solchen Fällen benutze ich zwei Strategien nacheinander. Zunächst nutze ich (falls vorhanden) Gelegenheiten, das Gegenteil zu beweisen. Wenn z.B. der Ruf kommt: „Du hast das Tuch in der Hand!“, dann zeige ich die leere Hand in der Hoffnung, dieses Kind wird jetzt vorsichtiger mit seinen Äußerungen. Wenn das nicht hilft, dann gibt es nur noch den freundlich und höflich (!) vorgetragenen Generalangriff: „Einer von uns beiden kann hier nur immer reden, sonst stören wir die anderen Zuschauer. Wenn du jetzt möchtest, mache ich so lange Pause.“ Manchmal biete ich auch an: „Wenn wir uns unterhalten wollen, müssen wir das nach der Vorstellung tun. Ich muss jetzt arbeiten!“ In der Regel helfen diese Reaktionen, weil sich dann auch anwesende Erwachsene bemüßigt fühlen regelnd einzugreifen.

Motorisch unruhige Kinder

Bei den meisten Kindern entlädt sich die Spannung und Mitmachfreude in der Zaubershow durch Rufen und Armbewegungen. Das kann ich zum Teil steuern und animiere die Kinder dazu, so wie es mir in mein Konzept am besten passt: Zum Beispiel lasse ich die Kinder beim Malbuch tief einatmen und pusten, mit den Armen Bilder malen und zu mir werfen, wobei sie sogar aufstehen sollen. Nach dieser Spannungs-Entladungs-Aktion ist meistens dann für einige Zeit wieder „Betriebsruhe“.

Bei einigen Kindern entlädt sich die Spannung und Mitmachfreude aber direkt über den Körper – sie bewegen sich permanent, stehen auf, wann sie wollen und setzen sich danach auch schon mal versehentlich auch neben ihren Stuhl auf den Fußboden. Was ich gerade gestern wieder einmal erleben durfte. Was tun?

Wie immer: RUHIG BEIBEN. Das Kind will nicht stören, es kann nicht anders. Aber natürlich muss ich dennoch eingreifen, denn es lenkt die anderen Kinder erheblich ab. Ich versuche in solchen Fällen, das Kind mit direkter Ansprache zu beruhigen: „Bleib ganz ruhig und guck mal, was gleich passiert!“ und ich winke auch beruhigend ab. Hat gestern kurz geholfen, dann nicht mehr – die Steh- und Fallshow ging weiter.

Gestern habe ich dem Kind dann „angeboten“ (angedroht), dass es sich etwas weiter entfernt hinsetzen muss, wenn es die anderen Kinder beim Zusehen stört. Das hat gestern geholfen. Und wenn nicht?

Dann hätte ich ohne Skrupel das Kind freundlich gebeten, in den etwas entfernten Bereich im Raum zu gehen, denn „da kannst du sogar stehen, ohne jemanden zu stören.“ Wichtig: Angekündigte Maßnahmen müssen auch umgesetzt werden! Das ist auch ein klares Signal an alle anderen (latent gefährdeten) Kinder.

Interessant fand ich gestern übrigens, dass die anwesenden Erzieherinnen (es war eine Kita-Schulanfänger-Gruppe) meine Maßnahmen kommentarlos hingenommen haben, ohne zu reagieren. Scheint mir ein Indiz dafür zu sein, dass die Ansprache an das Kind die richtige war.

Natürlich darf der entfernte Bereich nicht weit weg sein, denn das Kind muss weiter beaufsichtigt werden und es soll ja auch die Vorstellung weiter verfolgen können.

Wird fortgesetzt mit den Themen:

Störende Erwachsene, störende Rahmenbedingungen, Kinder stören auf der Bühne den Ablauf

One thought on “Störungen in der Vorstellung

  1. Zu diesem Thema kann ich nur einen Tipp geben:
    Ruhe bewahren und ich mache das meistens so: totale Ignoranz dieser Kinder. Das hilft zu 99%. Da sie von mir keine Aufmerksamkeit bekommen wird es für solche Kinder uninteressant. Das mache ich natürlich nur bei Kinder die überdrüber cool sein wollen.
    Bei Schulen und Kindergärten kläre ich das mit den Betreuern und das klappt wirklich zu fast 100%.
    Ich mache ihnen am Anfang klar, das ich für die Show verantwortlich bin und die Betreuer für die Kinder. Wird echt akzeptiert und fahre gut damit.

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