Um es vorwegzunehmen: Ich bin Real Madrid Fan. Ich liebe ihr ruhiges Spiel auch in schwierigen Situationen, das ist für mich königlich würdevoll: Immer cool bleiben, Lösungen suchen und finden und sie dann entschlossen umsetzen.

Leider muss ich seit dem letztem Wochenende sagen, dass meine Bewunderung gegenüber Real stark abgekühlt ist. Das Verhalten des Vereins und das von Antonio Rüdiger waren unwürdig, auch bereits das Verhalten Reals anlässlich der Verleihung des Ballons d’or im letzten Jahr.
Skandal im Clasico
Was ist passiert? Nun, Real hat zunächst im spanischen Pokalfinale gegen FC Barcelona (also ein „Clasico“, wie dieses Paarung in Spanien genannt wird) hervorragend gespielt. Von beiden Mannschaften war es ein episches Spiel und extrem spannend. Endstand 2:2, also Verlängerung, in der Barca das entscheidende 3:2 erzielt hat. Glücklich, aber nicht unverdient.

Dieses Ergebnis führte aber dazu, dass der deutsche Nationalspieler Antonio Rüdiger komplett seine Beherrschung verlor. Er war bereits ausgewechselt und scheinbar unzufrieden mit sich, der Welt und dem Spielstand. Darf er sein, das ist menschlich. Aber er darf NICHT seine schlechte Stimmung an dem Schiedsrichter auslassen, was er aber tat. Er warf mit Eisbeuteln auf diesen und erhielt dafür völlig korrekt die rote Karte. Daraufhin beschimpfte und beleidigte er den Schiri und wollte sogar handgreiflich gegen ihn werden. Drei (!!!), wirklich 3, Madrilenen mussten Rüdiger festhalten und vom Platz zerren, damit nichts passiert. Unwürdig! Zwei weitere Madrilenen erhielten ebenfalls in diesem Tohubawohu eine rote Karte. Wahrlich kein königliches Verhalten, sondern allerschlimmster Proletarismus.
Unwürdig auch in der Vergangenheit
Bereits im Vorfeld gab es 2 Mal unwürdiges Verhalten seitens der Königlichen, die damit aus meiner Sicht nicht mehr würdig sind, diesen Titel zu tragen.
Zunächst verspielte Real viel Kredit bei der Verleihung des Ballon d’or 2024, also dem goldenen Fußball, der höchsten Auszeichnung im europäischen Fußball. Real Madrid boykottierte die Teilnahme an der Veranstaltung, weil kein Spieler des Vereins einen Ballon d’or gewonnen hatte. Solch eine Ignoranz und Überheblichkeit gegenüber den Spielern und Vereinen, die den Titel verdient gewonnen haben, ist unwürdig!
Wahre Größe, königliches Verhalten, zeigt sich darin, auch eine sportliche Niederlage hinzunehmen und dem Sieger zu gratulieren. Zumal auch Spieler von Real nominiert waren, aber eben nicht den Titel gewonnen hatten.
Schiedsrichter-Bashing vor dem Spiel? Unwürdig!
im Vorfeld des oben erwähnten Clasico versuchte Real zu allem Überfluss auch noch, Stimmung gegen den angesetzten Schiedsrichter Ricardo de Burgos Bengoetxea zu machen. Das geht gar nicht und ist extrem unwürdig.
Real hatte wohl ein Video veröffentlicht, dass angebliche Fehlentscheidungen aus der Vergangenheit des SR gegen den Verein zeigte. Mit dem Ziel, einen anderen SR für den Clasico zu bekommen. Was der Fußballverband völlig zu Recht abgelehnt hat. Schiedsrichter sind neutral, dürfen natürlich auch Fehler machen und zudem ist es immer sehr subjektiv zu behaupten, der Schiedsrichter war schlecht…
Königlich und würdevoll wäre gewesen, die Ansetzung des Herrn de Burgos Bengoetxea zu akzeptieren und ihm auf dem Platz zu beweisen, dass man trotz einer vermeintlichen Benachteiligung ein Spiel souverän gewinnt.
Sich aber wie ein Kind heulend in die Ecke zu stellen und zu sagen: „Mit dem spiele ich nicht mehr!“ ist schlicht und ergreifend unwürdig.
Was muss passieren?
Antonio Rüdiger muss eine deutliche Strafe für sein Verhalten bekommen. Und zwar sowohl von Real Madrid als auch vom DFB, denn er ist deutscher Nationalspieler und hat somit eine Vorbildfunktion für zig-Tausend Jugendspieler*innen in Deutschland. Wie es bisher aussieht, traut sich der DFB nicht Rüdigers Verhalten eindeutig zu verurteilen und zu bestrafen – auch das ist unwürdig.
Und Antonio Rüdiger muss die Fritz-Walter-Medaille zurückgeben, die er 1912 vom DFB erhalten hat für besondere Leistungen in der U19. Warum? Weil der Preis an Fritz Walter (verstorben 2002) erinnert, der seit dem Gewinn der Weltmeisterschaft 1954 sowohl sportlich als auch menschlich ein Vorbild ist. Antonio Rüdigers Verhalten schließt die Verbindung zum Ehrenspielführer der Nationalmannschaft Fritz Walter aus.

(Quelle: www.zdf.de)
Real Madrid muss lernen Niederlagen zu akzeptieren. Auch der Verein hat eine Vorbildfunktion in Spanien und in Europa. Niederlagen gehören zum Sport dazu, es geht nicht anders. Wenn zwei Personen oder Vereine um den Sieg kämpfen, kann nur einer gewinnen. So ist es im Sport und das hat der Verlierer zu akzeptieren und dann zu gratulieren.
Real ist somit leider in meiner Gunst abgerutscht. Ich missachte unwürdiges Verhalten.
Zum Glück war ich auch schon lange Barcelona-Fan und liebe aktuell deren frische Spielweise mit vielen jungen Spielern. Nur beim Clasico wusste ich nie, wem ich die Daumen drücken sollte. Zurzeit ist es klar.