In diesem Text beschreibe ich, was Voraussetzung für eine erfolgreiche Zauber-Show mit Kindern ist. Dabei geht es nicht um das Programm selbst, sondern um das organisatorische Drum und Dran, das ebenfalls stimmen muss.
Sitzen
Dazu gehört zunächst einmal, dass alle Kinder einen Sitzplatz haben sollen. Ideal ist eine Bestuhlung mit einem Stuhl pro Person, Bänke sind ebenfalls okay, aber aufgrund der fehlenden Rückenlehne ist es schon schwieriger darauf 45 Minuten (der klassischen Spieldauer eines Kinderprogramms) zu sitzen.
Stehplätze für eine 45-minütige Kindershow sind nicht akzeptabel und führen automatisch zu Unruhe. Sitzplätze auf dem Fußboden sind allenfalls zweite Wahl, denn sie sind unbequem, die Kinder sitzen dabei häufig zu eng aneinander und lenken sich gegenseitig durch Körperkontakt ab. Ich muss mich also unter solchen Umständen auf eine unrihuge Vorstellung einstellen.
Bei meinen Auftritten in Schulen, Kitas und anderen größeren Gruppen spreche ich daher im Vorfeld ab, dass für einen Zuschauerraum mit ausreichend vielen Stühlen gesorgt werden soll. Am besten eine Aula mit einer richtigen Bühne, oder aber ein der Zuschauerzahl entsprechend großer Raum, der mit Stühlen bestückt werden kann – was in der Praxis selten ein Problem ist, weil einfach jedes Kind seinen Stuhl (z.B. aus dem Klassenraum) mitbringen kann.
Sehen
Jedes Kind muss dich auf der Bühne gut sehen, hören und verstehen können. Das ist die Voraussetzung dafür, dass es dir Aufmerksamkeit schenkt und dem Programm folgt. Sollten diese 3 Aspekte nicht gesichert sein, so kannst du ziemlich sicher mit einer Störung deines Programms durch ein Kind rechnen und dich jetzt schon mit dem anfreunden, was später im Kapitel „Störungen im Programm“ zu lesen steht. Allerdings musst du dich an deine eigene Nase fassen, denn: Selbstverständlich kannst und sollst du im Vorfeld alles tun um gut sehen, gut hören und gut verstehen sicher zu stellen.
Zu den Themen hören und verstehen (also inhaltlich folgen) komme ich später. Zunächst möchte ich beschreiben, was für das störungsfreie Sehen notwendig ist.
Perfekt ist natürlich eine zumindest leicht erhöhte Bühne als Spielfläche. In Schulen und bei größeren Veranstaltungen sind die oft vorhanden und natürlich benutzt du sie dann. Die Stühle oder Bänke vor der Bühne sind in der Regel alle gleich hoch, also sorge ich dafür, dass die kleinsten (jüngsten) Kinder vorne sitzen. Man darf da keine Hemmungen haben, dem Personal in Schulen oder Kitas entsprechende Hinweise zu geben. Meine Beobachtung über die Jahre ist, dass die dankbar sind für jeden Hinweis, die du ihnen als Künstler*in gibst. Sie haben nicht so viel Erfahrung mit größeren Veranstaltungen wie wir.
Bei Veranstaltungen ohne Bühne sitzen natürlich auch die kleinen Kinder vorne und die größeren hinten, zugleich versuche ich Einfluss zu nehmen, dass die Sitzgelegenheiten versetzt sind, so dass durch die Lücken alle gut sehen können. Ich beginne auch oft meine Vorstellung mit den Worten (unter anderen): „Könnt ihr mich alle gut sehen?“ Falls ein „Nein“ als Antwort kommt, bitte ich das Kind einfach, seinen Stuhl etwas zu verschieben.
Wenn alle Kinder freie Sicht haben, ist es dein Job dafür zu sorgen, dass sie auf dich und die Vorführung schauen und nicht etwa durch Dinge vor dem Fenster oder sonst wo abgelenkt werden. Ein Kind, das den Anschluss verpasst hat, neigt zu Störungen.
Also solltest du dafür vor der Show dafür sorgen, dass Vorhänge an Fenstern und Türen geschlossen sind, um dort keine Ablenkungen von draußen zu provozieren.
Sehr hilfreich ist auch Licht zur Fokussierung der Kinderaugen. Wenn die Bühne deutlich heller erleuchtet ist als der Rest des Raumes, z.B. Beispiel durch Scheinwerfer-Spots, sehen die Kinder eher dorthin. Sie folgen dem Licht.
Einen komplett dunklen Zuschauerraum empfehle ich allerdings für Kindervorstellungen nicht, weil sich insbesondere jüngere Kinder darin unwohl oder sogar ängstlich fühlen. Unwohlsein und Angst lenken ab, und abgelenkte Kinder verpassen den Anschluss an das Bühnengeschehen und neigen dann zu Störungen.
Die Bühnendekoration sollte meiner Erfahrung nach nicht zu voll und zu schrill dekoriert sein und zu viele Details enthalten. Auch nicht, wenn für ein Themenprogramm ein Bühnenbild aufgebaut wird. Warum nicht? Selbstverständlich sind ein passender Bühnenhintergrund sowie einige dekorative Requisiten auf der Bühne sinnvoll, da sie die Neugierde und Vorfreude der Kinder auf das Programm erhöhen, aber sie dürfen sich mit ihren Blicken dort auch nicht verzetteln, wenn es zu unübersichtlich ist. Dann erschlägt die Fülle des Angebots die Neugierde auf deine Präsentation.
Alles, was auf der Bühne steht, wird von den Kindern betrachtet und fesselt vielleicht die Aufmerksamkeit so sehr, dass die Zauberei für sie in den Hintergrund gerät. Insbesondere (aber nicht nur) die zahlenmäßig zunehmenden ADHS-Kinder lassen sich von geringsten Kleinigkeiten ablenken und rufen spontan, was sie gerade neu entdeckt haben. Gerade, wenn ich gespannte Ruhe erzeugen will, kann das sehr störend sein.
Für das Outfit des Zauberkünstlers gilt das Gleiche: Zu viel Farbe, Maske, Kostüm lenken ab. Abgelenkte Kinder verlieren vielleicht den Anschluss an das Zaubergeschehen und wer den Anschluss verliert, neigt zu Störungen. Außerdem müssen wir uns auch in Bezug auf unser Erscheinungsbild unserer Vorbildrolle klar sein. Wir dürfen zwar heiter sein, aber wir sollten nicht lächerlich wirken. Aus Kindersicht ist übrigens ein Clown etwas anderes als ein Zauberer…
Die Kleidung sollte also zur Persönlichkeit des Künstlers passen, aber auch zum Anlass des Auftritts. Das heißt: Seriöse Bekleidung, auch gerne mit Farbtupfern aufgelockert oder mit legerem Einschlag. Wir sollten die Kinder mit Inhalt (=Zauberei) beeindrucken, nicht mit Äußerlichkeiten. Wenn man sich einmal die erfolgreichen Kinder-Zauberer der letzten Jahre ansieht, wird man feststellen, dass z.B. Uwe Schenk, Michael Sondermeyer, Jochen Zmeck, Hartmut Schirrock, Sascha, Sarah Schlüter, GEKI und viele weitere nicht in bunten Kostümen auftreten (es sei denn, sie gehören zur Rolle als Pirat, Indianer o.ä.), sondern eher dezent gekleidet sind, aber irgendeine kleine Auffälligkeit an ihrer Kleidung haben.
Ich selbst trete seit einiger Zeit in Jeans, hellem Hemd und schwarzem Jackett auf. Am Jackett stecken eine überdimensionierte bunte Blume und ein paar kleine Sticker. Ich finde, das passt: Es ist ein legerer Aufzug, etwas formaler als meine frühere Berufskleidung als Lehrer und Schulleiter (da habe ich ein Jackett nur zu besonderen Anlässen getragen), und mit einem Hingucker am Jackett als Zugeständnis an eine jetzt beginnende fröhliche Kindershow.
Fortsetzung folgt