Ferienzeit – Zeit für Zauberkurse? Diese Frage stellt sich immer wieder – und nicht nur zur Ferienzeit. Aber gerade dann werden Ferienprogramme angeboten und manch Veranstalter mag darin auch zauberhafte Angebote. Vorstellungen werden gerne genommen und ein eintägiger Zauberkursus füllt ein Programm viel besser aus, nämlich einen ganzen Tag.
Soll man als Zauberkünstler Zauberkurse anbieten? Die Meinungen darüber sind gespalten. Ich gehöre zu der Fraktion, die Zauberkurse für Kinder gut findet und sie anbietet. Ich denke, damit kann ich Kinder an die Zauberkunst heranführen. Entweder als Zuschauer*in, oder aber sogar als aktive Zauber*innen. Und rein praktisch betrachte ich diese Kurse selbstverständlich auch als Werbung für mich und meine Auftritte und weiteren Kurse.
Vom Zuschauer zum Zauberschüler
Normalerweise findet der „Erstkontakt“ mit der Zauberei als Zuschauer einer Vorstellung statt, damit wird sozusagen der Samen gelegt. Für viele Kinder ist damit auch schon gleich wieder die Endstufe erreicht: Zaubershow ansehen ja, aber kein weitergehendes Interesse. Das ist legitim. Andere Kinder sind aber von der Zauberkunst fasziniert und denken: „Das möchte ich auch können!“ – und ich sage bewusst nicht das abwertende: „Ich möchte, wissen wie das geht.“ Kinder sind tiefgründiger, als manche generell denken. Daher meine ich, wir Zauberkünstler*innen sollten ihnen auch die Chance auf das „Können lernen“ geben und eben Schnupper-Zauberkurse anbieten.
Nichts anderes machen ja der Magischen Zirkel und andere Zauberclubs auch: Sie versuchen, Kinder, Jugendliche und Erwachsene an sich zu ziehen, sie auszubilden und in ihre Reihen aufzunehmen. Einen eintägigen Zauberkursus sehe ich als Vorstufe dafür: Einfach einmal in die Zauberkunst hineinschnuppern und bei Interesse dabei bleiben.
Praxis meines Zauberkurses
Mit diesen Grundgedanken habe ich gestern wieder einen Zauberkursus gegeben, weitere 4 werden in den nächsten Wochen noch folgen. Über meine Erfahrungen möchte ich hier zur Anregung der Diskussion berichten.
Das Mindestalter der Teilnehmer*innen beträgt bei meinen Kursen 9 Jahre, maximal unterrichte ich 10 Kinder in einem Kurs. Meiner Meinung nach sind jüngere noch nicht überzeugend in der Lage, andere Kinder positiv zu täuschen und eindeutig die Grenze zwischen „echter Zauberei“ wie im Märchen und Zauberkunst als Kultursparte zu sehen. Zudem sind Kinder ab dem Alter nach meinen schulischen Erfahrungen eher in der Lage längere Zeit konzentriert an einem Thema zu arbeiten. Was ja für das Erlernen eines Zaubertricks und dessen Präsentation notwendig ist.
In meinen Kursen führe ich zunächst 10 kurze, relativ einfache Tricks vor, die anschließend gelernt werden können. Anschließend wählt sich jedes Kind den Trick aus, den es als erstes üben möchte. Wir üben also nicht alle zusammen den gleichen Trick, sondern alle arbeiten individuell oder mit Partner*in.
Jedes Kind erhält einen Umschlag mit den benötigten Requisiten für die 10 Tricks und eine Mappe mit den Trickbeschreibungen. (Ich rede immer von „Tricks“, da nach meiner Definition der Trick die notwendige Handlung bei der Vorführung ist, durch eine schöne Präsentation und ggf. einem Vortrag dazu wird aus dem Trick ein Kunststück, so weit kommen wir an einem Tag natürlich nicht).
Lesen, verstehen, üben, vorführen
Jedes Kind ist also mit allem notwendigen Material versehen (ausgenommen sind Gläser und Scheren, die man in jedem Haushalt hat – für den Kurs bringe ich 2 – 3 mit, die man ausleihen kann) und beginnt dann zu üben. Das ist für mich die härteste Phase des Kurses, da mindestens die Hälfte der Kinder die Beschreibung des Tricks nicht liest oder versteht, ich muss also vielen den Handlungsablauf erklären oder zeigen… Zum Glück hängt das vom Alter ab, wenn mehr ältere Kinder sind, lesen die eher die Beschreibung.
Jedenfalls üben die Kinder jetzt mehr oder wenigen intensiv. Denn man muss sich nichts vormachen: In den Zauberkursen in Ferienprogrammen sind auch Kinder, deren Eltern sie dort einfach untergebracht haben – deren Interesse ist nur mäßig vorhanden. Von der Sorte hatte ich gestern 2.
In dieser Übungsphase berate ich individuell die Kinder bei ihren Übungen und gebe ihnen Tipps zur Verbesserung der Vorführung. Nach etwa 60 Minuten setze ich eine erste Präsentationsrunde an, in der jedes Kind vorführen soll, was es eingeübt hat. Das wird getan, ich sorge für den Applaus und wir sprechen gemeinsam über die Vorführung und mögliche Verbesserungen.
Anschließend beginnt die zweite Übungsrunde mit abschließender Vorführung und später die dritte, die mit einer Vorführung vor Eltern und Geschwistern endet, die dazu vorher eingeladen wurden. Die Vorführungen halte ich für sehr wichtig, da die Kinder ein Ziel für ihre Übung benötigen: Den Auftritt vor anderen und deren Rückmeldung. Und dabei merkt auch jedes Kind selbst, ob es die Vorführung „hinbekommt“ oder besser noch daran arbeiten muss.
Für die Abschlussvorführung mit „externen“ Gästen lasse ich mir die eingeübten Tricks vorher noch einmal zeigen und entscheide, ob das Kind damit auftreten darf oder nicht – wir wollen ja keine öffentlichen Blamagen oder unfreiwilligen Trickverrat erleben. Allerdings habe ich auch gestern wieder festgestellt, dass die meisten Kinder aus den 2 – 4 eingeübten Tricks dieses Tages (mehr schafft ein Kind selten in dieser Zeit) ohnehin den auswählen, den sie am sichersten beherrschen. Auch wenn ich denke, sie könnten einen anderen, wirkungsvolleren ebenso gut vortragen. Aber des Menschen Wille ist sein Himmelreich, das gilt sogar im Zauberkursus.
Kunststücke und Material
In meinem Zauberkurs biete ich folgende Kunststücke an:
- Im Hotel (Kartentrick, Selbstgänger: Asse, Buben, Könige, Damen sortieren sich)
- Münze verdoppeln
- Seilzerschneiden und restaurieren
- Seile Kurz-mittel-lang
- Serviette zerreißen und restaurieren
- Kartentrick Einstein (Giobbi, Selbstgänger)
- Büroklammern verbinden sich
- Hüpfende Gummiringe
- Einfache Schwammball-Wanderung
- Schnellrechner
In der Requisitentüte (Wert ca. 3 €) liegen: 1 Kartenspiel, 4 Servietten, 2 Münzen, 1,5 m Seil, mehrere Büroklammern, mehrere Gummiringe, ein Papierblock in Geldscheingröße, 1 Stift
Ausleihen kann man sich bei mir: Glas, Schere, Schwammbälle, Zauberstab
Weitere Gedanken (auch zur Trickauswahl) folgen in der kommenden Woche. Gerne beantworte ich dann auch konkrete Fragen.
Zauberkurs für Kinder finde ich in Ordnung. Woher soll man lernen, wenn nicht von denen die es schon können. Habe nächste Woche auch einen Zauberkurs. Es wird schwierig werden, da die Altersspanne zu weit auseinander liegt. Aber die jüngeren wollen mit den Geschwistern dabei sein und ein großer Teil kennt mich von Zaubervorstellungen. Mal sehen wie es funktioniert. Ich werde aber auch eine kleine Show geben, dann haben alle etwas davon.
Grundsätzlich ja, allerdings knüpfe ich an meine Kurse bestimmte Bedingungen:
1. Die Kinder sollten bei mir mindestens 8 Jahre sein
2. Ein eigenes Interesse der Kinder ist wichtig (nicht das der Eltern)
3. Möglichst nicht mehr als 12 Kinder in einem Kurs
Des Weiteren halte ich Zauberkurse allein schon was den Erhalt und den Stellenwert unserer Kunst angeht für äußerst sinnvoll.
Jedoch ist ein Zauberkurs nich einfach mal so eben zu realisieren. Er erfordert eine gute Vorbereitung und Wissen, einen guten Umgang mit den Kindern sowie das entsprechende Repertoire mit dem sich die Kinder nicht überfordert fühlen und – ganz wichtig – Erfolgserlebnisse vorweisen können.
Soll man als Zauberkünstler Zauberkurse anbieten?
Gute Frage. Ich war da früher auch sehr skeptisch, ob man „wohlgehütete Geheimnisse“ tatsächlich weitervermitteln soll. Schließlich lebt man ja auch davon.
Wie einige sicherlich wissen, bin ich schon etwas länger mit der MagicAcademy in Witten verbandelt. Die MagicAcadamy begann seinerzeit als kleine Zauber-AG an einer Schule und ist mittlerweile ein gemeinnütziger Verein.
Hier gebe ich auch regelmäßig Workshops. Die Workshops sind in der Regel bunt gemischt – nicht nur vom Alter her. Wir haben vom Anfänger bis hin zum Profi alles dabei. Das Mindestalter habe ich übrigens auf ca. 10 Jahre festgelegt und diese Regelung hat sich bewährt.
Diese bunte Mischung ist zudem eine ganz besondere Herausforderung und am Anfang habe ich auch lange überlegt, was und wieviel man denn wohl vermitteln/verraten sollte.
Unabhängig von Alter und Wissensstand sage ich heute: Fast alles!
Die Kunst der Täuschung ist so komplex… und genau das lernen die Teilnehmer.
Falschübergaben, Misdirection, selektive Wahrnehmung, Hintergründe…
Bei diesen Dingen gehen wir sehr ins Detail und jeder merkt, es geht gar nicht um einen einfachen Trick (wie geht das), sondern vielmehr um Zusammenhänge und Können.
Durch diese Vorgehensweise bekommt unsere Kunst eine ganz andere Wertschätzung.
Es ist übrigens auch noch keiner rausgegangen, der nicht begeistert war. Selbst wenn derjenige für sich selber die Erkenntnis gewonnen hat, dass ZauberKUNST nichts für ihn ist.
Ich verspreche vorher aber jedem Teilnehmer, dass er am Ende etwas mitnehmen wird. Bis jetzt konnte ich das Versprechen immer halten.
Ich habe im Nachhinein auch schon Buchungen für Hochzeiten etc. erhalten, weil Leute so begeistert waren, dass sie (und andere) Zauberkunst live erleben wollten (sollten).
Ziel erreicht!