Christian Geiger ist der Kinderzauberer Chrismagic. Er stand bereit um die 10 Fragen des Zauberzwergs zu beantworten. Dafür herzlichen Dank.
Mehr über Christian Geiger erfährst du unter https://www.chrismagic.de und https://www.facebook.com/chrismagicDE/ .
Wie lange zauberst du schon für Kinder?
Seit mittlerweile 26 Jahren – man bin ich alt geworden 😉 Ursprünglich habe ich mit Stand-Up-Shows für Erwachsene und Kartenzauberei angefangen. Dann aber wurde ich 1995 durch das Buch Zaubern für Kinder (Schenk / Sondermeyer) mit dem Virus der Kinderzauberei infiziert, der mich bis heute nicht mehr losgelassen hat. Und dies wird wohl auch so bleiben…
Welche zwei sind deine Lieblingstricks im Kinderprogramm?
Das ist eine schwierige Frage, denn ein wirkliches Lieblingskunststück habe ich nicht. Oder genauer, ich habe für jede Altersgruppen 1-2 Kunststücke, die ich sehr gerne vorführe und als Lieblingskunststücke bezeichnen würde. Für Kinder zwischen 5-8 sind das meine selbst angefertigten Malbücher und mein „Run Wolf Run“ – eine moderne Version der Häschenburg – oder auch die Weihnachtsversion „Run Santa Run“.
Für ältere Kinder ist dies eher meine Milchflaschenwanderung oder mein magisches Keksebacken.
Was gefällt dir am besten bei Kindervorstellungen?
Ich liebe die ehrliche und unvoreingenommene Art von Kindern, aber auch die „Anti-Haltung“ von Teenies. Wenn man selbst für seine Kunst brennt und eine gute Show zeigt, lassen sich beide Gruppen super schnell begeistern und sind zu 120% involviert.
Und da jede Show eine andere Gruppendynamik besitzt bzw. entwickelt, ist für mich die Kinderzauberei auch wesentlich spannender als die Zauberei für Erwachsene. Denn Erwachsene halten sich vornehm zurück wenn Ihnen die Show nicht gefällt, Kinder hingegen „grillen“ den Zauberer / die Zauberin direkt und ohne Gnade…
Was nervt dich am meisten bei deinen Kindervorstellungen?
Eigentlich bringt mich hier nichts mehr so wirklich aus der Ruhe, was sich allerdings auch erst durch die Erfahrung aus vielen Shows ergeben hat. Früher konnten mich durchaus sehr vorlaute und unhöfliche Kinder aus dem Konzept bringen, da ich dachte, ich muss denen Kontra geben. Heute prallt das zu 99% an mir ab und bei den restlichen 1% arbeite ich mein „Exkalationsschema“ ab.
Sehr energisch schreite ich wirklich nur dann ein, wenn sich die „Angriffe“ gegen meine Assistent:innen richten – denn das geht gar nicht!
Und doch noch ein Nachtrag: Bei öffentlichen Veranstaltungen sind es Eltern, die ihre Kleinkinder (~4) in der ersten Reihe absetzten und mir einen Blick a là „ah, Sie kümmern sich ja jetzt darum“ zuwerfen …
Welche Bühnenkleidung trägst du bei Kindervorstellungen?
Ich versuche hier recht dezent aufzutreten. Daher eine schwarze Anzughose, schwarze Schuhe und ein weißes hochgekrempeltes Hemd mit buntem Innenkragen und bunten Umschlagmanschetten.
Wenn du einen Wunsch frei hättest für deine Kinderzauberei, welcher wäre es?
Eine Höhere Wertschätzung der Zauberkunst für Kinder in der deutschen Zauberszene. Denn meist fühlt man sich als Kinderzauberer irgendwie als „Zauberer 2. Klasse“, der „es eben noch nicht wirklich geschafft hat“. Diese Geringschätzung scheint für mich dabei irgendwie ein deutsches Phänomen zu sein, weshalb ich mich bereits früh am amerikanischen und britischen „Markt“ orientiert habe. Dort besitzt Kinderzauberei oder „Family-Entertainment“ – zumindest nach meinem Gefühl – einen wesentlich höheren Stellenwert.
Welchen Kindertrick würdest du niemals vorführen und warum nicht?
Schwierige Frage, über die ich tatsächlich noch nie wirklich nachgedacht habe. Denn im Gegensatz zu dem einen oder der anderen Zauberkolleg:in gibt es für mich etwas wie „NoGos“ eigentlich nicht. Das Kunststück muss zuerst zu meinem etwas verrückten Vorführstil passen und natürlich auch zum Alter der Kinder. Wenn dann die Motivation stimmt, habe ich auch kein Problem mit Feuer usw. Denn warum sollte auf einem Feuerwehrfest eine „Warnroutine“ zum Thema Feuer und Verhalten im Brandfall nicht passen? Ich mag daher allgemein keine Denkverbote…
Aber wie bspw. der Einsatz einer Armguillotine motiviert werden sollte – da fehlt mit tatsächlich gerade die Phantasie 😉
Wer sind deine zauberischen Vorbilder (generell Zauberkunst)
David Kaye, Christopher Barnes, Danny Orleans, Ken Weber, Barry Mitchell
Was sind deine 3 Lieblingsbücher zum Thema Zauberkunst?
- Zaubern für Kinder (Schenk / Sondermeyer)
- Seriously Silly (David Kaye)
- Find The Stuff That’s You! (Chris Carey)
Wie hältst du dich in Bezug auf Zauberkunst für Kinder auf dem Laufenden?
Ich besuche seit vielen Jahren die meines Wissens größte Konferenz für Kinderzauberei und Familienentertainment in Europa „Trix in the Stix“ in Großbritannien. Eine super geniale wenn auch etwas durchgeknallte Konferenz mit vielen internationalen Gästen, Lectures … Immer sehr horizonterweiternd und super spannend.
Virtuell war ich dieses Jahr auch auf der KAX und der Kidabra in den USA, wo ich es leider bisher noch nicht geschafft habe Live dabei zu sein. Aber das steht auf dem „Post-Covid-Plan“.
Daneben versuche ich alle Bücher zum Thema Kinderzauberei zu bekommen, zu lesen und tausche mich auch unheimlich gerne im kleinen Kreis mit Kolleg:innen aus.
Wie wird sich die Zauberkunst für Kinder in den nächsten Jahren verändern?
Ich denke die Zauberei für Kinder wird sich weiter verändern wie bisher auch. Dabei würde ich mir persönlich wünschen, dass die Kinderzauberei endlich den optischen Sprung ins 21 Jahrhundert schafft! Was ich damit meine? Gerne als Beispiel die Häschenwanderung: Die Grafik sah gefühlt bereits 1960 exakt so aus wie die heutige Version – in 60 Jahren keine Veränderung. Wenn ich jedoch heutige Animationsfilme mit denen aus den 60gern Vergleiche, erlebe ich optisch einen Quantensprung… Nur vielen Kinderzauber:innen scheint dies noch nicht aufgefallen zu sein.
Und nur dass hier kein Missverständnis entsteht: Ich kenne viele Kolleg:innen mit sehr tollen minimalistischen und optisch zeitlosen Shows – selbstverständlich muss ein Seil oder Schwammbälle… nicht optisch aufgemöbelt werden, genauso wenig wie bspw. ein historisches Programm. Nur wenn man eben spezielle „Kinderrequisiten“ wie Malbücher, Karten … einsetzten möchte, dann bitte im tollen und modernen Layout 😉
Herzlichen Dank und weiterhin viel Erfolg!
Tolles Interview .
Mir haben auf den ersten Blick gleich deine Requisiten optisch gefallen. Und leider gehör ich wohl zu den genannten Kollegen im letzten Absatz.
Da gibt es bei mir noch etwas Aufholbedarf.
Ja die Anerkennung finde ich im MZvD auch sehr schwach .
Lieber Christian,
schreibst du demnächst mal etwas über „Trix in the Stix“, KAX oder Kidabra?
Das wäre toll.