„Alles hat ein Ende, …

2005

… nur die Wurst hat 2″ sang Stephan Remmler im Jahre 1986. Da er wie ich in Bremerhaven aufgewachsen ist, kannte er sich scheinbar mit solchen wichtigen Dingen aus. Scheinbar nicht genau, denn es gibt noch etwas, was zwei Enden hat: Meine Karriere als Zauberkünstler. Das konnte er damals aber noch nicht wissen, denn meine Karriere begann erst 1984. 🙂

Ja, meine Karriere als Zauberkünstler begann 1984 und jetzt, 40 Jahre später, endet sie. Du hast wahrscheinlich bereits an den größeren Schreibabständen hier im Blog gemerkt, dass ich nicht mehr so recht bei der Sache bin. Und so ist es zurzeit auch. Die Zauberei ist mir nicht mehr so wichtig. Das ist für meinen Lebenslauf ein typisches Phänomen: Fast immer haben mich Dinge eine ganze Weile brennend und sehr intensiv interessiert und ich bin darin aufgegangen – und nach ein paar Jahren war der Reiz weg und ich musste etwas Neues beginnen.

40 Jahre Zauberkunst enden jetzt

Jetzt ist also die Zauberei am Ende. Es reizen mich weder Auftritte noch Kongresse noch einfach Vorstellungen. Und dann ist es für mich der richtige Weg „Tschüss“ zu sagen, wie das hier im Norden üblich ist.

An die aktive Zauberei kam ich erst 1984, also mit 31 Jahren. Bis dahin habe ich eine intensive Karriere als Fußballer und Trainer absolviert – daneben war keine Zeit für weitere Hobbies. Mitte 1984 begann ich nach meinem 2. Lehrer-Staatsexamen eine Berufstätigkeit als Sozialpädagoge in einem Kinderheim. In unserem 4-er Team haben wir immer 24 Stunden mit unseren Kindern zusammen gewohnt, dann kam die Ablösung. Abends, wenn die Kinder schlafen gegangen waren, war dann oft Zeit und ich begann, Zauberbücher zu lesen und die ersten Tricks auszuprobieren. Und wenig später fand dann auch der allererste Auftritt vor den Kindern im Heim statt.

Danach ging es voran. Ich lernte mehr und es gab die ersten Auftritte dann auch bei anderen Leuten auf Kindergeburtstagen. 1988 wurde mein Sohn geboren. Aus diesem Anlass habe ich alle Dinge zurückgestellt, die außerhalb der Familie stattfanden. Aber zur Entspannung und Ablenkung habe ich mich weiter in die Zauberkunst hineingearbeitet.

Unser Sohn wurde älter und selbstständiger und das gab mir Raum wieder mehr Zauberauftritte anzunehmen. 1996 habe ich das erste Mal einen Kongress in Oldenburg besucht: Die Vorentscheidung des MZvD, an der ich als Kandidat teilnahm. Leider ohne eine Platzierung, was wohl daran lag, dass ich auf der Fähre über die Weser noch mein Programm geändert hatte und daran, dass ich ein Kunststück von Uwe Schenk im Programm hatte und 1:1 vorgeführt habe, wie es in dem Schenk/Sondermeyer Buch beschrieben ist. Uwe hat sich zwar darüber sehr gefreut, seinen Trick zu sehen, aber besonders innovativ war es eben nicht von mir. 🙂

2011

In Ratingen habe ich es 2004 noch einmal versucht, aber wieder ohne Erfolg. Diesmal hatte ich meiner Meinung nach eigentlich eine recht gute Nummer, habe sie aber „verkackt“. Tja, war der schlechteste Zeitpunkt um Fehler zu machen.

Unbeeindruckt davon hatte ich aber in der Zeit von 1990 – 2015 meine aktivste und beste Zauberzeit. Ich war ganz gut gebucht in der Zeit neben meinem Job als Schulleiter und meinem Nebenjob als 1. Vorsitzender eines Sportvereins und habe in der Zeit auch meine Bücher und „Der Zauberzwerg“ veröffentlicht.

Erste Karriere-Ende 2016

2016 hatte ich dann genug vom Zaubern und beendete das erste Mal meine Karriere. Ich war gerade mit 62 Jahren freiwillig vorzeitig in Pension gegangen und wollte meine freie Zeit ohne Terminstress verbringen. Ich hatte mir einen Oldtimer Citroen 2CV gekauft und wollte damit reisen. Was ich auch tat.

Meinen gesamten Fundus habe ich damals mit meiner Ente nach Karlsruhe zu Benji Wiebe gebracht, der ihn übernommen hat. Die Ente war voll bis obenhin, auf der Rückfahrt aber dann leer. Die Redaktion von „Der Zauberzwerg – Deutschlands erste und einzige Zeitschrift zur Zauberkunst für Kinder“ hatte ich an Frantisek übergeben, der das Haft dann rasant in den Sand setzte. Was mich aber nicht weiter belastete, denn ich war auf Reisen.

2019 juckte es dann aber doch wieder in den Fingern. Ich habe in Bremerhaven wieder ein Zaubertheater eröffnet, wieder gezaubert und dann den Zauberzwerg seit 2020 als Internet Blog wieder ins Leben gerufen.

2022

Und jetzt ist Schluss.

Und nun ist das zweite Mal Schluss. Die Auftritte reizen mich nicht mehr, die Zauberei insgesamt auch nicht wirklich. Und so beende ich dieses Kapitel jetzt ein zweites Mal.

Den Blog halte ich noch ein wenig am Leben und werde hier auch meinen aktuellen Fundus in Kürze zum Verkauf anbieten. Vielleicht interessiert sich jemand dafür. Wenn nicht, ist es auch egal, dann geht er in die Tonne.

Mir bleibt eine schöne Erinnerung an die vielen zauberhaften Kontakte und Erlebnisse. Es war eine schöne Zeit, aber irgendwann muss auch mal Ende sein. Meine nächsten 32 Lebensjahre – bekanntlich will ich 102 Jahre alt werden – möchte ich ohne Stress und Termine genießen.

Tschüss!

8 thoughts on “„Alles hat ein Ende, …

  1. Oha!
    Volkmar, das klingt aber wirklich nach Abschied!
    Wie schade. Aber sicherlich wohl überlegt und überfühlt von dir 😳.
    Dann hoffe ich dennoch, dass wir uns mal wieder sehen, auch wenn es nicht mehr in Zauberkreisen sein wird!

  2. Moin,
    ist ja fast schon ein Schock wie bei Verstappen am Morgen. Hatte mir schon den SEP./OKT. im Kalender notiert. Also kein Kinderzauberfestival und kein Fischkauf in Bremerhaven. Bist sicherlich jetzt auch nicht am Hölzenern See.
    Volkmar, alles Gute, wir sehen uns, irgendwann.

  3. Hallo Volkmar,
    Vielen Dank für deine ganzen Publikationen und Blog Beiträge ich habe für mich immer eine Menge daraus mit genommen.

    Deine Entscheidung kann ich sehr gut nach vollziehen, mich reizen auch immer wieder neue Hobbys in den ich mich mit Herzblut aufgehe und sie nach ein paar Jahren wieder verschwinden. Die Zauberei begleitet mich schon so lange und das schone für mich ist das es immer wieder was Neues zu entdecken gibt.
    Ich wünsche dir für deinen weiteren Weg alles Gute und hoffe das wir uns irgendwann mal wieder sehen.

    Lieben gruß Ole

  4. Hallo Volkmar,
    jede Leidenschaft hat vielleicht ein Geheimnis.
    Dieses noch Unbekannte kann so magisch anziehen, dass man sich fast darin verlieren mag.
    Wenn jenes Geheimnis dann irgendwann offen vor Augen liegt, verändert sich auch die suchende Kraft.
    Was hast du in der Zauberei wirklich gefunden?
    Grüße Roman

  5. Lieber Volkmar, dreimal ist ja bekanntlich Bremer Recht! Daher freue ich mich jetzt schon – nach deiner gut getimten und ausgewogen gestalteten Auszeit – auf dein Comeback. Dann wieder mit Herzblut und Leidenschaft! Vielleicht sehen wir uns zwischendurch mal mal im Weserstadion! Liebe Grüße aus Hamburg

  6. Lieber Volkmar,
    auch wer Dir persönlich nie begegnet ist, kommt es durch die vielen, vielen so persönlichen Beiträge so vor, man würde Dich ewig kennen. Das ist ein Verdienst.
    Egal, was die Zukunft bringt, Deine Schriftenreihe bleibt ein Vermächtnis und ganz besonders beeindruckend ist dieser geniale Blog, den Du erschaffen hast.

    Zu Deinem Abschied aus der aktiven Zaubertätigkeit fielen mir sofort ‚Die Stufen’* ein,
    . . . und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.
    Hesse hätte auch an dieser Stelle, ohne, dass es je einem Leser aufgefallen wäre, schreiben können, jedem Ende wohnt ein Zauber inne.

    Alles Gute
    und, falls wir uns doch einmal bei einem Kongress oder einer Zauberveranstaltung über den Weg laufen, hiermit ein Gutschein für ein Getränk Deiner Wahl.
    Carsten

    *
    Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
    Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
    Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
    Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
    Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
    Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
    Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
    In andre, neue Bindungen zu geben.
    +Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,+
    Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

    Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
    An keinem wie an einer Heimat hängen,
    Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
    Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.
    Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
    Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
    Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
    Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
    Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
    Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
    Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…
    Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
    (Hermann Hesse 4. Mai 1941)

  7. Danke für dein Engagement für die Zauberkunst und viele spannende Beiträge zum Thema Kinderzauberei. Das Konstanteste im Leben ist die Veränderung. In diesem Sinn wünschen wir dir aus Österreich Alles Gute, Gesundheit und weiter spannende Herausforderungen,
    Hanno
    MAGISCHER RING AUSTRIA
    ALADIN REDAKTION

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