Bank-Night Variation „märchenhaft“

von Roman Ertl

Lance Burton beklagte unlängst, dass Zauberer zu früh aufhören, an Routinen zu arbeiten. Voila, da habe ich Christopher Barnes Bank- Night Routine a) individueller b) magischer und c) etwas verständlicher konzipiert.

Routinebeschreibung zu dieser lustigen Force: Der Zauberer möchte ein nächstes Zauberkunststück „zufällig“ bestimmen.  Er hat vier Umschläge, welche mit den Zahlen 1 – 4 beschriftet sind und jeweils „ein“ gefaltetes, beschriftetes Papier enthalten, auf denen ein Zaubertrick steht. Drei Kinder nennen jeweils eine Zahl der Umschläge, welche NICHT vorgeführt werden, denn nur das letzte Kunststück aus dem übriggebliebenen Umschlag wird gemacht.  Der Zauberer holt aus den drei zuerst genannten Umschlägen drei sensationelle Illusionen, wie der fliegende Bürgermeister im gestreiften Badeanzug oder der Rüsselstand eines Elefanten mit Salto. Im letzten Umschlag steht dann die Force, z. B. ein Kartentrick.

Meine Überlegungen:

Diese Standardunterhaltung lässt sich m.E. zunächst weiterentwickeln, indem die Tricktechnik überzeugender wird. Durchaus gibt es pfiffige Kinder, die vermuten, dass jeweils zwei Papiere in den Umschlägen sind, womit sie haargenau den Trick durchschaut haben. Deshalb verwende ich beige DIN A 5 Umschläge mit Sichtfester, durch welche die weißen gefalteten DIN A 4 Papiere zu sehen sind. Beim Herausziehen der Papiere lässt es die Zusehenden erkennen, wie das weiße Papier nach oben gezogen wird. Denn die beige Rückwand des Umschlages liegt nun bloß. Dass diese „Rückwand“ aber nur genauso groß bzw. etwas größer als das Sichtfenster ist, erkennt niemand. Sie ist nämlich eine eingeklebte beige Zunge eines genau zugeschnittenen anderen Umschlagpapiers, welche die beiden weißen Papiere trennt, und verhindert das Erkennen des hinteren (Force-) Papiers. So kann ich die drei nicht vorzuführenden Tricks von der Sichtfensterseite her ziehen. Den letzten Umschlag ziehe ich von der Rückseite, wobei ich alle meine Papiere leicht gekürzt habe, damit das zweite Papier niemals hervorschaut.

Obwohl es mehr Vorbereitungszeit bedarf, habe ich mich entschieden, keine allgemeinen universellen lustigen Fake- Kunststücke, wie die jonglierenden Tanzbären als leider gerade jetzt nicht vorzuführen vorzuschwindeln. Ich wähle speziell und individuell auf die Umstände der Vorstellung bezogene Themen, wie der seiltanzende große Bruder, Rapunzels strohiges Haar zu Gold oder der kopfstehende Schuldirektor (wobei letzteres …?).  

Gewählten Trick schreiben und visualiseren

Da viele Kinder (noch) nicht flüssig lesen können ist es für mich nicht ratsam, den jeweiligen Trick nur auf die Papiere zu schreiben. Ich visualisiere ihn zusätzlich durch ein einfaches, schnell erfassbares Bild. Manche muss ich ausdrucken, manche kann ich selber skizzieren. Da ich Lehrer bin wähle ich zwar auch Druckbuchstaben bei der Verschriftlichung, aber verwende auch die kleinen Buchstaben und schreibe nicht alles in Großbuchstaben. Um die „Zufälligkeit“ der Kunststückauswahl als tatsächliche Möglichkeit stehen zu lassen vermeide ich bei der Familienzauberei eine zu starke Fallhöhe wie „Kartentrick“ als letzter ausgewählter Trick. Dies erscheint doch Manchem sonderbar forciert. Mein schließlich „gewählter“ Trick (bei Vorführungen im Haus) ist meine Variation von Joshua Jays Balance, welche ich mit Zahlbürste, Klorolle und Spongeball konstruiere und was sehr gewagt die Grenze zur Unmöglichkeit knapp anhaucht.

Für Manche mag diese Routine nur Zeitfüller zu sein. Ihre Comedy ist unterhaltsam und gibt Impulse für Kommunikation und Improvisation. Die „schicksalhafte“ Führung bzw. Fügung zu einer ganz bestimmten Zauberei ist ihr magischer Moment und wenn dies das erwünschte Erscheinen des Geburtstagskuscheltieres oder ein anderes thematisches Element ist, haben wir mit ihr ein Werkzeug für einmalige Erlebnisse.    

One thought on “Bank-Night Variation „märchenhaft“

  1. Tolle Überlegungen und Verbesserungen zu einer schon guten Grundidee – vielen Dank dafür!

    Die Fallhöhe zu „nur ein oller Kartentrick“ statt Spektakel kann natürlich sehr lustig sein (zumindest für Erwachsene). Aber dann ist es auch eher nur ein Gag als ein Trick.

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