Meine Reaktion auf die aktuelle Corona-Lage
Gestern, zum 1. Advent, habe ich zum ersten Mal in diesem Jahr mein Weihnachtsprogramm gespielt. Und zugleich war es die letzte Vorstellung in dieser Saison. Warum, darüber möchte ich heute schreiben.
Zunächst einmal: Die Vorstellung gestern war gut besucht und selbst die neu ins Programm aufgenommenen Kunststücke liefen gut. Die Stimmung war sehr gut, insgesamt war die ganze Veranstaltung dementsprechend aus meiner Sicht sehr gelungen.
Dennoch blieb im Nachklang ein fader Beigeschmack, der sich unterschwellig auch schon vorher in meinem Gehirn festgesetzt hatte: Ist es in dieser Zeit von dramatisch steigenden Corona-Fallzahlen noch verantwortbar, öffentliche Zaubervorstellungen durchzuführen? Muss ich da versuchen, wildfremde Personen zu einer gemeinsamen Veranstaltung zusammenbringen?
Meine Bedenken
Bereits gestern hatten zu der Vorstellung 3 Familien ihren Besuch aus Krankheitsgründen wieder abgesagt. Nicht ausdrücklich wegen Corona – aber weiß ich das? Zumindest machte mich das stutzig. Ebenso die Nachrichten, die ich täglich in den Medien lese oder höre: Nahezu alle Wissenschaftler fordern dazu auf Kontakte deutlich zu verringern – und da organisiere ich welche? Muss das sein?
Zumindest darf es im Lande Bremen, wo ich wohne, sein. Wir befinden uns in der Warnstufe 2, in der Treffen unter G2-Regeln ohne weitere Einschränkungen erlaubt sind. Allerdings haben wir eine Hospitalisierungsrate von inzwischen 9,69 – die eigentlich schon Warnstufe 3 bedeutet. Aber am Wochenende wird nicht gearbeitet, die Warnstufe wird erst geändert, wenn die Inzidenz 5 Tage lang so hoch ist – politisches Blablabla und keine Reaktion. Aber mit Sicherheit wird die Inzidenz in den nächsten Tagen nicht sinken, sondern steigen, wie in den anderen Bundesländern schon erfolgt. Jede Welle hat sich von Südost durch Deutschland gezogen, bis sie bei uns im Nordwesten angekommen ist.
Meine Konsequenz: Persönlicher Lockdown
Aus dieser Entwicklung ziehe ich jetzt meine Konsequenzen, denn ich muss vor mir selber vertreten können, was ich mache. Ich möchte mir auch morgen noch mit gutem Gewissen vor dem Spiegel in die Augen schauen können.
Ich schließe daher ab sofort mein Zaubertheater. Und ich sage auch alle Vorstellungen in Schulen von mir aus ab, die im Dezember noch anstehen.
Obwohl ich selbstverständlich komplett geimpft bin (und kein bisschen verstehen kann, warum andere diese einzige Möglichkeit ablehnen, Corona dauerhaft zu überwinden) möchte ich zurzeit nicht in Schulen auftreten. Die Ansteckungsgefahr für mich und die Kinder scheint mir zu hoch. Das Land Niedersachsen, das direkt an Bremerhavens Stadtgrenze beginnt, hat angeordnet, dass in Warnstufe 2 keine „schulfremden Personen“ die Schulen betreten dürfen – noch nicht einmal die Eltern der Kinder. Und da soll ich – in direkter Nähe – dort völlig unnötiger Weise eine Zaubershow spielen?
Ich halte es für klüger und verantwortungsvoller, das in der jetzigen Situation zu unterlassen und gerne später dort aufzutreten, wenn die Corona-Lage wieder unter Kontrolle ist. In der jetzigen Situation halte ich es für richtig, jeden unnötigen Kontakt zu vermeiden. Ich beginne daher ab heute meinen persönlichen Lockdown. Ich warte nicht, bis die Politiker endlich die Warnungen der Fach-Wissenschaftler*innen in politisches Handeln umsetzen.
Eine Lösung für alle?
Ich wünsche mir, dass möglichst viele Menschen ähnlich handeln wie ich. Neben den Zaubershows habe ich auch einen geplanten Kurzurlaub in Lübeck von heute bis Donnerstag storniert. Es wäre eine rein touristische Reise zum Weihnachtsmarkt dorthin gewesen – muss jetzt nicht sein.
Wobei ich ganz offen sagen muss, dass mir eine solche Absage der Shows leicht von der Hand geht. Ich bin finanziell nicht von Zauber-Honoraren abhängig. Ich bin mit meiner Pension sorgenfrei abgesichert. Anderen geht es da sicher anders.
Insofern habe ich vollstes Verständnis für alle hauptberuflichen Künstler*innen, die mit Auftritten ihren Lebensunterhalt verdienen. Sie wollen und müssen weiter ihre Engagements wahrnehmen. Der Rubel muss schließlich rollen. Und wenn es tatsächlich noch einmal einen politisch angeordneten Lockdown geben sollte, muss dafür gesorgt werden, dass diese Kolleg*innen finanziell abgesichert werden.
Alle nebenberuflichen Zauber*innen aber sollten sich meiner Meinung nach überlegen, ob es verantwortbar ist, in der jetzigen Situation weiter auftreten.
Bravo, Volkmar!
Sehr umsichtig, rücksichtsvoll und konsequent!
Zaubern schafft wunderbare Kontakte, aber im Moment geht es eben wieder primär um Kontaktreduktion.
Ich finde, dass dies eine kluge Entscheidung war. Vor allem wenn ich daran denke dass dieses Wochenende in der Westfalenhalle drei Zaubershows mit jeweils mehreren Tausend Zuschauer*innen stattfinden, Selbst wenn der 2 G Schutz bei 99% liegen würde, heißt dass das unter 100 Zuschauer*innen 1 eine/r den Virus weitergibt, unter tausend sind es schon 10 usw. Hinzu kommt die Anreise mit der U-Bahn, wo man kaum den Sicherheitsabstand einhalten kann, und da dann gleichzeitig nebenan ein Fußballspiel mit 15.000 (Stand heute Abend) stattfinden wird, werden die Menschenmassen sich ja irgendwo auf dem Weg begegnen. Und dem Virus ist es relativ egal, ob er sich auf dem, Weg zur Halle, vor der Halle oder in der Halle weiterverbreiten darf. Ich finde es echt nicht gut, ganz ehrlich Brothers.
Bravo, Volkmar! – das war tatsächlich auch das Erste, was mir einfiel.
Ich habe den ‚Vorteil‘, dass ich nichts absagen muss – – – weil ich keine Anfragen danach habe.
Wobei ich bei den zwischenzeitlichen Auftritten doch empfinde, was mir daran fehlt.
Mein derzeitiges Motto: ‚4. Welle, 4. Fernwanderweg.‘
https://www.komoot.de/tour/591482262
Auf der Wander-App Komoot findet man noch mehr von mir.
https://www.komoot.de/user/190681532378
Und mein Jahresziel von 2021 gewanderten Kilometern in 2021 habe ich auch schon erreicht, jetzt ist also alles im Bonusbereich.
Volkmar, war denn der Schneesturm dabei?
Moin, Uwe,
Ja, ich habe den Schneesturm tatsächlich vorgeführt. Kam sehr gut an! Und hinterher hatte ich viel zu fegen…
Ich gratuliere zum 6. Enkelkind und zu deiner Wanderleistung.
Danke!
Wenn du den Schnee hinterher selbst entfernen musst, empfehle ich eher Saugen als Fegen.
In Lokalitäten habe ich das vorher angekündigt und fünf Euro für das Reinigungspersonal hinterlassen.