Letzte Woche war mir wieder einmal danach, für mein Kinderprogramm etwas Neues zu kaufen. Solche Anfälle habe ich hin und wieder. In meinem Zaubertheater – das ab März wieder öffnen soll – spiele ich abwechselnd 3 oder 4 unterschiedliche Programme. Das bedeutet, dass ich etwa 40 verschiedene Kunststücke für Kindershows in petto haben muss. Und hin und wieder wird eben auch einmal eines ausgetauscht. Das war jetzt wieder fällig.
Wie ja hinlänglich bekannt ist, sind neue Tricks und Requisiten für Kinderzauberei bei deutschen Zauberhändlern nicht gerade reichlich vorhanden. Um nicht zu sagen: Es gibt keine. Und im Ausland bestelle ich ungerne – ist mir zu umständlich.
So fiel meine Wahl auf zwei Klassiker: Zum einen die Kartenente und zum zweiten der Six-Card-Repeat (den ich in diesem Artikel aber vernachlässige). In einem Telefonat mit einem Zauberfreund musste ich mir daraufhin eine etwas hämische Bemerkung anhören in der Richtung, dass das ja sehr innovativ sei.
Sensibel, wie ich bin, denke ich seitdem darüber nach, ob ich mit diesen klassischen Requisiten aktuell noch auf die Bühne gehen darf.
Klassiker kommt von Klasse
Ich meine, das kann ich. Die Kartenente ist in der Tat ein ziemlich altes Kunststück. Aber sie wird bis heute gerne vorgeführt, hat also viele „Innovations-Stürme“ im Laufe der Jahrzehnte überlebt. Eben, weil sie gut und unterhaltsam ist. Und weil Tiere im Kinderprogramm immer gehen. Kinder lieben Tiere.
Insofern ist die Kartenente tatsächlich ein Klassiker. Aber Klassiker kommt von Klasse – nur die guten Tricks setzen sich dauerhaft durch. Die Kartenente ist einer davon. Und nebenbei ist sie im Prinzip nichts anderes als das bei Kartenkunststücken für Erwachsene äußerst beliebte Thema: „Zieh mal eine Karte und ich finde sie dann im Stapel!“ Hier eben in einer kindgerechten Version mit einer Ente, die die Arbeit macht.
Zeitgemäße Kinder-Vorstellungen
Und überhaupt: Kinder kennen keine Klassiker. Für uns Kinder-Zauberkünstler gilt ja die erfreuliche Regel, dass sich unser Publikum alle 4 – 5 Jahre erneuert. Wir zaubern für die Altersklasse von ca. 5 – 10 Jahren. Und Jahr für Jahr kommen neue junge Kinder dazu, die noch nie eine Zaubervorstellung gesehen haben – und keinen Trick und erst recht keinen Klassiker kennen. Für diese Kinder gibt es also keine alten oder neuen Tricks, bzw. Kunststücke, sondern nur gute oder schlechte.
Ich kann also durchaus die Klassiker zeigen, aber ich muss sie gut zeigen. „Gut“ bedeutet dabei für mich: Zeitgemäß. Aber was bedeutet das nun wieder konkret?
Für mich heißt „zeitgemäß“, dass ich meine Präsentation eines Kunststückes an die Erwartungen der Kinder anpasse. Kinder in einer Zaubervorstellungen wollen überrascht werden, wie wollen Spaß haben, sie möchten ernst genommen und aktiv in das Geschehen einbezogen werden.
In Bezug auf die Requisiten bedeutet das zunächst einmal, dass sie diese aus ihrem Lebensumfeld kennen müssen. Requisiten, die ich erst erklären muss, taugen nichts für Kindervorstellungen. Zudem erwecken sie automatisch den Verdacht, dass sie zaubern, nicht der Zauberkünstler. Daher passen Tiere immer gut ins Kinderprogramm: Kinder kennen Tiere und sie lieben sie.
Und auch die zugehörigen Karten müssen für die Kinder eindeutig sein. Die Poker-Size Bicycle- oder Phoenix-Karten sind das nicht unbedingt für jüngere Kinder. Eher schon Uno-Karten oder welche mit klaren Zeichnungen oder Zahlen.
Meine Kartenente muss also problemlos als eine Ente erkennbar sein. Das ist sie – siehe Foto oben. Ob ich eine einfache, klare Ente benutze oder eine etwas verschnörkelte, aufgehübschte im Disney-Style ist eine andere Frage, über die man gerne nachdenken kann. Ich glaube, die Entscheidung hängt auch von mir als Person ab: Das Outfit der Requisiten muss auch zu mir als Person passen, es muss authentisch sein. Ich bin davon überzeugt, dass die Kinder spüren, ob ich mich mit meiner Ente auf der Bühne wohl fühle. Und zu meinem Alter passt eine schlichte Ente besser als eine aufgestylte, finde ich jedenfalls …
Aber nicht nur mein Requisiten, die Ente und die Karten, müssen passen. Auch die Präsentation des Tricks muss kindgerecht und gut sein, damit aus dem Händlertrick „Die Kartenente“ eine tolles Kunststück für die Kinder wird.
Gedanken dazu folgen in der Fortsetzung dieses Beitrags.
Was meinst du? Wie müssen Requisiten für eine Kindervorstellung aussehen? Welche benutzt due gerne? Setzt du die Klassiker ein?
Als Handwerker mit einer kleinen Werkstatt liebe ich es, eigene Ideen für den Requisitenbau umzusetzen. Auch wenn meine graphische Begabung noch erweitert werden kann, haben manche meiner Requisiten aus Sperrholz eben diesen bestimmten Charme eigener Produktion, welche von den Kindern Beachtung findet. Mit diesen Unikaten zaubert es sich für mich individueller, sie entsprechen eher der Welt, die ich optisch entstehen lassen möchte und zu denen ich die Kinder einlade.
Sind Klassiker nicht die Kunststücke, bei denen die Kinder, wenn sie die Requisiten sehen: „Kenne ich schon!!!“ rufen?