3 Hinweise von Steve Cohen

Von Roman Ertl

Steve Cohen gibt in seinem Buch „Win the Crowd: Unlock the Secrets of Influence, Charisma, and Showmanship“ verschiedene Vorschläge für die Persönlichkeit des Zauberers, welche (siehe Artikel ZZ) für viele Familienzauberer vielleicht zentral stehen.

Drei davon möchte ich hier herausstellen:

1. Sei mutig und gehe Risiken ein

Die Persönlichkeit des Zauberers sollte nach Cohens Ansicht eine Kühnheit besitzen etwas ausprobieren, was er vorher noch nicht versucht hat. Dies schließt ein Scheitern mit ein, doch dies darf ihn nicht daran hindern, es weiter zu versuchen. So steckte Cohen z. B. Zuschauern eine bestimmte Münze oder Karte (unerkannt) in ihre Tasche. So ein Gegenstand bekommt dann Bedeutung, wenn es auf der Bühne verschwindet (Duplikat) und es im Publikum bei der überraschten Person (Vater des Geburtstagskinds?) in der rechten Jackentasche wieder auftaucht. So ein „umgekehrtes“ Pickpocketing in der Pre-Show Arbeit ist durchaus riskant.

Meine bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass ein wohlwollendes Publikum Risiken durchaus würdigt, auch wenn es nicht so laufen sollte, wie vermutet.

2. Das Publikum will und mag dich! Erwarte also Erfolg!

Dies ist eine mentale Annahme, die der Zauberer gerne (gemäß Cohen) sich vor jedem Auftritt selbst deutlich machen kann. Mit diesem Gedankenspiel verfliegt angeblich die manchmal blockierende Anstrengung, das Publikum überzeugen zu müssen. Der Zauberer bewegt sich leichter, seine Stimme ist entspannter, liebenswürdiger und humorvoller bei Unvorhergesehenem.

Da jedes Familienpublikum in Wirklichkeit stets anders und individuell ist, wissen wir häufig im Voraus nicht, was uns erwarten wird.

Das Gegenteil aber wäre zu denken: Hoffentlich mache ich keine Fehler; Oh, das ist ja schon einmal schiefgegangen; Ohje, das ist ein schwieriges Publikum usw. Cohen sieht in solchen Gedankengängen eher die Gefahr, dass sie sich dann wirklich erfüllen und die Vorstellung tatsächlich schwieriger wird.

Steve Cohen

Für Zauberer, die mit negativen Erwartungen zu kämpfen haben, empfiehlt er den „5 Fehler Spielraum“ nach Juan Tamariz. Dieser weltbekannte Magier erlaubt sich nämlich selbst fünf Fehler bei einer Vorstellung! Wenn er den ersten Fehler macht, geht es locker bei ihm weiter, er lacht sogar gerne dabei, denn er hat ja noch vier weitere in petto. Viele Zuschauer merken deshalb auch nichts von diesem Fehler. So ein entspannter Umgang mit Fehlern führt manchmal sogar zu einem neuen Out. Als bei Cohen einmal ein zweites Tuch (Duplikat) blitzte, räumte er sofort ein, dass er mit einem zweiten Tuch arbeitet, denn er könne ja nicht wirklich zaubern – und machte dann ein doppeltes Tuchverschwinden.

 3. Vorschlagen statt vorschreiben

Der Zauberer sollte direktive Anweisungen und strikte Vorgaben minimieren, sondern vielmehr einladen und implizit hinlenken. Also nicht: „Wir befinden uns jetzt im Märchenschloss und ihr seid die Frösche!“, sondern: „Wie schön wäre es in einem Königsschloss mit einem Teich, wo wunderbare Frösche sind. Welche Farbe könnte das Kleid der Prinzessin haben?“

Das „Vorschlagen“ ist umfassend von Cohen gemeint, also auch die Kleidung des Zauberers, sein Habitus und seine Requisiten laden zu etwas ein, was er beabsichtigt, z. B. eine Atmosphäre zu erzeugen oder Grenzen aufzuzeigen, ohne diese direkt heraufbeschwören zu wollen. Er vermeidet deshalb z. B. einen Zauberer bei der Ankündigung vor dem Publikum mit dem Prädikat „wirklich gut“ zu deklarieren; denn ob er gut oder geeignet ist, (für das gerade vorhandene Szenario) zeigt sich dann von selbst während der Vorstellung.

Als Lehrer habe ich ähnliche Schlüsse ziehen können. Wer vor lebhaften Schülern „Ruhe“ durchsetzen wollte, mühte sich allzu häufig umsonst ab. Wer einfühlsam zu bestimmten Aktivitäten hinlenkte, der war erfolgreicher.

Bestimmt gibt es zahlreiche Ideen, die Persönlichkeit eines Familienzauberers zu inspirieren. Welche waren für Euch von Bedeutung?

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