Zaubern vor dem Fenster…

Von Roman Ertl

… ist nur ein Teil von Peter Vohraliks zauberischem und künstlerichem Schaffen. Mit dieser Aktion hat er in Corona-Zeiten für positives Aufsehen gesorgt. TV und Presse haben ausgiebig darüber berichtet. Als Zauberkünstler ist er mit seiner Bühnenfigur als Maler, der er auch im „echten“ Leben ist, für die Deutsche Meisterschaft der Zauberkunst qualifiziert. Für uns stand er für ein Interview zur Verfügung.

Peter, was hat Malen mit Zauberei zu tun? Wo war die Brücke, auf der ein Maler zur Zauberkunst schreitet?

Jetzt stellst du gleich zwei Fragen, die nichts miteinander zu tun haben. Fangen wir mit „Was hat Malen mit Zauberei zu tun?“ an. Beides ist Kunst. Das ist offensichtlich und in beiden Kunstformen ist die Handschrift des Künstlers für die Wiedererkennbarkeit ausschlaggebend.

Was nicht so offensichtlich ist, ist, dass Maler und Magier Illusionen erschaffen. Gut, wie der Magier dieses macht, sollte hier bekannt sein, doch wieso erschafft der Maler Illusionen? Was ist ein Bild? Eine Illusion. Das, was wir auf dem Bild sehen, ist nicht vorhanden. Es gibt dort keine greifbaren Gegenstände, keine Räume mit Tiefe. Landschaften und Personen sind oft erfunden oder willkürlich zusammengestellt. Auf einem Bild ist alles möglich. Ich gehe sogar noch weiter. Abstrakte Bilder, nur aus Farben und Flächen, erschaffen Gefühle, obwohl wir nichts Konkretes erkennen. Alles nur Illusion.

Doch das ist nicht der Grund, weshalb meine Bühnenfigur ein Maler ist. Ich muss etwas ausschweifen! Gelernt habe ich das Malen in meiner Ausbildung und vor 20 Jahren gründete ich eine Malschule.

Durch einen Zufall habe ich mich 2015 auf einem Straßenfest mit einem Gaukler unterhalten und wie selbstverständlich führte er immer wieder Zaubertricks vor. Ich war begeistert, hatte Blut geleckt. Das wollte ich auch können. Ganz nach dem Prinzip „do it yourself“ legte ich los. Hier ein paar Effekte gekauft, da YouTube geschaut, viel geübt und gebastelt.

Nach einem Jahr des einsamen Zauberns bin ich dem MZvD, Ortszirkel Duisburg Oberhausen beigetreten. Jetzt muss man dort auch eine Prüfung mit einer Bühnennummer ablegen und da habe ich nach einer Bühnenfigur gesucht, denn einfach nur Effekte vorführen wollte ich nicht. Was liegt da näher als eine Figur, die man ist, mit der man sich nicht verstellen muss und welche es in der Zauberwelt noch nicht gibt. Der Maler. Selbst das Suchen und Basteln der passenden Requisiten und Effekte ist so relativ leicht gewesen. Und da war er: Der Maler, der nicht zaubert, sondern bei dem die Kunst zaubert.

Ein großes Plus der Figur des Malers ist es, dass sein Arbeiten sehr visuell ist. Farben und Formen sprechen Jung und Alt an. Das Gestalten erweckt Erwartungen und Neugier. Auch die Materialien, mit denen ich arbeite, wie Farbtuben, Pinsel, Staffelei oder Keilrahmen sind den Zuschauern bekannt.
Das bringt zwei große Vorteile.

Erstens ist meine Show sehr visuell. Man muss sich nichts merken oder verstehen. Es reicht, sich zurückzulehnen und zu staunen. Durch die Einfachheit der Effekte ist das Programm für Erwachsene und Kinder geeignet.
Zweitens sehen meine Requisiten nicht nach Zauberei aus. Es sind ausschließlich Materialien oder Gegenstände aus meinem Atelier und weil sie nicht nach Zauberei aussehen, ist der Effekt noch überraschender und verblüffender.

Auch mit dem Ruf des Künstlers zu spielen, ist spannend. Da gibt es so viele Vorurteile und Klischees, derer man sich bedienen kann, wie bei fast keiner anderer Berufsgruppe. Eine Fundgrube an Möglichkeiten, die ich lange noch nicht ausgeschöpft habe.

Was für eine „Botschaft“ transportierst du mit deiner magischen Arbeit?

Puh. Da gibt es eigentlich keine Botschaft! Zumindest sehe ich keine. Muss überhaupt alles eine Botschaft haben? Irgendwie ist das ein Spleen der Zeit. Alles muss belehren, eine Botschaft oder Mehrwert haben. Wieso? Natürlich kann etwas eine Botschaft haben. Ich liebe Kunst mit Aussage und Tiefgang aber nur, wenn es passt und authentisch ist. Mindestens genauso wichtig ist für mich Kunst, die unterhält und in eine andere Welt entführt. Mein Ziel ist es, auf zauberhafte Art zu unterhalten und die Zuschauer ein paar Minuten den Alltag vergessen zu lassen. Wenn das gelingt und sie verblüfft und gut gelaunt nach Hause gehen, bin ich mehr als zufrieden.

Was möchtest du in den nächsten Jahren magisch gestalten?

Meinst du mit gestalten Projekte? Da habe ich einen ganzen Ordner voll und Corona ist mir so richtig in die Planung gegrätscht. Allen voran die Deutsche Meisterschaft, wo ich mit meiner Bühnennummer dabei gewesen wäre. Dann war noch eine große Street Magic Performance angesetzt. So richtig toll und groß. Aber wieder Corona. Das waren die Pläne 2020 und sind „jetzt“ die Pläne für 2021. Ich könnte heulen. Aber wem geht es besser?

Zurzeit arbeite ich an meiner Bühnennummer. Da gibt es viele Baustellen. Zum einen versuche ich, sie zu verbessen, zum anderen für das Ausland tauglich zu machen. Wieso? Wenn ich bei der Meisterschaft eine Platzierung hole, und dafür geht ja jeder Wettbewerbsteilnehmer hin, sind es nach der Magica bis zur FISM nur noch anderthalb Monate und dann ist es sehr knapp. Das ist alles sehr spannend und mal sehen was daraus wird.

Ach, ein Projekt habe ich noch. Für den mobilen Einsatz auf der Straße oder für Veranstaltungen im Freien baue ich seit einer ganzen Weile an meiner mobilen Bühne auf Rädern. Die muss dieses Jahr auch fertig werden. Ist nicht mehr viel. Aber ihr wisst ja wie das ist. Läuft das Ding einigermaßen rund, zögert man den Feinschliff heraus. Ja, das Ding muss unbedingt noch fertig werden.

Und dann muss noch das Chaos in meinem Zauberzimmer beseitigt werden. Sortieren, Entmisten und Aufräumen. Aber da reicht so eine Pandemie von der Zeit her nicht aus.

Vielen Dank für das Interview

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