Auftritt fast wie vor Corona

Wer hätte das gedacht? Obwohl zurzeit alles schon fast wieder komplett brach im Lockdown liegt, mein Zaubertheater selbstverständlich wie alle anderen auch geschlossen ist und Auftrittsanfragen Mangelware sind, hatte ich vorgestern und gestern richtige Zauberauftritte in einer Schule. Davon möchte ich erzählen.

Die Vorgeschichte

Kurz vor den Herbstferien (als die Inzidenz-Werte ziemlich niedrig lagen) hat eine Schulleiterin angefragt, ob ich dieses Jahr zur Adventszeit in ihrer Schule auftreten könnte. Eigentlich fahren dann alle Schulen und Kitas in das Stadttheater Bremerhaven zum Weihnachtsmärchen. Das ist aber wegen Corona 2020 nicht möglich: Das Theater hat aufgrund der Einschränkungen zu wenig Plätze und der Bustransfer aus dem Landkreis in die Stadt wäre auch zu kompliziert. Die Schule wünschte daher eine Alternative für ihre Kinder in ihren Räumlichkeiten. Und so kamen sie darauf mich einzuladen, der ich hier um Umkreis als Zauberkünstler bekannt bin.

Wir einigten uns auf einen Preis pro Kind und kamen überein, dass ich vier Vorstellungen spielen sollte: Für jede „Kohorte“ (= Jahrgang) getrennt. Und insgesamt verteilt auf zwei Tage, da mir 4 Vorstellungen an einem Tag einfach zu viel Stress sind. Und die Notfalloption war: Sollte eine kurzfristige Absage wegen der Corona-Entwicklung nötig werden, entfallen die Vorstellungen ohne irgendwelche gegenseitigen Forderungen. Das kann ich generös anbieten, da ich finanziell nicht von der Zauberei abhängig bin.

Als sich letzte Woche die Steigerung der Inzidenzwerte anbahnte, hatte ich vorsichtshalber noch einmal angefragt, ob alles bleibt wie besprochen. „Ja, bleibt, so, wir freuen uns. Die Kinder sind ja ohnehin hier und bleiben in ihren Kohorten.“

Die Auftritte

Also war ich vorgestern und gestern in der Schule und habe jeweils zwei Vorstellungen meines Weihnachtsprogramms gespielt. Das einzige Corona-Zugeständnis war, dass ich nur zu zwei Kunststücken kurz je zwei Kinder mit auf der Bühne hatte – gewöhnlich sind es deutlich mehr. Dafür hatte ich eine Sprayflasche mit Desinfektionsmittel dabei und hab die Requisiten fein eingesprüht. Ansonsten haben die Kinder von ihren Plätzen aus mitgezaubert: Zaubersprüche rufen, ein „Bild vom Weihnachtsmann aus dem Gehirn ziehen“ und auf ein Tuch werfen, Zurufe aller Art zu den Kunststücken. Jedenfalls waren die Kinder am Ende der Vorstellung genauso kaputt wie ich – aber wir alle hatten unseren Spaß.

Corona Regeln eingehalten?

Nicht schreien, nicht singen, keine Aerosole ausstoßen – das war in dem Rahmen schwer, obwohl ich die Kinder immer mal aufgefordert habe, z. B. nur „ganz leise bis 3“ zu zählen. Klappte nur manchmal. Aber in der Pause der Kohorte toben die Kinder auch gemeinsam rum und sind laut…

Insofern waren dann die Auftritte fast wie ohne Corona: Laut, lebhaft, lustig und zum Staunen geeignet. Ein gravierender Unterschied war, dass die meisten Kinder auch während der Vorstellung ihre Gesichtsmasken trugen, obwohl sie das eigentlich gar nicht mussten. Aber sie waren scheinbar einfach daran gewöhnt und es machte auch nicht den Eindruck, dass es sie störte.

Meine Weihnachtskunststücke

Diese Kunststücke habe ich gespielt:

  • Exit (damit beginne ich jedes Programm, ist quasi mein Markenzeichen)
  • No tear (ebenfalls immer im Programm)
  • Die Zauberstabmaschine
  • Weihnachtsmann-Blendo (4 kleine Tücher zu einem großen)
  • Der Grinch (Gordischer Knoten thematisch angepasst auf die Geschichte vom Grinch)
  • Adventssprüche (Kellerhofs Bauernregel-Seiltrick mit Weihnachts-Regeln)
  • Rudolf mit der roten Nase
  • Weihnachtsbäckerei
  • Servietten zerreißen und restaurieren mit Scheinerklärung
  • Ende-Schild (ebenfalls in jedem meiner Programme)

Falls jemand Einzelheiten zu den Kunststücken wünscht: Bitte gerne melden!

Für die 4.-Klässler hatte ich das Programm etwas abgewandelt, weil mir einige Tricks für die Altersklasse doch zu kindisch erschienen.

Der Clou und die Moral

Und der Clou der Veranstaltung war: Ich konnte die Auftritts-Termine bei der Buchung frei auswählen und hatte mich für den 10./11.12.2020 entschieden. Was sehr klug war, denn ab Montag, 14.12., gilt in Niedersachsen, dass die Kinder bis zum Ferienbeginn nicht mehr zur Schule kommen müssen – der Besuch ist freigestellt.  Da wären sicher in der letzten Schulwoche (die ich zuerst im Visier hatte) nur noch halb so viele Schüler da gewesen…

Und die Moral von der Geschicht‘? Gar nicht zaubern gibt es nicht!

Es ist jedenfalls auch in Corona-Zeiten nicht verboten. Für die Kinder besteht weiterhin Schulpflicht (wenn nicht gerade Komplett-Lockdown ist) und außerschulische Veranstaltungen mit schulfremden Personen (Polizei, Künstler, usw.) gehören im Schulalltag zum festen Ablauf. Wenn also die Schule Interesse hat und die Corona-Bedingungen eingehalten werden (können), sind Auftritte in Schulen durchaus möglich. Und was für Schulen gilt, gilt vielleicht auch für Kitas. Es hängt aber immer davon ab, ob die Leitung das möchte – denn es bleibt letztlich ihre Verantwortung, schulfremde Personen einzuladen.

Und diese Schule fand die Aktion trotz oder gerade wegen Corona sehr gelungen, wie der Text der Schul-Homepage www.gsbederkesa.com zeigt:

Zauberei in der Schule

Da die Schule in diesem Jahr leider nicht zum Stadttheater Bremerhaven fahren konnte, wurde der Zauberer Volkmar in die Schule eingeladen. In einer Show, die ihresgleichen sucht hat er die einzelnen Kohorten durch Magie und viel Witz zum Lachen und Staunen gebracht. Eine tolle Abwechslung im Corona-Winter!“

One thought on “Auftritt fast wie vor Corona

  1. Vielen Dank für deinen Bericht und die Beschreibung deines Programmes. Das macht sicherlich vielen Zauberkünstlern Mut. Für dein Publikum war es bestimmt eine tolle Erfahrung endlich wieder Unterhaltung „live“ erleben zu können.
    Viele Grüße ,
    Bernhard

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