Ulrich Rausch
Kinder auf der Bühne
Irgendwie scheint es ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass ein Kinderzauberer Kinder auf die Bühne holen muss: Daran erkennt man eine Kindervorstellung! So jedenfalls scheint eine weit verbreitete Meinung zu sein. Ich möchte einmal grundsätzlich darüber nachdenken. Dass es sinnvoll und möglich ist, mit Kindern zusammen auf der Bühne zu arbeiten, möchte ich gar nicht in Frage stellen. Aber ist es ein Muss?
Wenn man die Zaubervorstellung aus der Perspektive des Theaters betrachtet, kann man Zweifel haben. Gutes Kindertheater kann auch stattfinden, ohne dass die Zuschauer auf die Bühne geholt werden, ohne dass einzelne Kinder zu aktiven Mitspielern werden. Gutes Kindertheater kann auch rein rezipierender Natur sein. Das setzt voraus, dass man eine spannende Geschichte und eine überzeugende Darstellung hat, um die Kinder zu fesseln und begeistern. Wenn man das zu bieten hat als Zauberer, braucht man keine Kinder auf die Bühne zu holen.
In meinen Augen braucht es immer eines guten Grundes, warum ich ein Kind auf die Bühne bitte. Warum ich es einer ungewohnten Situation aussetze, es vielleicht dadurch stresse oder auch ein Unwohlsein beschere. Es einfach nur zu tun, weil man es so macht, ist kein guter Grund, ja, noch nicht mal ein schlechter Grund: Es ist grundlos! Wenn man sich anschaut, wie manche Kolleg*innen Kinder auf der Bühne behandeln, dann kann man die folgenden Motivationen vermuten.
Kinder werden als Möbel/Deko gebraucht
Kinder werden auf die Bühnen geholt und stehen da nur rum, bekommen mal ein Tuch, einen Zauberstab oder was ähnliches zum Halten, solange der Zauberer es nicht benötigt. Aber es kommt zu keiner richtigen und aufrichtigen Interaktion mit dem Künstler. Ein Stuhl, ein Tisch, eine Ablage hätten diese Aufgabe ebenso gut leisten können.
Kinder werden zum Objekt eines Gags
Die Zuschauer lachen über das Kind, weil es etwas nicht kann, was in den Händen des Großen so leicht aussieht, sie müssen übergriffige Witze über sich ergehen lassen, die das Geschlecht, die Rasse, das Aussehen etc. betreffen. Wenn man zwei oder mehr Kinder gleichzeitig auf der Bühne hat, werden sie gegeneinander ausgespielt, indem dem einen Kind alles gelingt/es alle Fragen richtig beantworten kann usw., während das andere Kind nichts kann und weiß.
Auch ein Klapps auf den Po eines Kindes zum Abschied von der Bühne war als Gag schon zu sehen. Auch dies ist für mich, dieses Mal auf körperlicher Ebene, ein übergriffiges Verhalten, was einem Zauberkünstler nicht zusteht.
Kinder spielen eine bedeutende Rolle
Die Kinder sind nicht nur Staffage, sondern sie werden als Partner verstanden. Unter Titeln wie „Kinder sind die Helden“ oder „Das Kind ist der Star“ haben Kollegen schon ihre Vorstellung, wie man mit Kindern auf der Bühne umgehen sollte, beschrieben. Wenn man dies zusammenfassen sollte in einem Wort, dann würde man es als respektvollen Umgang bezeichnen können.
Die Grundfrage ist also: Was ist in meinen Augen ein respektvoller Umgang mit Kindern auf der Bühne?
Fortsetzung folgt
Lieber Ulrich,
ein sehr gutes und wichtiges – in meinen Augen sogar das wichtigste – Thema, das Du da ansprichst.
Wird daher auf jeden Fall auch ein elementares Thema meines Seminars in Bremerhaven sein. Ein Stichwort ist „Kniefall“. Mehr wird aber noch nicht verraten.
Beste Grüße
Mike
So Zaubere ich eigentlich fast immer.
Wenn ein Kind nicht Zaubern kann oder es Kein Wunder erlebt kommt keins bei mir auf die Bühne .
Ich hatte schon teilweise ein schlechtes Gewissen weil bei ein Kindergeburtstag nicht alle Kinder nach vorne können. Heute ist es normal für mich. Und auch nicht jedes Kind will nach vorne .